TEL AVIV (inn) – Die israelische Armee hat am Samstagmorgen die Bodenoffensive im Gazastreifen auf den Süden des Gebiets ausgeweitet. Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Sonntagabend, die Offensive betreffe nun „alle Gebiete des Gazastreifens“. Am Montag berichteten Augenzeugen, dass sich Panzer auf die südliche Stadt Chan Junis zubewegen.
Armeechef Herzi Halevi betonte ebenfalls am Sonntag vor Soldaten, die Armee werde im Süden genauso rigoros gegen Kommandeure der Terror-Organisation Hamas vorgehen wie im Norden. Erst am Samstag hatte die Armee bekanntgegeben, mit Wissam Farhat einen Kommandeur getötet zu haben, der das Terrormassaker mitverantwortet hatte.
Die Armee richtete sich mit Anweisungen an die Zivilisten im Gazastreifen. Sie erklärte, dass die zentrale Salah-al-Din-Straße als Kampfgebiet gelte und daher gesperrt sei. Als humanitäre Korridore wies sie Straßen an der Küste aus, also westlich von Chan Junis.
In der Nacht zum Montag griff die Armee nach eigenen Angaben mehr als 200 Terrorziele an. Dabei seien die Soldaten in einer Schule in Beit Hanun in der Nordost-Ecke des Gazastreifens auf Eingänge zu zwei Terrortunnel gestoßen. An einem habe sich eine Sprengfalle befunden.
Vermutete Geisel tot
Am Montag gab die Armee den Tod von drei weiteren Soldaten bekannt. Insgesamt sind damit seit Beginn der Bodenoffensive am 27. Oktober 75 Soldaten getötet worden – das sind etwa zwei Soldaten pro Tag. Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober sind 401 Soldaten gefallen.
Zudem wurde bekannt, dass eine zuerst als Geisel eingestufte Person doch tot ist. Der 21-Jährige Jonathan Samarno gehörte zu den Teilnehmern am Nova-Musikfestival. Seine Familie hatte zunächst nur die Information erhalten, dass Samarno durch Schüsse verletzt wurde, sein genauer Zustand blieb aber unklar. Aufgrund neuer geheimdienstlicher Erkenntnisse bestätigte die Armee nun seinen Tod.
Weiterer Raketenbeschuss
Im Lauf des Montags ist Israel wieder unter Raketenbeschuss gekommen. Betroffen waren unter anderem die Küstenstadt Aschdod und der Großraum Tel Aviv. Millionen Menschen flohen in die Bunker. Tel Aviv war bereits am Samstag wieder unter Beschuss gekommen – das erste Mal seit dem 20. November.
Auch die Kämpfe im Norden gingen weiter. Die Armee teilte am Montag mit, dass Terroristen aus dem Libanon Raketen auf Israel abgefeuert hätten. Bereits am Sonntag schoss ein Kampfflugzeug eine Drohne ab, die auf Israel zuflog.
Auch die Situation im Roten Meer bleibt spannungsgeladen. Huthi-Terroristen griffen dort am Sonntag im Verlauf von mehreren Stunden drei Frachter mit ballistischen Raketen an. Der amerikanische Zerstörer USS Carney reagierte auf die Notrufe der Besatzungen. Die Schäden an zwei Schiffen fielen gering aus, in einem Fall verfehlte die Rakete ihr Ziel.
Die USS Carney schoss aber drei Drohnen ab, die sich auf das Schiff zubewegten. Nach Angaben des amerikanischen Zentralkommandos, das für den Nahen Osten zuständig ist, ist derzeit unklar, ob die Huthi-Terroristen tatsächlich das Schiff anvisiert hatten. Das Zentralkommando betonte zudem, dass der Iran hinter den Angriffen stecke.
Geiselfamilien pochen auf Verhandlungen
Die Familien der Geiseln fordern indes ein Treffen mit allen Mitgliedern des Kriegskabinetts. Dieses besteht aus Regierungschef Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Joav Galant (beide Likud) und dem bisherigen Oppositionspolitiker Benny Gantz (Staatslager).
