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Kafka wird der Prozess gemacht

TEL AVIV (inn) - Der Streit um den Nachlass von Max Brod wird jetzt vor Gericht verhandelt. Brod war Schriftsteller und Freund des 1924 verstorbenen Prager Literaten Franz Kafka. Experten hoffen, dass der Nachlass bislang unbekanntes Material und Briefe von Brod enthält.

Wie die israelische Zeitung „Ha´aretz“ berichtet, habe die Jüdische Nationalbibliothek in Jerusalem gegen Eva Hoffe geklagt. Sie ist die Tochter von Max Brods Sekretärin Esther Hoffe, die 2007 im Alter von 101 Jahren verstorbenen ist. Esther Hoffe hatte nicht dem Wunsch in Brods Testament entsprochen, seinen literarischen Nachlass, darunter auch Tausende Dokumente zu Kafka, einer „öffentlichen Institution“ zu übergeben.

Jetzt liegen die Papiere in der Wohnung der 75 Jahre alten Eva Hoffe in Tel Aviv und in mehreren Bankfächern. Hoffe weigere sich Zeitungsangaben zufolge, die Papiere herauszurücken, angeblich um sie nach Deutschland zu verkaufen. Deshalb gehe die Nationalbibliothek fern der Öffentlichkeit bei einem Familiengericht in Tel Aviv den Rechtsweg.

„Dokumente könnten literarische Revolution auslösen“

Die Zeitung „Ha´aretz“ hatte im Dezember 2008 mit mehreren Artikel darauf aufmerksam gemacht, dass sich die Dokumente, „die in der literarischen Welt eine Revolution auslösen könnten“, noch im Privatbesitz der Tochter der ehemaligen Brod-Sekretärin befänden. Max Brod ist es zu verdanken, dass die Werke seines Freundes Franz Kafka überhaupt erhalten geblieben sind. Denn Kafka hatte vor seinem Tod bestimmt, dass alle seine Schriftstücke verbrannt werden sollten.

Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten brachte Brod die Papiere 1939 nach Palästina und veröffentlichte zahlreiche Texte. Sein Erbe mitsamt der Kafka-Texte ging nach seinem Tod 1968 an seine Sekretärin Esther Hoffe. Sie wurde 1974 vorübergehend verhaftet, weil sie versucht hatte, das Material des Schriftstellers in die Schweiz zu schmuggeln.

Hoffe verkaufte auch mehrere Texte. Für das Manuskript des Romans „Der Prozess“ erhielt sie vom deutschen Literaturarchiv in Marbach rund zwei Millionen Dollar. Die restlichen Texte bewahrte sie in Israel und der Schweiz auf.  Experten und auch die israelische Regierung hoffen darauf, dass das Material nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

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