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Jüdische Gemeinde kritisiert Menschenrechtspreis für Parents Circle

Eine israelisch-palästinensische Initiative soll den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis erhalten. Das stößt in der jüdischen Gemeinde der fränkischen Stadt auf Kritik.
Von epd

NÜRNBERG (epd) – Die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg kritisiert die Vergabe des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an die Initiative „Parents Circle – Families Forum (PCFF)“. Man sei als jüdische Gemeinde über die Entscheidung „irritiert“, teilte die Kultusgemeinde am Montagabend mit. Bei PCFF handle es sich um eine „umstrittene israelische Kleinorganisation“, die Betroffene und Opfer von Terrorismus mit Personen gleichsetze, „die im Kampf genau gegen diesen Terrorismus ums Leben kamen“.

Die PCFF bringt seit 1995 israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den anhaltenden israelisch-palästinensischen Konflikt ein Familienmitglied verloren haben. Ein Team aus dem israelischen Ramat Efal und dem palästinensischen Beit Dschala nahe Bethlehem verbindet trauernde Menschen.

„Alleinige Schuld bei Israel verortet“

Am Montag war bekannt geworden, dass die israelisch-palästinensische Initiative den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2025 erhält. Mit der Entscheidung wolle die Jury „ein deutliches Signal der Verständigung setzen“, teilte die Stadt Nürnberg mit. Die Preisverleihung ist für den 21. September nächsten Jahres geplant.

Die Nürnberger Kultusgemeinde erklärte, auch Angehörige von Terroristen seien bei PCFF-Aktivitäten betrauert worden. Die „Gleichsetzung von unschuldigen Opfern des Terrors und Terroristen“ durch die PCFF basiere auf einer einseitigen Sicht des komplexen Nahost-Konflikts, die „die alleinige Schuld bei Israel verortet“. Ein solches palästinensisch-arabisches Narrativ halte einer unbefangenen Überprüfung nicht stand. Die meisten Spenden für PCFF kämen aus dem Ausland, „was die fehlende Akzeptanz von PCFF in Israel unterstreicht“.

Stadt Nürnberg: Von Experten ohne Bedenken empfohlen

Die Stadt Nürnberg verteidigte die Entscheidung der Jury. An ihr werde festgehalten, heißt es in einer Stellungnahme vom Dienstag. Sowohl die deutsche Botschaft als auch ein Nahost-Experte von der Stiftung Wissenschaft und Politik, Konrad-Adenauer-Stiftung und die Alliance for Middle East Peace hätten nach den Vorrecherchen des Menschenrechtsbüros die Organisation „ohne jede Bedenken für den Preis empfohlen“.

Für die neunköpfige internationale Jury, der der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) vorsitzt, seien die Aspekte absolute Gewaltlosigkeit und Opferzentriertheit wichtig gewesen, heißt es in der Reaktion. Dies sei bei PCFF der Fall. In all ihren Aktivitäten kämen immer beide Seiten zu Wort. „Es geht nicht um politische Positionierungen, sondern das gemeinsame Trauern und den Dialog“. Die Stadt bedauerte zugleich, „dass es in diesem Konflikt keine Zwischentöne und keine Differenzierung mehr gibt“.

Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. Er wird an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben, die sich vorbildlich und unter hohem persönlichem Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. 2023 hatte der kenianische Blogger und Aktivist Malcolm Bidali die Auszeichnung erhalten.

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5 Antworten

  1. Von Experten empfohlen? Preis zur Wahrung von Menschenrechten? Na ja, das vermisse ich sehr,
    wie Menschenrechte neuerdings belobigt werden. Selbst in der BRD wird das Grundgesetz verletzt.
    Die Würde von Juden ist hier antastbar. Wird die Würde von Tätern gewahrt? Mich ekelt das alles an.

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  2. Parents Circle zu beurteilen, fällt mir schwer. Aber man sollte mal diejenigen ehren, die wirklich zur ReligionEN-Verständigung beitragen. Was bewirkt Parents Circle ? Was kann Deutschland von Parents Circle lernen ? Ich meine, nicht viel.
    Für mich ist Versöhnung eine ECHTE Versöhnung, das können auch gute Schulen sein, die den Kindern ein Miteinander beibringen. In Bayern und Österreich ist das noch häufiger anzufinden, anderswo eskaliert noch Vieles mehr, sei es durch Israel-feindliche Schulbücher oder durch rechtsradikale Strömungen, wie neu in Thüringen.
    Parents Circle ist für mich kein Ratgeber, mit dem der ständige Judenhass bekämpft werden kann.
    Gemeinsame Werte von Bibel und Koran wären indes Ansätze für unsere Gesellschaft.

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  3. Tja Kriege zerstören dringend nötigen Dialog und das ist bitter! Mögen wieder bessere Zeiten kommen … menschenfreundlich und sicherer … für alle im Heiligen Land. * SHALOM

    O HERR, Gott der Heerscharen, stelle uns wieder her! Lass dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet!
    Psalm 80,20

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  4. „Von Experten ohne Bedenken empfohlen“.
    Die letzte Stimme, die man hört kurz bevor die Welt explodiert, ist der Experte der sagt: „Das ist technisch unmöglich“ (Peter Ustinov)

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  5. Unschuldige Opfer von Terror sind ausnahmslos immer die Schuld von Terroristen.
    Bei jedem Verbrechen müssen die Motive analysiert werden.
    Es ist ein Unterschied ob israelische Zivilisten direkt als Zielscheibe der Terroristen ausgewählt werden und demgegenüber arabische Zivilisten, in den Araber-Gebieten von den Terroristen als Vorzeige-Opfer erwünscht sind und somit als Opfer billigend in Kauf genommen werden.
    Als Fazit bleibt: Es gibt kein Recht auf Terror und zum gemeinsamen Trauern gehört die klare Verurteilung der terroristischen Verursacher, die alleinverantwortlich für das Leid auf beiden Seiten sind!

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