FRANKFURT/MAIN (inn) – Radikale Siedler stellen eine Gefahr für die israelische Demokratie dar, weil sie von einem Erlösungsgedanken getrieben sind. Diese Ansicht äußerte der Journalist Richard Chaim Schneider am Freitag auf der Konferenz „Der 7. Oktober“ in Frankfurt am Main. Dabei betonte er, dass dies nicht alle Israelis im Westjordanland betreffe.
Schneider sprach in seinem Vortrag über das „Trauma von Gusch Katif“. Die jüdische Verbandsgemeinde im Gazastreifen trug den hebräischen Namen Gusch Katif. Sie wurde 2005 unter Premierminister Ariel Scharon geräumt. Damals mussten 8.000 Siedler und die Armee die Küstenenklave verlassen. Seitdem sei kein einziger Israeli im Gazastreifen – „es sei denn, er ist eine Geisel“.
Zur Zeit der Räumung war Schneider, der mittlerweile für den „Spiegel“ schreibt, im ARD-Studio Tel Aviv. Er habe mehr als ein halbes Jahr mit Siedlern gelebt und deren Vision verstanden. Diese Gruppe sei „das einzige Segment der israelischen Gesellschaft, das in ähnlichen Kategorien denkt wie andere religiöse Fundamentalisten der Region“.
Das Trauma sieht der Journalist darin, dass Siedler dafür gebetet hätten, dass die jüdische Verbandsgemeinde nicht aufgelöst wird. „Sie waren sich sicher, dass Gott es nicht zulässt.“ Dass es doch geschah, habe zu einer radikalen Neuausrichtung im Westjordanland geführt – mit der Devise: „lieber Bürgerkrieg als eine weitere Räumung“. Den Staat Israel hätten diese Siedler nicht mehr anerkannt, denn er vertrete nicht die Interessen der Bürger.
Eine Ausprägung dieser Radikalität sei die „Hügeljugend“ – Kinder der ersten und zweiten Generation der Siedler, denen ihre Eltern zu gemäßigt seien. Sie errichteten illegale Außenposten auf Hügeln, ohne Zäune und Sicherheit. Dahinter stehe der Gedanke, dass das gesamte Land ihnen gehöre – und sie notfalls Gewalt anwenden dürften.
Vorspiegelung falscher Tatsachen
Schneider verwies auf die Gründung der ersten Siedlungen nach dem Sechs-Tage-Krieg vom Juni 1967. Chanan Porat hatte als kleines Kind im Unabhängigkeitskrieg erlebt, wie die vier Kibbutzim in Gusch Etzion bei Jerusalem von Jordaniern zerstört und fast alle Menschen ermordet wurden. Nach der Eroberung habe er Verteidigungsminister Mosche Dajan mitgeteiltf, er wolle mit Freunden zurückkehren und Gusch Etzion wieder aufbauen.
Dajan habe dies abgelehnt. Daraufhin habe Porat Premierminister Levi Eschkol um die Erlaubnis gebeten, das Neujahrsfest Rosch HaSchanah in Gusch Etzion zu feiern. Nach dem Fest sei die Gruppe nie wieder weggegangen.
Für Schneider ist eine solche Vorspiegelung falscher Tatsachen und mit dem anschließenden Schaffen von Fakten ein Muster. Ähnlich hätten Mosche Levinger und seine Freunde agiert, die nach Hebron gegangen seien, um dort Pessach zu feiern. Auch sie seien geblieben. Levingers Mitstreiter Elieser Waldmann habe im Gespräch mit dem Referenten Jahre später gesagt: „Wir haben immer gewusst, dass der Weg schwer ist, aber wir wussten, wir sind auf dem Weg der Erlösung.“
Siedler gegen zwei Staaten
Weil sie das Land als von Gott für die Juden bestimmt ansehen, lehnen diese Siedler eine „Zwei-Staaten-Lösung“ ab. Der Marsch durch die Institutionen habe funktioniert, mittlerweile säßen solche Leute auch in der Regierung: Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärke) und Finanzminister Bezalel Smotritsch (Religiöser Zionismus). Sie sähen jetzt eine Chance, den Fehler von 2005 wieder wettzumachen. In Regierungschef Benjamin Netanjahu sei ein Element, das ähnlich denke, doch er sei zu erfahren und zu säkular, um solchen Plänen zuzustimmen.
