Israelnetz: Wann warst du das erste Mal in Deutschland?
Yonatan Gat: Im September 2006, also vor fast zwei Jahren.
Wie oft bist du jetzt schon in Deutschland aufgetreten?
Yonatan Gat: Mit der Band und allein hatte ich sicherlich 30 Auftritte in Deutschland.
Und in Wetzlar?
Yonatan Gat: In Wetzlar ist es heute das fünfte Mal.
Warum kommst du so oft nach Wetzlar?
Yonatan Gat: Das ist eine leichte Frage. Weil ich den Ort sehr gerne mag und ich hier viel Spaß habe. Es ist furchtbar interessant, die Leute zu treffen.
Wie gefällt es dir hier? Fühlst du dich wohl? Was gefällt dir an Deutschland, was nicht?
Yonatan Gat: Ich fühle mich hier wohl. Ich mag das Essen, die Bratwurst. Ich trete gerne hier auf. Die Leute sind nett, und es ist ein schöner Ort. Ich mag die Städte, wie Wetzlar. Das ist eine sehr schöne Stadt. Was nicht so gut ist: Manchmal sind die Leute etwas zu bürokratisch und geradlinig, wenn man auch andere Wege einschlagen könnte. Sie sind etwas zu konservativ.
Kannst du Deutsch?
Yonatan Gat: Nein. Ich kenne „danke schön“ und „Bratwurst“. Ja, ich würde gerne Deutsch lernen, aber zuerst Französisch. Ich würde gerne mehr Sprachen kennen. Jetzt kann ich nur zwei.
Wo bist du geboren und aufgewachsen?
Yonatan Gat: In der Gegend von Tel Aviv.
Was hat dich bewogen, nach Europa zu gehen?
Yonatan Gat: Wir haben beschlossen, unsere Musik in die ganze Welt zu bringen und viele Leuten überall erreichen. Zuerst in den USA. Wir wollten andere Orte sehen. In Deutschland treten wir oft auf.
Welche Mannschaft feuerst du bei der Fußballeuropameisterschaft an?
Yonatan Gat: Deutschland ist eine meiner Lieblingsmannschaften. Leider haben sie bei der Weltmeisterschaft gegen Italien verloren. Aber dann gab es den Sieg gegen Portugal. Ich mag auch Rumänien, weil meine Mutter dort geboren ist. Außerdem mag ich Frankreich und Spanien.
Wie haben deine Verwandten und Freunde reagiert, als du zum ersten Mal nach Deutschland wolltest?
Yonatan Gat: Die Freunde haben sich für mich gefreut, weil ich interessante Orte kennen lernen konnte. Für meine Mutter war es etwas schwierig, wegen all dessen, was damals geschehen ist. Mittlerweile hat sie es akzeptiert, aber mir scheint, dass sie zu nah an dieser Zeit dran ist. Mein Großvater lebte in Rumänien, als das geschah. Er sprang von einem Zug, der auf dem Weg in ein Vernichtungslager war. Also ist es für sie nicht leicht. Aber ich habe das Gefühl, dass sich die Zeiten geändert haben. Ich empfinde, dass die Leute hier gut sind. Es gibt keinen anderen Weg, sich mit diesen Dingen zu befassen, als hierherzukommen und in Verbindung zu treten.
Welche Hobbys hast du?
Yonatan Gat: Ich fahre sehr gerne Fahrrad und lese gerne. Wir sind viel mit dem Auto unterwegs. Aber ich versuche, mir manchmal die Zeit zu nehmen, um etwas anderes zu machen. Zum Beispiel am Ende des Jahres.
Zu eurer Musik. Wann hast du angefangen, dich mit Musik zu beschäftigen?
Yonatan Gat: Mit 14, also vor elf Jahren.
Wie seid ihr auf diesen Hardcore-Stil gekommen? Welche Instrumente spielst du?
Yonatan Gat: Es ist die Musik, die wir immer geliebt haben. Schon immer mochten wir Rockgruppen aus allen Epochen. In der Band spiele ich Gitarre. Ich kann auch Bass und Trommeln und Klavier. Und etwas Gesang.
Was möchtest du mit deiner Musik vermitteln? Was sagen eure Texte aus? Und warum macht ihr solch eine aufwändige Show?
Yonatan Gat: Wir wollen den Leuten die Möglichkeit geben, sich zu befreien. Damit sie fühlen können, dass sie alles machen können, was sie wollen. Und vielleicht verstehen sie, dass sie auch außerhalb der Vorstellungen das machen können, was sie wollen. Die Texte schreibt Ami Shalev. (ruft) Ami, komm mal, sie fragt nach den Texten
Ami Shalev: Die Texte haben nicht viele Botschaften. Aber es geht um das tägliche Leben, und es gibt Liebeslieder. Und alles, was mit Spaß und Freude zu tun hat.
Yonatan Gat: Wir wollen den Leuten ein Erlebnis bieten, an das sie sich erinnern. Ich habe gehört, dass sich manche danach befreit fühlten.
Welche Musik hört ihr sonst noch? Auch israelische Künstler?
Yonatan Gat: Gemeinsam hören wir Rockgruppen aus den 60er und 70er Jahren. Israelische Musiker hören wir kaum.
Sprechen wir noch etwas über Politik. Was bedeutet 60 Jahre Israel für dich persönlich?
Ami Shalev: Israel hat alle möglichen Schwierigkeiten durchgemacht, bis es 60 Jahre alt wurde. Ich hoffe, dass die kommenden 60 Jahre besser und erfolgreicher werden als die ersten. Es hat mit einer schwierigen Zeit angefangen, dann kam eine bessere Phase, und jetzt ist es gerade wieder schwierig. Ich freue mich, dass wir ein Zuhause haben.
Inwieweit verfolgt ihr von Europa aus die israelischen Nachrichten und Entwicklungen?
Wir bekommen nicht soviel mit, wenn wir unterwegs sind. Nur wenn wir eine Möglichkeit haben, das Internet zu nutzen.
Welche Chancen siehst du für den israelisch-palästinensischen Friedensprozess? Gibt es deiner Meinung nach eine Lösung für den Konflikt? Wie sähe sie aus?
Jetzt sieht es nicht gut aus mit dem Friedensprozess. Jede Seite will etwas anderes. Aber das ist eine Folge der Demokratie. Vielleicht wäre eine Diktatur die Lösung (alle lachen). Das generelle Problem ist, dass es keine Führerfigur gibt. Wir rechnen letztlich mit Neuwahlen.