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Israelischer Dachverband begrüßt Entschädigung für Schoah-Kinder

BERLIN / JERUSALEM (inn) – Die deutsche Bundesregierung entschädigt Juden, die den Holocaust als Kinder überlebt haben, mit einer Einmalzahlung von 2.500 Euro. Die Dachorganisation der Schoah-Opfer in Israel begrüßte die Entscheidung.
Kinder, die der Judenverfolgung entronnen sind, 1944 in Atlit bei Haifa

Die „Jewish Claims Conference“ (JCC) und das Bundesfinanzministerium haben die Vereinbarung gemeinsam ausgehandelt. Demnach gründen sie einen Fonds über 250 Millionen Dollar. Ein Anrecht auf die Entschädigung haben Überlebende, die ab dem 1. Januar 1928 geboren wurden, also während des Zweiten Weltkrieges Kinder waren. Bedingung ist, dass sie in einem Konzentrationslager oder Ghetto inhaftiert waren oder mindestens sechs Monate in einem Versteck oder unter falscher Identität gelebt haben. Dies betrifft noch etwa 75.000 Juden.
„Die Kinder der Schoah haben während der Schoah viel Leid durchgemacht und sind manchmal Waisen geblieben“, kommentierte die Vorsitzende des Dachverbandes der Holocaust-Überlebenden in Israel, Colette Avital, das Abkommen laut der Tageszeitung „Ha‘aretz“. „Es ist bekannt, dass die Anblicke des Grauens tiefste Narben bei schwachen und schutzlosen Kindern hinterlassen. Zweifellos verfolgen das Leid und die Erinnerungen sie bis heute in ihrem hohen Alter und beeinflussen ihre Lebensqualität. Das wird keine Summe entschädigen. Dennoch begrüße ich die richtige Entscheidung der deutschen Regierung, die mit großer Anstrengung und nach einem hartnäckigen Kampf der Claims Conference und der Schoah-Organisationen in Israel erreicht wurde.“
Auch der Repräsentant der Claims Conference in Deutschland, Rüdiger Mahlo, äußerte sich positiv über den Schritt. „Die Leistung stellt für die Child Survivors eine Anerkennung ihres besonderen Verfolgungsschicksals dar, das im Verlust der Kindheit besteht“, zitiert ihn die Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ in ihrer Onlineausgabe. „Sie durchlitten als Kinder Trennung anstelle von Schutz und Zuneigung, Kälte und Hunger anstelle von Geborgenheit und Tod anstelle von Liebe. Die anhaltenden Folgen treten gerade im Alter auf und äußern sich vermehrt in seelischen und körperlichen Erkrankungen.“

„Wir haben jahrelang gekämpft“

Die israelische Anwältin Aviva Silverman ist Vorsitzende der Gesellschaft „Frühling für Schoah-Überlebende“. Die Organisation bietet den Opfern kostenlos Hilfe an, wenn sie ihre Rechte einzuklagen wollen. Sie wies darauf hin, dass Betroffene die Anträge auf die Entschädigung selbständig ausfüllen könnten. In diesem Zusammenhang warnte sie vor Betrügern in Israel, die Überlebenden gegen Bezahlung ihre Unterstützung für die Papiere offerierten. Dies berichtet die Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Die 84-jährige Überlebende Elischeva Galili äußerte die Ansicht, die Maßnahme sei zu wenig und komme zu spät. „Wir haben jahrelang gekämpft, damit die Deutschen diejenigen, die in jener Zeit Kinder waren, anerkennen und damit die deutsche Regierung die Höhe der Entschädigungen aufdeckt, die sie Kriegswaisen der deutschen Armee gewährt hat. Wir haben es nicht geschafft, in dieser Angelegenheit ein Ergebnis zu erzielen.“ Die Behörden hätten die Summe nicht offengelegt. Das Ergebnis der Verhandlungen mit der Claims Conference bezeichnete sie gegenüber „Yediot Aharonot“ als „enttäuschend“. Die Israelin aus Warschau hat mit ihrer Mutter das Wilnaer Ghetto und mehrere Konzentrationslager überlebt.
Der Fonds soll seine Arbeit am 1. Januar 2015 aufnehmen. Der Bundestag muss dem Abkommen noch zustimmen.

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