Israelische Reaktionen auf Obamas Nobelpreis

JERUSALEM (inn) - Unterschiedliche Reaktionen hat die Auszeichnung von US-Präsident Barack Obama mit dem Friedensnobelpreis in Israel ausgelöst. Der Rundfunk hatte die Nachricht des Tages als "leicht verwunderlich" vermeldet. Im nachfolgenden Mittags-Magazin wurden Auszüge aus Obamas Rede in Kairo gesendet.

Obama hatte in der ägyptischen Hauptstadt zur Versöhnung mit der muslimischen Welt, zur Zweistaatenlösung in Nahost und zu einem Ende der israelischen Siedlungspolitik aufgerufen. Der angesehene politische Kommentator Jaron Dekel sagte, dass ein Friedensnobelpreisträger „nicht so leicht in den Krieg zieht“. Dekel erwähnte an erster Stelle den Iran. Fast zeitgleich mit der Ankündigung in Stockholm, drohte nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA Mojtaba Zolnour, Repräsentant des Ajatollah Ali Chamenei bei den Revolutionsgarden, „das Herz Israels zu sprengen“, noch ehe sich der Staub einer einzigen im Iran explodierten israelischen oder amerikanischen Rakete gelegt hätte.

Dekel fügte hinzu: „Der Friedensnobelpreis wird offenbar nicht nur an Persönlichkeiten verliehen, die tatsächlich Frieden geschaffen haben. Es reicht schon, die Hoffnung auf Frieden auszusprechen.“ Angesichts der wiederholten iranischen Drohungen, Israel auszulöschen und des iranischen Atomprogramms, fragte Dekel, ob Friedensnobelpreisträger Obama bereit sein werde, zur Not auch mit Militärgewalt den Iran am Bau einer Atombombe zu hindern, die eine unmittelbare Bedrohung für den Bestand Israels bedeute.

Zum Ausgleich beitragen“

Der israelische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Schimon Peres gratulierte Obama: „Nur wenigen politischen Führern ist es in so kurzer Zeit gelungen, die Stimmung in der Welt zu verändern.“ Israels Verteidigungsminister Ehud Barak äußerte die Hoffnung, dass die Auszeichnung „Obamas Fähigkeit stärken werde, zur Einrichtung eines Regionalfriedens im Nahen Osten und einem Ausgleich zwischen Israel und den Palästinensern beizutragen, was allen Nationen in der Region Sicherheit und Wohlstand bringen sollte.“ Baraks Erklärung wurde während eines Treffens des Verteidigungsministers mit dem amerikanischen Vermittler George Mitchell veröffentlicht.

Der Knesset-Vorsitzende, Reuven Rivlin vom konservativen Likudblock, äußerte gegenüber dem Rundfunk die Sorge, dass Obama nun Israel einen Frieden aufzwingen könnte. „Ein aufgezwungener Frieden hat nichts mit einem echten Frieden zu tun und kann auch nicht halten.“ Rivlin fügte hinzu, dass die Wahl des Komitees „eigentümlich, sehr eigentümlich“ sei.

Saeb Erekat, Chefunterhändler der palästinensischen Fatah-Partei, begrüßte die Auszeichnung Obamas: „Wir hoffen, dass er fähig sein wird, Frieden im Nahen Osten zu schaffen, einen israelischen Rückzug zu den Grenzen von 1967 durchzusetzen, und die Errichtung eines palästinensischen Staates aufgrund der Grenzen von 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt.“

Der Anführer der Gruppe „Islamischer Dschihad“ im Gazastreifen, Chaled al-Batsch, verurteilte den Beschluss: „Obamas Auszeichnung beweist, dass diese Preise politisch motiviert sind und nicht geleitet von Prinzipien der Glaubwürdigkeit, der Werte und der Moral.“ Die USA besäßen das größte Arsenal an Atomwaffen auf Erden. Amerikanische Soldaten vergießen weiterhin unschuldiges Blut im Irak und Afghanistan, fügte der Islamist nach Angaben des israelischen Nachrichtendienstes „Ynet“ hinzu.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen