JERUSALEM (inn) – Der scheidende Generalstabschef Mosche „Boogie“ Ja´alon sieht nach dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen eine neue Welle des Terrors auf das Land zukommen. Einen Tag vor seinem letzten Arbeitstag sagte Ja´alon in einem Interview, die Gründung eines palästinensischen Staates führe „irgendwann zu einem Krieg“.
Es sei unmöglich zu sagen, wie lange der Rückzug aus dem Gazastreifen dauere, so Ja´alon am Dienstag gegenüber der Tageszeitung „Ha´aretz“. „Wenn Israel danach zu weiteren Maßnahmen bereit ist, wird die Phase der Ruhe anhalten. Wenn nicht, wird es einen Gewaltausbruch geben: terroristische Anschläge jeder Art, Schüsse, Bomben, Selbstmordattentate, Mösergranaten, Kassam-Raketen.“ Dieser „Krieg“ werde vom Westjordanland ausgehen, so Ja´alon.
Er schloss die Möglichkeit nicht aus, dass die israelische Armee zu einem späteren Zeitpunkt erneut in den Gazastreifen einziehen müsse. Auf die Frage, ob es der Ortschaft Kfar Saba nahe Tel Aviv in Zukunft genauso ergehen könnte wie in der Vergangenheit Sderot, sagte der Generalstabschef: „Ja, und Tel Aviv und Jerusalem genauso. Es wird überall Selbstmordattentate geben.“
Die Vorstellung, ein palästinensischer Staat bringe Stabilität in die Region, sei „fern der Realität“, sagte Ja´alon. Die Reden des Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, zeigten, dass dieser „das Recht auf Rückkehr nicht aufgegeben“ habe. „Und es geht nicht um ein symbolisches Recht der Rückkehr, sondern um ein Ziel, das wirklich umgesetzt werden soll. Die Folge davon wäre, dass es hier keinen jüdischen Staat mehr gibt.“
Er kritisierte zudem: „Wenn die PA der Hamas erlaubt, an den Wahlen teilzunehmen, ohne vorher ihre Waffen abzugeben, soll das Demokratie sein? Das sind Banden, die Demokratie nur heucheln.“
Im Februar hatte Verteidigungsminister Schaul Mofas angekündigt, die Amtszeit von Generalstabschef General Mosche Ja´alon nicht weiter zu verlängern. Ja´alon, der drei Jahre Generalstabschef war, wäre von sich aus noch ein weiteres Jahr im Amt geblieben. Mehrere Politiker zeigten sich empört über die vorzeitige Entlassung Ja´alons und sprachen von einem Skandal. Militärexperten spekulieren, Premierminister Ariel Scharon und Verteidigungsminister Mofas wollten im Blick auf die anstehenden Siedlungsräumungen mit Ja´alon ein Hindernis beseitigen. Ja´alon hatte sich dagegen ausgesprochen, dass die Armee dazu benutzt würde, Juden zwangsweise aus ihren Häusern zu evakuieren.
Nachfolger Ja´alons und damit 18. Generalstabschef Israels wird der Generalmajor Dan Chalutz. Er ist der erste Generalstabschef, der aus der Luftwaffe stammt und mit 56 Jahren der älteste. Mehr zu Chalutz lesen Sie in folgendem Hintergrundartikel: Der neue Generalstabschef: Dan Chalutz.