NÜRNBERG (inn) – Die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung: Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ ist für zweieinhalb Wochen in Nürnberg zu sehen. Kurzporträts zeigen 17 herausragende deutsche Sportlerinnen und Sportler jüdischen Glaubens, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Diese Sportidole, überwiegend der 1920er und 1930er Jahre, hatten zum Teil im Ersten Weltkrieg als Soldaten ihren deutschen Patriotismus bewiesen. Sie waren Rekordhalter in ihren Disziplinen; Olympiasieger, Nationalspieler, Europa- oder Weltmeister. 1933 aber wurden sie wegen ihres jüdischen Glaubens aus den Turn- und Sportvereinen ausgeschlossen oder gezwungen, selbst auszutreten, weiterhin wurde ihnen die Teilnahme an der Olympiade 1936 verwehrt.
Israeli als deutscher Basketballtrainer
Beispielhaft für eine solche Lebensgeschichte ist der 1931 in Berlin geborene Ralph Klein, der spätere israelische und deutsche Nationaltrainer im Basketball. Er musste 1939 mit seiner Familie nach Ungarn flüchten. Ralph überlebte mit seinem Bruder und seiner Mutter in Ungarn; sein Vater und seine Schwester wurden nach Auschwitz deportiert und sein Vater dort ermordet. 1951 wanderte die Familie nach Israel ein.
Später wurde Klein vielfacher israelischer Meister und Pokalsieger im Basketball mit Maccabi Tel Aviv, und Nationalspieler. Er wurde auch erfolgreicher Trainer bei Maccabi Tel Aviv sowie der israelischen Nationalmannschaft. 1983 folgte er dem Wunsch, die deutsche Nationalmannschaft zu trainieren, und verhalf der bis dahin im Basketball unterentwickelten Bundesrepublik zur sportlichen Qualifikation für die Olympischen Spiele. Bei deutsch-israelischen Länderspielen überließ er seinem Stellvertreter die Verantwortung für das Spiel. 2006 erhielt der israelische „Mr. Basketball“ den Israel-Preis. Er verstarb 2008 in Ramat Gan bei Tel Aviv.
Auf flachen Figuren sind die Porträts des Fußballpioniers und Begründers des Sportmagazins „Der Kicker“ vorgestellt, Walther Bensemann, sowie Fußballnationalspieler wie Julius Hirsch und Gottfried Fuchs; die Leichtathletinnen Lilli Henoch und Gretel Bergmann; die Speerwerferin Martha Jacob; die Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, die Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow. Hinzu kommen die Europameister Julius (Gewichtheben) und Hermann Baruch (Ringen), der Boxer Erich Seelig, die Tennismeisterin Nelly Neppach, der Eishockeyspieler Rudi Ball und der Schachweltmeister Emanuel Lasker.
Als erste jüdische Athletin, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges für Deutschland eine olympische Medaille gewann, wird die Schwimmerin Sarah Poewe dargestellt. Sie belegte 2004 in Athen mit der Lagen-Staffel über viermal 400 Meter den dritten Rang.
Hintergrundinformationen im Internet
Die Ausstellung wurde von Sportwissenschaftlern und Historikern geschaffen. Ausgerichtet haben sie die Stadt Nürnberg, das Zentrum deutsche Sportgeschichte e.V., die deutsche Akademie für Fußball-Kultur mit Unterstützung des „Kicker“-Sportmagazins und der Verein Geschichte für Alle e.V. Gefördert wurde die Ausstellung von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der DFB-Kulturstiftung und der Stiftung EVZ. Die Wanderausstellung war seit 2015 bereits in Berlin, Hildesheim, Husum, Köln, Fürth und Frankfurt am Main zu sehen.
Für Interessierte ist die Ausstellung auch im Internet auf Deutsch und Englisch verfügbar. Sie gewährt ausführliche Hintergrundinformationen, einschließlich der Biografien der genannten Sportlerinnen und Sportler, die als PDF-Broschüre Jewish Allstars abgerufen werden kann.
Von: Nicolas Dreyer