OSWIECIM (inn) – Der Kapitän der israelischen Eishockey-Nationalmannschaft, Elieser Scherbatov, hat mit seinem Wechsel zum polnischen Club Unia Oswiecim für Wirbel gesorgt. Nach Bekanntgabe der Verpflichtung wurde der Spieler aus jüdischen Kreisen angefeindet. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur. In sozialen Netzwerken wurde ihm Verrat vorgeworfen. So schrieb der New Yorker Rabbiner Elchanan Poupko auf Twitter: „Hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen müsste: Dass ein Jude für das Team Auschwitz spielt, ist Verrat, ein Verrat am jüdischen Volk und ein schändlicher Dolchstoß in den Rücken von Millionen.“ Scherbatov solle sich einen anderen Verein suchen.
In der Stadt Oswiecim errichteten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges das Vernichtungslager Auschwitz. Dort wurden während des Krieges rund eine Million Juden ermordet.
Scherbatovs neuer Club reagierte umgehend und stellte sich vor seinen Spieler: „Wir sind zutiefst traurig und berührt von den medialen Anschuldigungen gegen den israelischen Profi Elieser Scherbatov, der seit kurzem zu unserer Mannschaft gehört“, teilte der Club auf seiner Webseite mit. „Die Anwesenheit des israelischen Spielers in Oswiecim zeigt, dass das jüdische Volk trotz der Ideologie des Dritten Reichs immer noch existiert, und dass jüdische Profis nun an diesem Ort an sportlichen Wettkämpfen teilnehmen können.“
„Will Geschichte schreiben“
Gegenüber der Onlinezeitung „Times of Israel“ zeigte sich Scherbatov zufrieden mit dem Wechsel. „Die Menschen hier in Polen sind glücklich, dass ein Jude aus Israel gekommen ist, um für Auschwitz zu spielen“, sagte er der Zeitung. „Ich freue mich, diese Geschichte zu schreiben und möchte natürlich helfen, den Holocaust nicht zu vergessen.“ Auschwitz motiviere ihn zusätzlich. Sein Ziel sei es, als jüdischer Israeli viele Titel an diesem Ort zu gewinnen.
Der 28-jährige Stürmer wurde in Israel geboren. Er spielte bereits für Vereine in Kanada, Frankreich, Kasachstan und der Slowakei. Nach Vereinsangaben wird Scherbatov am heutigen Donnerstag beim Freundschaftsspiel gegen den tschechischen Club AZ Havirov seinen Einstand geben.
Von: mas