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Jesaja in h-Moll

Zum zweiten Mal haben Musiker das Internationale Festival „Bach in Jerusalem“ veranstaltet. In diesem Zusammenhang zeigte das Bachhaus Eisenach eine Sonderausstellung zur Messe h-Moll von Johann Sebastian Bach.
Der CVJM-Turm bildet den Seraph aus dem Jesaja-Buch ab. In anderer Form findet sich diese Bibelstelle auch in Bachs h-Moll-Messe.

JERUSALEM (inn) – „Der Verleger Hans Georg Nägeli betitelte den Erstdruck der Messe mit ‚Ankündigung des größten musikalischen Kunstwerks aller Zeiten und Völker‘“, weiß Jörg Hansen, Direktor des Bachhauses Eisenach und Kurator der Sonderausstellung zur Messe h-Moll. Diese war in der Empfangshalle des Jerusalemer CVJM-Zentrums fünf Tage zu sehen.

Gezeigt wurden die Originale der beiden Erstdrucke des Werks von 1833 und 1845. Neben den informativen Schautafeln finden sich auch drei Kupferstich-Porträts von Persönlichkeiten des sächsischen Hofs, denen Bach das Werk ursprünglich gewidmet hatte.

„In den 20er und 50er Jahren wurde Bach oft als fünfter Evangelist bezeichnet.“ Auch wenn viele Zuhörer das immer noch so empfinden mögen – „die Forschung hat sich inzwischen von der Verklärung Johann Sebastian Bachs distanziert“. Auch hält der promovierte Philosoph nicht viel von Zahlenspielen: „Papier war damals teuer, deshalb waren Takte vorher festgelegt. Das waren pragmatische Gründe, da muss man nicht anfangen, zu viel Bedeutung hineinzulesen.“

Überraschende Entdeckung am CVJM-Gebäude

Die Entstehung der h-Moll-Messe sei „eine recht holprige Geburt“ gewesen. „Doch natürlich bleibt die Messe ein Meisterwerk.“ Das Sanctus gelte als einer der Höhepunkte der Messe: Zwei Chöre singen mit jeweils drei Stimmen. Das ist kein Zufall, denn zu Beginn des sechsten Kapitels im Buch Jesaja werden die Seraphim beschrieben: „Ein jeder hatte sechs Flügel: mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum anderen und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!“

Als Hansen zur Veranschaulichung die Abbildung eines Seraph suchte, stieß er im Internet auf den Turm des Jerusalemer CVJM-Gebäudes. „Dass ausgerechnet hier, wo die Ausstellung gezeigt werden sollte, ein solcher Engel auf dem Turm abgebildet war, freute mich natürlich.“

Hansen verweist auf eine Schautafel mit dem abgebildeten Foto von Bachs Bibel: In 2. Mose 15 ist der Lobgesang des Mose nach dem Durchzug durchs rote Meer aufgeschrieben. Danach nimmt Mirjam ihre Pauke und auch sie singt ein Loblied. Neben diesen Versen findet sich in Bachs Bibel der handschriftliche Eintrag: „Erstes Vorspiel auf zwei Chören zur Ehre Gottes zu musizieren.“ Hansen ist sicher: „Diese Bibelstelle bildet den Ausgangspunkt der Mehrstimmigkeit“.

Von: mh

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