JERUSALEM (inn) – Vor 50 Jahren berief der damalige Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek, am 22. September 1966, das erste Treffen der Jerusalem-Stiftung („Jerusalem Foundation“) ein. Seitdem investierte die Stiftung umgerechnet über 1,3 Milliarden Euro in die kulturellen und sozialen Institutionen der israelischen Hauptstadt. Der Auftrag ist es, den Pluralismus für die drei dominierenden monotheistischen Religionen der ungefähr 800.000 Einwohner zu fördern.
Um das 50-jährige Bestehen der Jerusalem-Stiftung feierlich zu begehen, haben sich am Dienstag für drei Tage Menschen des öffentlichen Lebens im David-Citadel-Hotel getroffen. Unter den Persönlichkeiten befanden sich, wie die Tageszeitung „Jerusalem Post“ berichtet, Staatspräsident Reuven Rivlin, der amtierende Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat, der französische Philosoph Bernard Henri-Levy sowie der britische Oberrabbiner Jonathan Sacks. Sie würdigten gemeinsam die Leistungen der Stiftung und diskutierten über neue Herausforderungen.
Seit ihrer Gründung hat die Stiftung dank der Förderung durch weltweite Spender über 4.000 Projekte unterstützt. Das gilt sowohl für Araber als auch für Juden im West- wie im Ostteil der Stadt, die ein Dreivierteljahr nach der Gründung wiedervereinigt wurde. Obwohl die Stiftung mit der Stadtverwaltung zusammenarbeitet, besteht sie auf ihre Unabhängigkeit. Zu den wertvollsten Beiträgen zählen die Max-Rayne-Hand-in-Hand-Schule für jüdisch-arabische Bildung, 21 Bürgerhäuser für Araber und Juden, die in der gesamten Stadt verteilt liegen sowie zahlreiche Synagogen. Auch das Chan-Theater, das Beit-Alpert-Musik-Zentrum und das Bernard-M.-Bloomfield-Wissenschaftsmuseum gehören zu den Errungenschaften.
Rivlin lobt „Aufbauer der Stadt“
Staatspräsident Rivlin lobte in seiner Rede am David-Citadel-Hotel besonders die frühere Stiftungspräsidentin Ruth Cheschin. Er nannte ihre Familie, die bereits in der siebten Generation in Jerusalem lebt, die „Aufbauer der Stadt“. Darauf anspielend, dass seine eigene Familie auch seit sieben Generationen in Jerusalem lebt, sagte Rivlin augenzwinkernd: „Ich werde nicht darüber streiten, welche Familie mehr aus Jerusalem stammt. Dann würde ich nämlich gewinnen.“
Das Staatsoberhaupt bedankte sich bei Cheschin für das, was sie für die Stadt, aber auch die Jerusalemer Bürger getan habe. Cheschin war wie Kollek Gründungsmitglied der Stiftung. Die Gelobte freute sich in ihrer Rede über die vielen bekannten Gesichter aus den frühen Tagen der Stiftung. Genau so stark sei ihre Freude aber auch über die vielen jungen Gesichter, die zeigten, dass das Projekt lebendig ist und die Stiftungsfamilie wachse. „Als Teddy Kollek nach Jerusalem kam, war die Stadt klein und vernachlässigt“, sagte Cheschin. Damals habe es nichts mit der Jerusalem-Stiftung Vergleichbares gegeben. Sie habe dann für andere Städte als Vorbild gedient. Das allererste Projekt der Stiftung sei es gewesen, Grünanlagen und Parks in verarmte Bezirke zu bringen.
„Ihr macht Gottes Arbeit“
Auch der britische Oberrabbiner Sacks kam zu Wort: „Wir müssen noch ein Stückchen gehen, bis Jerusalem der wahren Bedeutung seines Namens, nämlich Stadt des Friedens, gerecht wird.“ Auf Tausende verschiedene Arten kümmere sich die Stiftung um die Differenzen in der Bevölkerung. Damit berühre sie die Leben zahlreicher Menschen durch wirtschaftliches Wachstum, Bildung, Kultur und Kreativität: „Ich danke und segne euch. Ihr macht Gottes Arbeit.“
Daran anschließend sagte der israelische Journalist und Bestseller-Autor Ari Shavit („Mein gelobtes Land“) auf dem Podium, dass es für ihn keine Frage sei, dass Jerusalem die Stadt Gottes sei. Er bezeichnete sich selbst als keine sonderlich religiöse Person: „Aber ich bin mir sicher, dass es einen Gott in Jerusalem gibt, weil sich auf diesen Hügeln der Himmel und die Erde treffen.“ Shavit lobte besonders die Unterstützung der Stiftung von einem pluralistischen Gemeinwesen in Jerusalem.
„Jerusalem bleibt ein Symbol für die Welt“, sagte die aktuelle Stiftungspräsidentin Johanna Arbib-Pergia. Für sie ist Jerusalem die vereinte Hauptstadt des Staates Israels. Aber es müsse weiter intensiv an der Verbesserung und Stärkung auf dem Sektor der Humanität gearbeitet werden. (mm)