In der Fragerunde wiederholte Schneider seine Überzeugung, eine „Zwei-Staaten-Lösung“ sei die einzige Lösung. Gleichzeitig sehe er derzeit keinen Weg dahin. Die Palästinenser seien tief zerstritten, was der Journalist der Praxis der israelischen Regierung zuschreibt, die Hamas finanziell zu unterstützen, „um die Fatah klein zu halten und keinen Gesprächspartner zu haben“.
Hinzu komme angesichts des Terrormassakers: „Welche Israelis wären im Augenblick bereit, den Palästinensern auch nur einen Zentimeter Land zu geben?“ Eine Tragödie nach dem 7. Oktober ist aus Schneiders Sicht: „Vertreter der Rechten werden sagen, wir haben es ja immer gewusst.“
„Plötzlich zur Jüdin geworden“
Wie sich der 7. Oktober auf sie als Jüdin in Deutschland auswirkt, beschrieb die Frankfurter Autorin Barbara Bišický-Ehrlich. Sie stammt aus einer assimilierten tschechischen Emigrantenfamilie, alle vier Großeltern haben Konzentrationslager überlebt. Bis zum Terrormassaker der Hamas hatte sie nach eigener Aussage keine besondere Verbindung zu Israel, es sei ein Urlaubsland gewesen.
Doch dann hätten alle „Am Israel Chai“ (Das Volk Israel lebt) gerufen, und es sei auf einmal existenziell gewesen: „Plötzlich bin ich zur Jüdin geworden mit dem Verständnis, wie wichtig dieses Land für uns ist.“
Was sie und viele Juden nach dem 7. Oktober schockierte, waren die Reaktionen vieler Menschen in Deutschland. „Ich wusste, es gibt Judenhasser – aber nicht, dass wir so vielen Menschen egal sein könnten.“ Es habe eine unglaubliche Trauer in ihr ausgelöst, dass Leute aus dem nächsten Umfeld nicht verstanden, dass das Massaker für sie ein Trauma sei.
„Gleichgültigkeit bricht uns das Herz“
Mittlerweile sei sie nicht mehr verzweifelt, sondern wütend. Sie selbst rufe nach einer Katastrophe irgendwo in der Welt Bekannte an, die mit dem Ort zu tun haben, sagte die Autorin. Sie frage: „Wie geht es, kann ich helfen?“ Deshalb sei sie verwundert über die von vielen demonstrierte Gleichgültigkeit: „Mit Hass kann man umgehen. Gleichgültigkeit bricht uns das Herz.“
Bišický-Ehrlich las einen Text, den sie bei einer Veranstaltung am 27. Januar, dem Internationalen Holocaust-Gedenktag, in der Frankfurter Paulskirche vorgetragen hatte. Darin stellt sie fest: „Ich weiß jetzt, wer meine Freunde sind. Es sind nicht so viele, wie ich dachte, aber zu wissen, wer zu einem steht, das ist doch etwas Gutes, nicht?“
Veranstalter der dreitägigen Konferenz „Der 7. Oktober“ waren die Bildungsabteilung des Zentralrates der Juden in Deutschland, die Kinder- und Jugend-Aliyah e. V. sowie das israelische Generalkonsulat in München.
14 Antworten
Ich wünsche den Jüdischen Siedlern viel Kraft für die Zukunft. Es ist immer wichtig, an Gott zu glauben, und ER wird Seinem Volk Recht schaffen. Jüdische Sieder, Beduinen und Samariter sollten friedlich zusammenleben können in Judäa und Samaria, nicht aber die terroristischen Palästinenser.
Es wäre schön, wenn die UNO neutral wäre, aber wir wissen alle, dass die UNO mit UNRWA mit der HAMAS zusammenarbeitet und es KEINE neutrale UNO mehr gibt.
