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Jüdische Organisation: Angeblicher Rabbiner ist in Wirklichkeit christlicher Missionar

Ein Mann lebt mehrere Jahre als Rabbiner und Beschneider unter ultra-orthodoxen Juden in Jerusalem. Doch eine Organisation beschuldigt ihn, unter falscher jüdischer Identität christliche Mission zu betreiben.
Der angebliche Rabbiner und seine Familie wirkten so, als wären sie Teil der ultra-orthodoxen Gemeinschaft (Symbolbild)

JERUSALEM (inn) – Ein amerikanischer Christ hat sich offenbar als Rabbiner ausgegeben, um unter ultra-orthodoxen Juden in Jerusalem zu missionieren. Diesen Vorwurf erhebt die Organisation „Beineinu“, die missionarische Aktivitäten in Israel kritisch beobachtet. Er beschnitt demnach ohne entsprechende Legitimation Kinder und schrieb Torarollen. Haredim im Stadtteil French Hill reagieren entsetzt auf die Enthüllung. Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe.

Nach eigenen Angaben war die Organisation der Familie des angeblichen Juden schon seit einigen Jahren auf der Spur. Doch sie habe stichhaltige Beweise haben wollen, bevor sie mit ihren Vorwürfen an die Öffentlichkeit ging. Das geschah am Sonntag, „weil eines der Kinder des Missionars in der Schule missionierte“.

Nachruf: Vater des Beschuldigten war Mennonit

Israelischen Medien zufolge trat der Mann nicht nur als Rabbiner auf, sondern auch als Cohen, also als Angehöriger der jüdischen Priesterkaste. Doch in Wirklichkeit stamme er aus einer christlichen Familie im US-Bundesstaat New Jersey. Mit gefälschten Dokumenten hätten er und seine Frau sich eine jüdische Identität zugelegt, damit sie unter dem Rückkehrgesetz nach Israel einwandern können.

Die Organisation beruft sich unter anderem auf einen Nachruf für den Vater des Betrügers, der demnach Mitglied einer mennonitischen Gemeinde war. Auch sei er nicht auf einem jüdischen Friedhof beigesetzt worden. Zudem habe der angebliche Jude missionarische Beiträge in sozialen Medien veröffentlicht. Die Frau habe sich fälschlicherweise als Tochter von Holocaust-Überlebenden ausgegeben.

Der Fernsehsender „Kanal 13“ hat Videosequenzen aus dem Jahr 2011 ausgestrahlt. Darin ist zu sehen, wie der angebliche Haredi Jesus als Messias bezeichnet. Im Gespräch mit dem Sender leugnete er, ein verdeckter Missionar zu sein: „Es ist eine Lüge, ich wurde als Jude geboren.“ Er habe sich vor sieben oder acht Jahren als Missionar betätigt, dies aber mittlerweile bereut.

Ultra-Orthodoxe versorgten Familie

Neulich verstarb seine Ehefrau, die einige Jahre zuvor an Krebs erkrankt war. Ultra-Orthodoxe in French Hill gründeten einen Fonds, um die Hinterbliebenen zu unterstützen. Ein Mitglied der Gemeinschaft, Joni Kayman, erzählte dem Sender, die Familie habe völlig ultra-orthodox gewirkt: Der Vater mit Bart, die Jungen mit Schläfenlocken, die Mädchen hätten eine religiöse Schule besucht. „Fünf Jahre lang haben wir sie unterstützt, für ihre Lebensmittel bezahlt, für Schulbusse, für alles. Und sie haben uns getäuscht“, empörte er sich.

Nach Kaymans Angaben hielten die Ermittler ihre Informationen zurück, weil sie verhindern wollten, dass der Mann umzieht und seine Tätigkeit anderswo fortführt. Zudem wollte die Gemeinschaft sichergehen, dass seine Staatsbürgerschaft widerrufen wird. Der Verdächtige indes habe unlängst begonnen, Einträge in den sozialen Medien zu löschen und andere Indizien zu entfernen. Auch habe er seine Töchter nicht mehr in die örtliche Religionsschule geschickt. Zuerst lebte die Familie in Nachlaot beim jüdischen Markt Mahane Jehuda. Doch ihre falsche Identität flog auf, deshalb zog sie nach Ostjerusalem in den Stadtteil French Hill.

Das israelische Gesetz verbietet es, jemandem mit Geld oder Geschenken zum Religionswechsel zu überreden. Zwang ist ebenso verboten. Bei Minderjährigen ist ein Einverständnis der Eltern notwendig. Missionarische Aktivitäten sind erlaubt. Sie werden aber genau beobachtet und sind vielen Israelis ein Dorn im Auge.

Von: eh

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