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Israelischer Militärattaché: „Großer Aufwand zum Schutz palästinensischer Zivilisten“

WETZLAR (inn) - Israel hat sich während der Gaza-Offensive in beispielloser Weise bemüht, Opfer in der palästinensischen Zivilbevölkerung zu vermeiden. Diese Ansicht äußerte der Militärattaché der israelischen Botschaften in Berlin, Oberst Michael Levinrad, am Mittwoch bei einem Vortrag im mittelhessischen Wetzlar.

Levinrad wies darauf hin, dass Israel die Zivilisten im Gazastreifen vor Angriffen in drei Schritten konkret gewarnt habe: durch abgeworfene Flugblätter, mehr als 1,5 Millionen SMS und Hunderttausende persönliche Anrufe. Auf diese Weise teilte die Armee der Bevölkerung während der Operation „Gegossenes Blei“ mit, welches Ziel demnächst beschossen werden sollte. Auch Terroristen, in deren Haus sich beispielsweise ein Waffenlager befand, wurden über einen geplanten Angriff informiert und verließen rechtzeitig das Gebäude.

Doch dies habe nur an den ersten Tagen funktioniert, sagte Levinrad. „Dann rief der Terrorist seine Nachbarn an, und die Nachbarn kamen auf das Dach seines Hauses.“ Israel habe sich also eine neue Taktik ausdenken müssen. Diese Methode demonstrierte der Oberst mit einem kurzen Film, der eine Zeitspanne von 80 Minuten zusammenfasste. Darin ist ein palästinensisches Gebäude zu sehen, auf dessen Dach sich mehrere Zivilisten aufhalten.

Um die gelagerten Kampfmittel vernichten zu können, ohne die Menschen zu schädigen, flog die Luftwaffe zunächst einen Abschreckungsangriff ohne tödliche Waffen. Daraufhin flüchteten die Palästinenser von dem Dach. In dem Film ist zu hören, wie einer der Piloten die Menschen einzeln zählt, bis alle die Gefahrenzone verlassen haben. Erst dann, nach einer Stunde und 20 Minuten, wurde das Gebäude bombardiert.

Zivilisten in Gefahrenzone: Rakete abgelenkt

In einem weiteren Film zeigte Levinrad, wie die Luftwaffe reagierte, wenn unerwartet am Terror unbeteiligte Palästinenser neben einem Angriffsziel auftauchten. Die Israelis hatten in diesem Fall ein Fahrzeug im Visier, in dem „mit 100-prozentiger Sicherheit Hamas-Terroristen unterwegs waren“. Doch der Wagen fuhr auf ein Gebäude zu, offenbar in eine Garage – dadurch gerieten Zivilisten in Gefahr. In dem Video ist zu sehen, wie die israelische Rakete noch nach dem Abschuss umgelenkt wird, damit sie auf offenem Feld landet.

Im Gegensatz dazu bemühe sich die Hamas, möglichst viele Opfer unter der israelischen Zivilbevölkerung zu erzielen, so der Militärattaché, der auch für die israelische Botschaft in Österreich tätig ist. Beispielsweise feuerten Palästinenser ihre Raketen auf Israel vornehmlich morgens und nachmittags ab, wenn Schulkinder unterwegs seien.

Levinrad warf die Frage auf, warum sich Israel permanent gegen den UN-Beschluss zu seiner Gründung vom 29. November 1947 verteidigen müsse. Er nannte die fünf Fronten, mit denen der jüdische Staat konfrontiert ist: Hamas, Hisbollah, Syrien, Iran und weltweiter Terror – die ersten drei grenzen direkt an Israel.

Botschaftssekretär lobt deutsch-israelische Beziehungen

Die politischen Aspekte erläuterte der Erste Botschaftssekretär und außenpolitische Berater Asaf Ichilevich. Er betonte, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hervorragend seien – vor allem seit dem Amtsantritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten sie sich nochmals verbessert.

Ichilevich sprach auch über die israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu. Diese sei bereits kritisiert worden, bevor sie sich überhaupt zur Lage im Nahen Osten geäußert habe. Keine Regierung sei makellos, doch man müsse ihr mehr Kredit geben. Außerdem habe sich die Lage der Palästinenser im Westjordanland seit Netanjahus Amtsantritt deutlich zum Positiven verändert. Die israelischen und palästinensischen Sicherheitsbehörden arbeiteten gut zusammen. Auch mache sich die Wirtschaftskrise im Westjordanland kaum bemerkbar.

Auf die Frage nach der negativen Wahrnehmung Israels in der westeuropäischen Presse wies der Botschaftssekretär auf die Komplexität des Nahostkonfliktes hin. Wenn jemand ein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen wolle, sei es immer leichter, mit dem „Underdog“ zu sympathisieren. Das sei dann auch eine „gute Story“ für die Medien. „Man geht in der Regel nicht tief rein in die Komplexität.“ Auch hätten viele Westeuropäer nach 60 Jahren Frieden wenig Geduld für Dauerkonflikte, fügte Ichilevich hinzu.

Zum Vortrag „Israel – Sicherheitspolitische Lage und staatspolitische Perspektiven“ hatte die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik eingeladen.

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