Deutschland ist erneut zu einer Israel-feindlichen Katastrophe geworden, und GER ist mit dem Iran mehr verbunden als mit Israel.
Ich bin Deutsche und finde es zutiefst beschämend, dass unsere jüdischen Mitbürger hier wieder bedroht werden. Und der Antisemitismus so offen zur Schau getragen wird. Von den arabisch muslimischen Zuwanderen war das vorher zu sehen. Aber dass sich diese sonst so moralisierende linke
Community nun damit auch gemein macht, dass ist eine Schande.
Danke für den Artikel. Israel muss man teils sehen als Bibl. Land, Religiöse und Säkulare. Als damals Israel Gaza räumte, Land für Frieden, wurde alles mit der Wahl dort pro Hamas, pro Terror, pro „alle Juden ins Meer“, Charta Hamas.
Auch mein Herz ist gebrochen seit dem 7.10.-
Verwandte blieben im KZ als Asche. Israel war immer mein Herzensland. Massaker löste Trauma aus. Welt sieht es nicht. Im Gegenteil, Antisemitismus steigt, siehe Berlinale, ESC, Kulturelle, BDS, Schande BRD.
Ben Gvir tut IL nicht gut.
Eine Zweistaatenlösung w i l l die UNO und Intern. Staatengemeinschaft o h n e das Hamas Waffen niederlegt, ohne Hisbollah zu entwaffnen, ohne Finanziers wie Katar, Iran zu verurteilen, bzw. den Jord. König zur Annektions- Wahrheit aufzufordern.
Abbas Millionär von Hilfsgeldern. Betrug am eigenen Volk.
UNRWA abschaffen. Hamas Befürworter.
Wie soll da Frieden entstehen?
Und ja, ich bin traurig und unendlich froh, wenn ich in 3 Wochen wieder in Israel helfen kann.
Schtaje reichte auf Wunsch Abbas Rücktritt vor 4 Stunden ein. Ich würde nichts tun, was dieser Greis sagt. ( Sorry, mag ältere Menschen, aber nicht in polit. Ämtern, fest geklebt)
Naja ,Die typisch westliche Denkweise von Herrn Schneider. Sie blendet aus, bzw. sieht nicht, oder will nicht sehen, dass bei den Palästinensern, auch wenn sie proforma die Existens Israels anerkennen würden, die Auflösung des Jüdische Staates das Endziel bleibt. Die 2 Staatenlösung wird nur als ein Ettappenziel angesehen . Die Hamas will das ohne den Umweg 2 Staatenlösung,andere durch die Rückführung der über 5 Millionen „Flüchtlinge“ und die Israelis währen dann im demokratischen System in der Minderheit und irgendwie würden die dann zum Verlassen ihres Landes gebracht werden. Da würde das Völkerrecht dann andersrum als Fallstrick für die Juden verwendet werden, siehe Täter Opfer Umkehr beim Massaker am 7.10. Wenn man immer von Besatzung spricht, dann müsste man bei Schlesien Westpreußen und Mek.Pom. auch von Besatzung von Gebieten sprechen, die im Zuge eines Krieges erobert wurden. Und die Siedler mit Terroristen gleichstellen ist schon ein Hammer, auch wenn sie extrem sind. Mal ehrlich wer vergiftet das Verhältnis Palästinenser,Juden, ich sage nur Pal. Schulbücher ,heimtückische Attentate, Terroristengehälter usw. Aber davor verschließt man die Augen.
Als Ergänzung: Die Augen werden bei den Mächtigen dieser Welt verschlossen, in der deutschen Bevölkerung gibt es viele weinende Augen, die über diese Israel-feindliche und gleichfalls Putin-freundliche Zeit sehr unglücklich sind. Es bleibt nur zu hoffen, dass endlich auch mal die Vernünftigen sich zusammentun und z.B. gegen die Israel-feindliche Ampel demonstrieren. Aber das geschieht nicht in GER, die Ampel kann machen, was sie will, sie wird nicht attackiert, und Baerbock treibt alle Israel-Freunde zum Wahnsinn. Am Ende wird die UNRWA wieder Geld aus Deutschland erhalten, das wird kommen…
Nachtrag,es muss nicht Mek. Pom, sondern Pommern heisen und Ostpreußen.
