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„Israel, wir stehen zu dir“

Das fünfte Jahr in Folge kommt eine Gruppe von Freunden zum Laubhüttenfest aus Deutschland nach Israel, um die Menschen mit ihrer Musik zu ermutigen. In diesem Jahr haben sie ein ganz besonderes Geschenk für die Israelis mitgebracht: eine CD, auf der überwiegend Bibeltexte in hebräischer Sprache mit den Melodien der Deutschen zu hören sind.
Mit ihren Liedern wollen die Christen aus Deutschland den Menschen in Israel Freude machen - und haben dabei Erfolg

JERUSALEM / ALTENKIRCHEN (inn) – Sie kommen aus Altenkirchen im Westerwald und nennen sich „Friends of Jesus – Freunde von Jesus“. Der Name ist angelehnt an Johannes 15,14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete“. Vor mehr als 40 Jahren haben die Eheleute Ahrend nach ihrer Hippie-Vergangenheit eine radikale Lebenswende erfahren. Vor etwa 20 Jahren entstand der Verein „Friends of Jesus“, der heute Lebensgemeinschaft und Gemeinde ist. Sohn Marcus ist als Teenager in dieses Umfeld mit hineingewachsen. Heute sagt er: „Ein Hauptanliegen unserer Gemeinde ist, dass wir einander ermutigen und lieben wollen. Wir wollen Vaterbeziehung zeigen und lernen, Jesus ganz nachzufolgen. Doch dazu müssen wir ihn selber kennen und erleben.“

Als Teil ihres Auftrages sieht die Gemeinschaft musikalische Anbetung: „Schon als Teenager habe ich mit meinen Freunden zusammen Musik gemacht. Zunächst in Jugendveranstaltungen, später in Gottesdiensten und Einsätzen auf der Straße. Wir haben gespürt und gesehen, wie der Heilige Geist Menschen auch auf der Straße durch unsere Musik berührt.“

Mit seiner Frau Karolina kam Ahrend im Mai 2014 zu Besuch nach Israel: „Damals stand ich an der Klagemauer in Jerusalem und fragte Gott, wie wir den Menschen in Israel, von denen so viele zu demselben Gott beten wie wir – dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – dienen und helfen können, eine lebensverändernde Begegnung mit dem Heiligen Geist zu haben.“ Daraus entstand das Projekt „Israel we stand with you – Israel, wir stehen zu dir“. Ahrend erinnert sich: „In Deutschland hatten wir oft erlebt, wie der Heilige Geist Menschen durch unsere Musik berührt hat. Warum sollte er das nicht auch in Jerusalem tun?“ Nur wenige Monate später kamen sie mit ein paar Freunden aus ihrer Gemeinschaft nach Jerusalem. Im Gepäck waren Instrumente, batteriebetriebene Verstärker, sowie Postkarten, die neben ihrer Botschaft gegen Antisemitismus auch jeweils eine handgeschriebene ermutigende Botschaft für die Israelis enthielt.

Das erste Mal traten die jungen Leute in der Jerusalemer Ben-Jehuda-Straße auf, und bis heute ist das einer ihrer Lieblingsorte, um ihre Lieder zu spielen. Diese Straße ist bekannt für viele Kleinkünstler und Musiker, die dort auftreten. Doch soviel technische Ausrüstung, wie Ahrend und sein Team sie mitbringen, ist selten auf den Straßen Jerusalems zu sehen. Und so bilden sich häufig schon Menschentrauben um die Gruppe, bevor die Instrumente überhaupt aufgebaut sind.

Wenn die ersten Töne erklingen, bleiben noch mehr Passanten stehen und lauschen gespannt auf das, was die Musiker zu sagen haben. Das laute Reiseschlagzeug und die kräftigen Stimmen fallen auf in der kleinen Fußgängerzone, doch noch mehr lassen die Worte der Sänger die Zuhörer aufhorchen. Es sind überwiegend biblische Texte, die die Deutschen den Israelis in hebräischer Sprache und mit fröhlichen Melodien zusingen. Ein beliebtes Lied ist Psalm 23; „Adonai ro’i, lo echsar – Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Ein anderes Lied vertont die tröstenden Worte aus Psalm 121: „Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht“. Eine persönliche Geschichte, die Ahrend immer wieder zwischen den Liedern erzählt, verbindet er mit Psalm 113, den er in peppigem Stil vertont hat. In Vers 9 heißt es: „Der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt, dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.“

