ROM (inn) – Israels Oberrabbiner haben sich am Donnerstag mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan getroffen – bei der Audienz baten sie den Pontifex mit Nachdruck, die Zerstörung der Synagogen im Gazastreifen durch die Palästinenser öffentlich zu missbilligen.
Die Oberrabbiner Jona Metzger und Schlomo Amar erhielten ein 45-minütiges Privatgespräch mit Papst Benedikt. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, fand das Treffen in dessen Sommerresidenz in Castelgandolfo, südlich von Rom, statt.
„Wir können es nicht erlauben, irgendwo Synagogen, Moscheen und Kirchen zu zerstören“, sagte Metzger nach der Audienz vor Journalisten. Die Oberrabbiner baten den Papst „im Interesse der Gläubigen aller Religionen auf der ganzen Welt“, die Zerstörung jüdischer Gotteshäuser durch die Palästinenser zu missbilligen. Sie forderten den Papst auf, über diese Angelegenheit „zu sprechen“ und einen „überzeugenden Aufruf dagegen zu äußern“. Benedikt XVI. sagte gegenüber den jüdischen Vertretern, dass die Gewalt- und Terrorhandlungen gewaltiges Leid über alle Menschen im Heiligen Land bringen.
Die Rabbiner verwiesen auf die Geschichte, die lehrte, „dass Terrorismus ein Krebsgeschwür ist“. Metzger erklärte: „Der Zweite Weltkrieg begann mit dem Brand von Synagogen, und dann verbrannten sie Menschen“. Doch nicht nur Synagogen seien „heilig“, sondern „alle Orte, an denen Menschen ihre besondere Liebe zu Gott ausdrücken“.
Auch die katholisch-jüdischen Beziehungen waren Gegenstand des Gespräches. Die Geistlichen baten Papst Benedikt erneut, einen Tag im Jahr zu ernennen, an dem die Katholiken auf der ganzen Welt ihre Beziehungen zum jüdischen Volk reflektierten. Dabei könnten zudem gemeinsame Wege der Bekämpfung des Antisemitismus erörtert werden.
Die Audienz bei Papst Benedikt XVI. war Teil einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 40. Jahrestages der Vatikan-Schrift „Nostra Aetate“. Das Dokument beinhaltet die Umgestaltung der christlich-jüdischen Beziehungen. Die Lehre der Kollektivschuld der Juden am Tode Christi wird darin zurückgewiesen.
Metzger und Amar bezeichneten das Gespräch mit dem Papst als „herzlich und innig“. Sie seien sich gewiss, dass Benedikts Amtszeit zu besseren Beziehungen beitrage. Auf die Audienz in Rom antworteten die Rabbiner mit einer Gegeneinladung des Papstes nach Jerusalem.