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Jerusalem: 25.000 Menschen feiern Homosexuellenparade

Ein Jahr nach dem Mord an der Teenagerin Schira Banki hat die Jerusalemer Homosexuellenparade einen neuen Teilnehmerrekord aufgestellt: Rund 25.000 Menschen drückten am Donnerstag ihre Unterstützung für die Gemeinschaft der Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Menschen aus.
Jerusalem: Die Regenbogenfahne dient als Symbol für Toleranz und Vielfältigkeit
JERUSALEM (inn) – „Meine Tochter wurde umgebracht, weil sie daran glaubte, dass niemand aufgrund seiner Sexualität diskriminiert werden darf.“ Das hat der Vater der getöteten Jugendlichen, Ori Banki, bei der Abschlusskundgebung der „Gay Pride Parade“ (Homosexuellen-Stolz-Parade) am Donnerstag im Jerusalemer Unabhängigskeitspark gesagt. Er und seine Frau Mika riefen in ihrer Rede die Öffentlichkeit dazu auf, Hass, Ignoranz und Vorurteile aus der öffentlichen Debatte zu verbannen. An der Parade hatten Schätzungen zufolge 25.000 Menschen teilgenommen, wie die staatliche Rundfunkanstalt berichtet. Das sei ein neuer Rekord für den alljährlich stattfindenden Umzug. Die Polizei hatte im Vorfeld der Parade 48 Menschen festgenommen. Es bestand der Verdacht, dass sie den Umzug unterbrechen wollten. Unter den Verhafteten befanden sich Aktivisten der rechtsgerichteten Organisation „Lehava“. Bei mindestens zwei der Verdächtigen sind Messer gefunden worden, teilte die Polizei mit. Die Parade fand unter verschärften Sicherheitsbedingungen statt. Hunderte von Polizisten waren zum Schutz abgestellt worden. Als Ausgangspunkt der Parade diente eine homosexuelle Hochzeitszeremonie im Glockenpark. „Nicht einmal in der Stunde unseres größten Glücks vergessen wir die Menschen, die dafür gekämpft und sich geopfert haben, dass wir heute hier stehen können“, sagte laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ Bräutigam Jochai Werman. Damit meinte er auch den Mord an der 16-jährigen Schira Banki durch den ultra-orthodoxen Juden Ischai Schlissel auf der Parade des vergangenen Jahres. Werman bezeichnete den Vorfall als „Churban“ (Zerstörung) von Jerusalem, der gleichzeitig eine Blume gepflanzt habe, durch die der Kampf für Gleichberechtigung weitergehe. Der Bruder des inhaftierten Mörders, Michael Schlissel, ist von der Polizei kurz vor dem Umzug festgenommen worden. Offenbar planten die Brüder gemeinsam einen weiteren Anschlag auf die Parade.

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Premierminister Benjamin Netanjahu veröffentlichte eine Stellungnahme, die seine Unterstützung für die Parade ausdrückte. „Egal, ob ihr heute mitmarschiert oder nicht, möchte ich euch bitten, mit unseren Brüdern und Schwestern der LGBT-Gemeinschaft solidarisch zu sein“, sagte Netanjahu. Der Hass dürfe nicht die Toleranz überdecken. Würde, Respekt und Toleranz seien die Werte, die letztlich triumphieren würden. Zahlreiche Knesset-Abgeordnete wie Oppositionsführer Isaak Herzog, Sahava Gal-On (Meretz), Schelly Jachimovisch, Micky Rosenthal und Nachman Schai (alle Zionistische Union) marschierten bei der Parade mit. Der Vorsitzende der Partei „Jesh Atid“, Jair Lapid, sagte: „Dies ist ein Tag der Liebe und des Glückes.“ Die Fähigkeit, den anderen zu akzeptieren, sei die Basis der menschlichen Gesellschaft. Wer das nicht tue, habe ein Problem. „Was ich aktuell sehe, empfinde ich als sehr schmerzhaft“, sagte der Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan (Likud). Er sei in einem religiösen Haushalt aufgewachsen und habe eine Talmud-Schule besucht. „Das oberste Gebot, das uns beigebracht wurde, war: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, sagte Erdan. Das sei der Geist der gesamten Torah, den die Juden durch alle Generationen mit sich getragen hätten. Er erinnerte an die Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70 nach Christus: „Diese Zerstörung geschah aufgrund haltlosen Hasses.“ Rabbiner und Führer der Gemeinschaft sollten die Stimme der Vernunft und der Toleranz sein, die vereine und nicht Hass säe. Der Rabbiner Igal Levinstein, Leiter einer Torahschule in der Siedlung Eli, hatte vor kurzem eine Rede gehalten, in der er Homosexuelle als „pervers“ bezeichnete. Mit einem offenen Brief schlossen sich seiner Haltung mittlerweile 250 Rabbiner an. (mm)

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