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Israelischer Schriftsteller Oz mit Goethe-Preis ausgezeichnet

FRANKFURT/MAIN (inn) – Der israelische Schriftsteller Amos Oz hat am Sonntag in Frankfurt am Main den Goethe-Preis erhalten. Vor seiner Dankesrede nutzte er die Gelegenheit für eine politische Bemerkung: er bezeichnete die Räumung jüdischer Siedlungen im Gazastreifen und in Nordsamaria als „schmerzvollen Schritt in die richtige Richtung“.

Oberbürgermeisterin Petra Roth überreichte dem Israeli in der Paulskirche den mit 50.000 Euro dotierten Preis. Sie würdigte ihn als „ermutigenden Kämpfer“ gegen Fundamentalismus und Radikalität. Oz zeichne sich durch große thematische Vielfalt und stilistische Virtuosität aus, begründete das Kuratorium seine Entscheidung. Der 65-Jährige sei einer der bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Den Goethe-Preis erhalte er für sein schriftstellerisches und essayistisches Werk.

In seiner Dankesrede sprach der Israeli über die Stadt Weimar und über die Judenverfolgung der Nationalsozialisten. Sowohl Goethes als auch Thomas Manns Weimar seien durch die Grausamkeiten der Nationalsozialisten „für immer verschwunden“, sagte Oz. „Nicht, dass das heutige Weimar nicht eine schöne, vorzüglich renovierte Stadt wäre. Aber Weimar liegt heute bei Buchenwald.“

Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ machte er vor seiner Rede ein paar Anmerkungen, die sich nicht in dem ursprünglichen Manuskript fanden. Der Rückzug verändere auch die Situation der deutschen und internationalen Beobachter, so Oz. Denn in Zukunft müsse sich niemand mehr zwischen einer pro-israelischen und einer pro-palästinensischen Haltung entscheiden. Vielmehr müsse jeder die moderaten Kräfte auf beiden Seiten unterstützen.

Bücher über israelische Kulturvielfalt

In seinen Büchern beschäftigt sich Oz häufig mit den Problemen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen in Israel. Sie sind in 35 Sprachen übersetzt worden. Zu seinen bedeutendsten Werken gehören die Romane „Mein Michael“ (1989), „Der perfekte Frieden“ (1990), „Blackbox“ (1991), „Der dritte Zustand“ (1992) und „Allein das Meer“ (2002). Sein letztes Buch mit dem Titel „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ ist seine Autobiographie.

Oz erhielt bereits 1992 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1998 den „Israel-Preis“ für Literatur und 2003 den Friedenspreis der Geschwister-Korn- und Gerstenmann-Stiftung.

Oz wurde 1939 in Jerusalem als Amos Klausner geboren. Den Namen Oz (hebräisch für „Kraft“) gab er sich als 15-Jähriger. Er ist Mitbegründer der Friedensbewegung „Schalom Achschaw“ („Frieden jetzt“). Seit etwa 20 Jahren lebt er in der Negev-Wüste.

Der Goethe-Preis ist höchste Auszeichnung der Stadt Frankfurt. Er wird seit 1927 alle drei Jahre vergeben. Unter den bisherigen Preisträgern sind unter anderen Sigmund Freud (1930), Hermann Hesse (1946), Ingmar Bergman (1976) und Siegfried Lenz (1999). Er wird am 28. August, dem Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes, verliehen.

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