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Israels Propagandaministerium macht Witze

In einer offiziellen Pressemitteilung versendete das Presseamt der israelischen Regierung eine offizielle Empfehlung an alle Auslandskorrespondenten, unbedingt den "Roots Club und Restaurant" in Gaza zu besuchen. Exzellent seien deren Rinder-Stroganoff und eine Creme-Spinat-Suppe.

Das Presseamt, von manchen Journalisten auch „Propagandaministerium“ bezeichnet, fügte der Pressemitteilung auch gleich den Link zur Speisekarte des Restaurant bei, mitsamt dem Selbstlob „Eine Symphonie der Bedienung“ und dem „Perfekten Ort fürs Dinner bei besonderen Ereignissen in Gaza“.

Es scheint kein Mangel in Gaza zu herrschen, weder an Meeresfrüchten noch Forellen, bestem Rindfleisch und Hühnchen, wenn man die auf 15 Seiten aufgelisteten Speisen des Menüs durchgeht. Das israelische Presseamt empfiehlt, rechtzeitig einen Tisch zu bestellen. Möglicherweise gebe es eine Ermäßigung, wenn die aus Israel eingereisten Korrespondenten ihre israelische Pressekarte zücken.

Weiter empfahl das Presseamt, einen Sprung ins Wasser des neuen und frisch eingeweihten Schwimmbads „mit olympischen Maßen“ zu tun, das gemäß Pressemitteilungen in jüngster Zeit in Gaza eingeweiht worden sei.

Man könnte meinen, dass der Frieden in Nahost ausgebrochen sei, wenn das offizielle israelische Presseamt sogar schon Empfehlungen für ein Luxusrestaurant in dem von der radikal-islamischen Hamas-Organisation beherrschten Gazastreifen ausgibt.

„Ich wollte nur mal prüfen, ob die Auslandspresse in Israel überhaupt noch eine Spur von Humor hat“, meinte Dany Seaman, Leiter des Presseamtes, auf Anfrage. Tatsächlich sei er schon von einigen Auslandskorrespondenten wegen dieser „unlauteren Reklame“ beschimpft worden, unter Anderem vom Schweizer Korrespondenten André Marty.

In Erwartung der Hilfsflottille

Seaman sei auf die Idee gekommen, der üblichen Presseberichterstattung über die angeblich leidenden Palästinenser im Gazastreifen mit dieser Werbung zu begegnen. Denn am Wochenende wird eine Flottille mit fünf Schiffen aus Europa und der Türkei erwartet. Mit vielen Tonnen Hilfsgütern an Bord wollen über 500 sogenannte Friedensaktivisten, Politiker und Journalisten mit diesen Schiffen die israelische Seeblockade durchbrechen, um den angeblich notleidenden Palästinensern zu helfen.

Der israelische Militärsprecher hatte derweil mitgeteilt, dass die Schiffe schon auf hoher See abgefangen und zurückgeschickt werden sollten. Wer Hilfsgüter für den Gazastreifen liefern wolle, könne das auf dem Landweg über Israel tun. Der Militärsprecher veröffentlichte mehrere Statistiken mit einer Auflistung von Tausenden Tonnen Nahrungsmitteln, Medikamenten, Brennstoff und anderen Materialien, die mit Hunderten Lastwagen von Israel in den Gazastreifen transportiert worden seien. Allein im vergangenen Jahr habe „jeder einzelne Palästinenser im Gazastreifen aus Israel etwa eine Tonne Hilfsgüter erhalten“. Der israelische Militärsprecher behauptete, dass im Gazastreifen „keine Not und kein Mangel“ herrschten.

Mit der Empfehlung für das teure Restaurant in Gaza wollte der israelische Presseamtschef nun „mit Zynismus“ den in Israel akkreditierten Journalisten mitteilen, dass die Lage in dem Küstenstreifen keineswegs so schrecklich sei, wie in der Propaganda und in vielen Medienberichten oft dargestellt. Seaman rechnet damit, dass am Wochenende viele Journalisten nach Gaza reisen, um den Empfang für die Friedensschiffe mitzuerleben, falls die israelische Marine sie doch durchlassen sollte.

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