Freude über Anna

Ahrend ist überzeugt: „Wenn wir Israel segnen, werden wir gesegnet. Ich habe das selbst erlebt. Meine Frau und ich waren schon fünf Jahre verheiratet. Zwei Ärzte hatten uns gesagt, dass wir wahrscheinlich niemals Kinder bekommen könnten. Vor drei Jahren standen wir hier mit unseren Instrumenten und Postkarten. Als wir zurück nach Deutschland kamen, haben wir ein Geschenk mit nach Hause gebracht – meine Frau war schwanger. Heute habe ich eine zweijährige Tochter, Anna.“ Die Freude der Zuschauer wird in dem spontan ausbrechenden Applaus sichtbar. Einer ruft „Halleluja“, ein anderer „God bless you“. In dem Land, wo Kinder und Familie hoch geschätzt sind, ist Ahrend das Mitgefühl beim Erzählen der Geschichte und die Freude über den Ausgang sicher. Und die Musiker freudig: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN! Wer ist wie der HERR, unser Gott?“

Auch im Frühjahr diesen Jahres hat ein Teil der Musiker auf der Ben-Jehuda-Straße gespielt Foto: Israelnetz/mh
Auch im Frühjahr diesen Jahres hat ein Teil der Musiker auf der Ben-Jehuda-Straße gespielt

Während des Laubhüttenfestes stehen die Deutschen am Montagabend wieder in der Ben-Jehuda-Straße. Auch Meir ist unter den Zuhörern. Sein Büro liegt nur wenige Straßen weiter. Als Christina, eine der „Friends of Jesus“, auf ihn zukommt und ihm eine Postkarte in die Hand drückt, ist er sichtlich berührt. Sie sagt ihm: „Wir wollen euch zeigen, dass wir zu euch stehen. Auch in Zeiten von Antisemitismus und Boykottaufrufen gegen den jüdischen Staat.“ Der ehemalige Ultra-Orthodoxe bekommt feuchte Augen. Als Rechtsanwalt beschäftigt er sich viel mit genau diesen Themen und fragt immer wieder nach der Beziehung von Europäern zu Israel.

Ultra-orthodoxe Mädchen stürmen zwischen den Liedern auf die Musiker zu und wollen sich mit ihnen fotografieren lassen. Gelassen und amüsiert lassen die Deutschen das geschehen. Meir beobachtet die Szene fasziniert von der Seite aus: „Eigentlich müssten die Mädchen erschreckt zur Seite treten, sobald sie merken, dass sie es mit Gojim, also Nichtjuden, zu tun haben. Stattdessen hören sie den Deutschen lange zu, machen Selfies mit ihnen und gehen schließlich fröhlich, mit einem Lächeln auf dem Gesicht weiter.“

Keiner von den „Friends of Jesus“ kann Hebräisch. Die Texte der hebräischen Lieder haben sie sich von Rabbinern auf YouTube abgeschaut und dann ihre Melodien dazu geschrieben. Sie berichten: „Oft werden wir gefragt: Ihr seid Christen? Sind das die, welche die Steine in der Altstadt küssen? Oder immer wieder Bibeln an uns verteilen, obwohl wir Juden diese schon viel länger kennen? Seid ihr messianisch?“ Manchmal ist es gar nicht so einfach, auf diese Fragen Antworten zu geben. Ihre Motivation ist „unser Auftrag für Israel, das Heil und den Frieden Jerusalems einzustehen, so wie es in Psalm 122 gesagt wird. Außerdem wollen wir Gottes Volk segnen und trösten, wie es Jesaja 40 steht. Wir wollen Israel ermutigen und lieben, wie es in Jesaja 43 steht.“ Entsprechend Römer 11,11 „wollen wir Israel zur Eifersucht reizen, indem wir das Wirken Gottes in unseren Leben vor den Menschen in Israel bezeugen. Wir wollen keine politische Botschaft promoten.“

Inzwischen haben die „Friends of Jesus“ viele Freunde in Israel. Immer wieder kommen Israelis und umarmen sie, schütteln ihnen die Hände und lassen sich fotografieren. Manche bitten um Gebet, andere laden die Freunde zu sich nach Hause ein. „Die Menschen sind offen für tiefe Gespräche über den Glauben, in denen wir bezeugen können, dass Jeschua unser Leben verändert hat.“ Raphael Brückner ist mit Ahrends Schwester verheiratet. In der Freundes-Band spielt er das Keyboard und singt. Er berichtet: „Vor zwei Jahren waren wir bei einer Familie zum Schabbatessen eingeladen. Damals erzählte uns die Gastgeberin, dass in Israel so ziemlich jeder jemanden kennt, der im Krieg oder durch Anschläge ums Leben gekommen sei. Dieser Satz ging mir nicht aus dem Sinn.“ So entstand das Lied „Karov Adonai … Der HERR ist nah“. „Die Worte stammen aus Psalm 91 und 34. Wir möchten es als Trost für all jene singen, die durch Anschläge einen lieben Menschen verloren haben.“