Richard C. Schneider steht politisch links, seine Haltung ist gegen den jüdischen Staat Israel. Er hat sich auch gegen die notwendige Justizreform und gegen die Regierung gestellt. Zu betonen ist, dass die jüdischen Siedlungen in Judäa/Samaria völkerrechtlich legal sind. Denn nach wie vor ist das Völkerbundmandat von 1922 gültig, das für die jüdische Heimstätte das Gebiet vom Jordan bis Mittelmeer festlegte. Daran haben weder der am Nein der Araber gescheiterte UNO-Teilungsplan, noch die illegale Besetzung durch die Jordanier dieser Gebiete inkl. Ostjerusalem etwas geändert. Einzig zu beachten ist Privatland von Palästinensern.
Er würde besser daran erinnern, dass im sog. Westjordanland es im 1. Halbjahr 2023 über 3,000 Attacken zur Ermordung von Juden gab. Hinzuweisen wäre auch auf die massive illegale Bautätigkeit von Palästinensern in der nur von Israel zu verwaltenden Zone C des Westjordanlands.
Typisch auch sein ja für eine Zweistaatenlösung, die Israel massivem Terror seitens Osten aussetzen würde. Die Charta der PLO hat die Vernichtung Israels zum Ziel. Daran hat sich nichts geändert. Das Problem der UNRWA ist vor allem das, dass dort hunderttausende Kinder gegen Israel indoktriniert werden, dass in deren Schulbüchern es kein Israel gibt. Ein Palästinenserstaat würde sich für Israel katastrophal auswirken, egal, welche Verträge zur Absicherung Israels geschlossen würden. Schon Arafat hat sich nicht an Oslo gehalten.
Schneider gehört zu denen, die Israel in den Medien in ein falsches Licht zu stellen pflegen. Bedauerlich sein Auftreten an Konferenzen.
Vielen Dank für die Informationen von Hanspeter Büchi hinsichtlich der Historie Judäa/Samaria seit 1922.
Ich hoffe, dass es bald eine bessere Zeit geben wird, dazu müssen sich MEHR Menschen in dieser Welt für
Israel und die Rechte des Jüdischen Volks einsetzen. Judäa und Samaria sind Biblisches Kernland, und auch die Samariter sind zu erwähnen (ca. 800 Menschen). Pal. Terroristen haben hingegen dort NICHTS zu suchen.
Das muss man Herrn Borrell und vielen Anderen erst mal erklären…
Shalom,AmIsraelchai@-Ich bin genau Deiner Meinung.Freut mich das Du wieder in unser Land gehst.Werde in Juli auch wieder in Israel sein für 3Wochen.Da ich jetzt Ausbilder für Hundestaffelführer bin werde ich noch 2jahre weiter machen.2mal im Jahr.Hoffe ich krieg es hin.Habe noch schlimme Errinerungen an vergangene Zeit. Jerusalem
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.
2-Staaten-Lösung = Vernichtung Israels
Ich bin immer wieder erschüttert über die Gleichgültigkeit der Menschen in Deutschland, solange man nicht Israel benennt. Dann kochen sofort die Emotionen hoch. Gegen Israel und für die „armen Zivilisten in Gaza“.
Die meisten Leute wollen die Wahrheit gar nicht wissen oder haben Angst vor den Terroristen, die auch in Deutschland und Europa aus ihren „Tunnelsystemen“ hervorkommen und da und dort Schrecken verbreiten.
Man vertuscht ja schon lange, wessen Geistes Kind die Messerstecher und andere sind, um die Bevölkerung nicht zu ängstigen…
Wie ich schon an anderer Stelle schrieb: ein Teil der sogenannten ‚Siedler‘ sind nicht unbedingt sympathische ‚Zeitgenossen’…Juden sind eben auch nicht ‚bessere Menschen‘.