A. B. Yehoshua, so der Künstlername des Autors, erhält den Preis für seinen 2011 erschienenen Roman „Spanische Gnade“, der bislang nicht in deutscher Übersetzung erschienen ist. In der französischen Ausgabe trägt das Werk den Titel „Rétrospective“ („Rückblick“). Yehoshua erzählt darin die Geschichte eines israelischen Filmregisseurs, der in Spanien einen Drehbuchautoren trifft, mit dem er einst zusammengearbeitet hat. Zwischen beiden kam es zum Zerwürfnis wegen einer Schauspielerin, die beide liebten.
Yehoshua gehört zu den beliebtesten Schriftstellern in Israel. Er kam 1936 als Kind sephardischer Juden zur Welt, die in fünfter Generation in Jerusalem leben. Der 75-jährige Literaturprofessor ist vor allem für seinen Roman „Die Manis“ bekannt, der die jüdische Identität in Jerusalem und im Mittelmeerraum thematisiert. Für sein literarisches Werk erhielt Yehoshua zahlreiche weitere Auszeichnungen, darunter 1995 den Israel-Preis für Hebräische Literatur. Yehoshua gehört zur „Neuen Welle“ israelischer Schriftsteller, die tendenziell die Geschichten von Einzelpersonen anstatt von ganzen Gruppen in den Blick nehmen.
Neben Romanen verfasst Yehoshua auch Theaterstücke und politische Essays. Er ist Befürworter eines eigenen Palästinenserstaates. In einer Rede im März dieses Jahres vertrat er die Ansicht, nur Juden, die in Israel leben, seien „vollständige Juden“. Er beklagte, dass viele Juden den Staat Israel lediglich als eine Frage der Staatsbürgerschaft, nicht aber der Identität ansähen.
Der Prix Médicis wird seit 1958 für französischsprachige Romane oder Erzählungen vergeben. Seit 1970 werden auch ausländische Werke in französischer Übersetzung ausgezeichnet. Auch im Vorjahr hat mit David Grossman ein Israeli den Preis gewonnen. Der Schriftsteller bekam ihn für seinen Roman „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“.