HAIFA (inn) – Ermüdet vom Streit der Politiker über ein Referendum zum Rückzugsplan, hat ein Bewohner der israelischen Küstenstadt Haifa beschlossen, eigenhändig eine Umfrage durchzuführen. „Dieser ständige Kampf bringt uns noch um“, so der 56-Jährige.
Schlomo Gilboa arbeitet im Stadtrat von Haifa. Die Frage, ob das Volk zum Rückzugsplan der Regierung befragt werden müsse, oder nicht, zermürbe ihn. „Die Zeit ist gekommen, diese Frage ein für allemal zu beantworten. Dieser ständige Kampf bringt uns noch um und führt in einen Bürgerkrieg.“
Deswegen startete Gilboa am Montagabend ein automatisches Telefon-System namens „Robo-phone“, das zufällig ausgewählte Personen in Israel anruft. Der Angerufene muss seine Meinung zum Trennungsplan beantworten, in dem er „dafür“ oder „dagegen“ in den Hörer spricht. Am Dienstag hatte er von etwa 50.000 Menschen Antworten bekommen, erzählt er. Insgesamt ruft das Automatik-System 120.000 Teilnehmer an.
Gilboa ist Vorsitzender einer nicht-politischen Organisation namens „Keschet Jisrael“, die sich für die Annäherung zwischen sozialen Gruppen einsetzt. Die Kosten für die einwöchige Umfrage, die mehrere Tausend Euro betragen, trägt der ehemalige Geschäftsmann selbst. Doch die Frage, ob das israelische Volk für oder gegen die Evakuierung von Juden aus dem Gazastreifen und dem nördlichen Westjordanland ist, oder nicht, ist es ihm wert.
„Wenn die Nation zeigt, dass sie gegen den Rückzugsplan ist, dann werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die Regierung davon zu überzeugen, dass sie das Falsche tut, und dass die Nation nicht hinter ihr steht.“
„Es werden proportional ebenso viele Menschen aus Gusch Katif dabei sein wie aus Tel Aviv“, erklärt Gilboa. Der Teilnehmer muss sein Alter kundgeben; jeder Teilnehmer unter 18 Jahren wird von der Liste gestrichen. Ein neues SMS-System soll Gilboas „Privat-Referendum“ unterstützen: wer seine Meinung zum Rückzug kundtun will, aber nicht vom automatischen System kontaktiert wird, kann die 6006 anrufen.
Das endgültige Ergebnis der selbstgemachten Umfrage erwartet der Haifaner Ende dieser Woche.