In diesem Jahr sind die Deutschen zu elft für eine Woche nach Israel gekommen. Dabei machen meist fünf von ihnen Musik, die anderen verteilen Postkarten, unterhalten sich mit Passanten und filmen Teile, die sie für das Team zu Hause und Bekannte auf der ganzen Welt auf ihre Facebookseite stellen. Diese ist gut frequentiert: „Unsere Freunde zu Hause nehmen Anteil an unseren Erlebnissen. Wir wollen Christen teilhaben lassen, um mit dem Ansatz der Liebe Vorbild zu sein. Außerdem gibt es Juden auf der ganzen Welt, die uns in den vergangenen Jahren erlebt haben und gern mit uns in Kontakt bleiben.“

Gekommen, um zu geben

Statt eines Hutes in der Mitte, in den man Münzen einlegen kann, stellen die Deutschen bei ihren Auftritten eine Trommel hin. Sie ermutigen die Zuschauer, sich davon eine Postkarte abzuholen. Wenn Zuschauer doch mal eine Münze oder einen Geldschein auf die Trommel legen, sagt Ahrend durch das Mikrofon: „Wir sind nicht gekommen, um zu nehmen, wir möchten euch etwas schenken. Bitte nehmt das Geld zurück.“ Und: „Erst vor wenigen Tagen ist unsere CD erschienen. Wir möchten sie euch gern schenken. Wenn ihr euch eine Postkarte nehmt, könnt ihr den darauf geschriebenen Code auf unserer Homepage eingeben und sie euch herunterladen.“ Die Lieder wollen daran „erinnern, dass Gott zu Seinem Wort steht, auch im Herzen der Zuhörer“. Und deshalb sind auch Deutsche eingeladen, die CD zu erwerben.

Für ihre Reise nach Israel nehmen die „Friends of Jesus“ Urlaub und decken den größten Teil der Kosten selbst. „Es ist toll, immer wieder herzukommen“, sagt Ahrend am ersten Abend im Gespräch. „Doch uns ist wichtig, dass die Reisen nicht zu einer Pflichterfüllung oder Routine werden. Daher prüfen wir immer wieder neu, ob es richtig ist, nach Israel zu fahren.“

Berührte Israelis

Die 28-jährige Re’ut stammt aus Jerusalem: „Ich habe noch nie Deutsche getroffen. Stell dir das mal vor“, sagt sie fassungslos zu ihrer Freundin Jael. „Die ganze Welt ist gegen uns und versucht, uns in der Welt schlecht darzustellen. Und nun singen ausgerechnet Deutsche, um uns zu ermutigen.“ Ungläubig schüttelt sie den Kopf. „Ich glaube, dass sie sich über das Ausmaß dieser Geste gar nicht bewusst sind. Das ist großartig, ich bekomme Gänsehaut!“

Die hebräischen Bibeltexte, gesungen von Deutschen mit deren eigenen Melodien – sie hinterlassen Spuren in den Herzen der Israelis. Baruch und Bat Scheva sind mit ihrer kleinen Tochter Adi zum Laubhüttenfest in Jerusalem bei der Familie zu Besuch. Die kleine Familie wohnt im ultra-orthodoxen Bnei Brak, nahe Tel Aviv. Die jungen Eltern lernen Englisch an der Universität. Daher bleiben sie stehen, als sie hören, wie die Ausländer etwas auf Englisch erklären. Dann hören sie weiter der Musik zu. Erst nach und nach verstehen sie die Botschaft der Deutschen. Ungläubig schauen sie auf das, was da im Zentrum Jerusalems vor sich geht: „Wenn das meine Großeltern nur sehen könnten!“, schwärmt der junge Vater. „Sie haben heute noch Angst. Sie haben gesehen, wie ihre Synagogen in der Reichskristallnacht von Deutschen zerstört wurden! Und nun kommen Deutsche hier her, um uns zu sagen, dass sie zu uns stehen!“

Die Israelis fotografieren fleißig und teilen Fotos und Videos der Deutschen mit ihren Freunden und in den sozialen Netzwerken Foto: Israelnetz/mh
Die Israelis fotografieren fleißig und teilen Fotos und Videos der Deutschen mit ihren Freunden und in den sozialen Netzwerken

Die Musik der „Friends of Jesus“ berührt Säkulare und Ultra-Orthodoxe, Einheimische und Touristen. Als die „Friends of Jesus“ das vorige Mal in Israel waren, hat Eden, ein säkularer Israeli aus der Nähe von Tel Aviv, die Christen kennengelernt. Und zog am Ende des Abends summend von dannen: „Adonai ro’i, lo echsar – Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Ob er diese Botschaft für sein Leben tatsächlich in Anspruch nimmt, lässt sich nicht sagen. Doch zumindest haben die Deutschen sein Herz durch einen bekannten Text mit einer neuen Melodie angerührt. Und dass sie diese Woche wieder in Israel sind, hat er bei Facebook gesehen. Sobald er von seinen Eltern aus Zentralisrael vom Fest zurückkehrt, möchte er am nächsten Abend in Jerusalem definitiv wieder dabei sein.

Von: mh

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