Die Familien bitten um eine Rückversicherung, dass die Befreiung der Geiseln nach wie vor zu den Prioritäten der Regierung gehört. In der vergangenen Woche hatte die Hamas nach israelischen Angaben die Waffenruhe gebrochen. Die Verhandlungen über weitere Freilassungen wurden abgebrochen und Israel nahm die Kampfhandlungen wieder auf.
Gespräche über Zukunft des Gazastreifens
Unterdessen gehen die diplomatischen Bemühungen weiter. Eine Delegation des Weißen Hauses will ab Montag in Israel über die Zeit nach dem Krieg sprechen. Der Sicherheitsberater von US-Vizepräsidentin Kamala Harris (Demokraten), Phil Gordon, trifft zu diesem Zweck israelische und palästinensische Politiker.
Harris kam am Sonntag am Rande der UN-Klimakonferenz COP28 mit den Staatenlenkern Ägyptens, Jordaniens und Katars zusammen. Mit ihnen sprach sie unter anderem über die Zukunft des Gazastreifens. Diese Zukunft müsse das Leben der Palästinenser verbessern und Israels Sicherheit gewährleisten, schrieb sie auf der Plattform X.
Der israelische Regierungschef Netanjahu äußerte sich bereits am Samstag zur Zukunft des Gazastreifens. Er betonte, es dürfe keine Rückkehr der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) geben. Die Rückkehr einer „feindlichen Entität“ sei bereits in den 1990er Jahren ein Fehler gewesen, sagte er mit Blick auf die Oslo-Verträge und die „Palästina-Befreiungsorganisation“ (PLO). Sowohl die Hamas wie auch die PLO hätten es auf die Vernichtung Israels abgesehen. (df)
9 Antworten
Die Zukunft von Gaza bleibt schwierig. Hamas und PLO dürfen dort nicht herrschen. Die Hamas aus gegebenem Anlass und die PLO auch nicht, da sie als korrupt gilt und verhasst ist. Auch die Charta der PLO gilt seit 1968 unverändert weiter, die ein Palästina im gesamten britischen Mandatsgebiet vorsieht; also eine Auslöschung Israels. Trotz Ankündigung im Oslo-Prozess wurde die Charta nie geändert. Die UN? Gottseibeiuns. Ägypten hat auch kein Interesse. Bleibt wohl nur Israel, um den Dünenstreifen zu verwalten. Unter Israel wird die Wirtschaft und auch wieder die Landwirtschaft aufblühen.
Ja, aber nur mit Gottes Hilfe. Die UN kann man, und das nicht nur hier, ganz vergessen. Sie ist bei ihrer Gründung davon ausgegangen Kriege zu verhindern, aber welchen Krieg hat sie Verhindert?
Herr Vogt,
wir haben das Thema hier schon dutzendfach diskutiert:
Nein, Israel wird sich dieses Shithole nicht antun. Doch,
der Westen muss zusammen mit gemässigten Arabern
eine Lösung für diese Elendsecke finden. Doch die PLO muss man einbinden müssen, aber ohne Opi Abbas. Und sie wird sich in Bescheidenheit üben. Denn wer sieben Jahrzahnte zu jedem Vorschlag „NEIN“ plärrt, muss sich am Ende mit wenig bescheiden.
Und auch Israel muss schmerzhafte Konzessionen machen. Dass zB durchgeknallte Siedler sich als biblische Könige gerieren und die Rechter der Palis mit Füssen treten. Und Jerusalem ggw. da nicht streng hinsieht, ist unvertretbar. Und es wird viel Geld gebraucht, um das Shithole Gaza aufzubauen. Auch wenn ich da primär an arabischen „Bruder“-Staaten denke, wird sich Israel nicht ausschliessen können. Bekommt dafür aber Garantien militärischer Sicherheit.
Die PLO – ob mit oder ohne Abbas – macht keinen Sinn. Denn das was nachkommt in der Führungsriege ist nicht besser. Dafür haben Arafat und Abbas über Jahrzehnte gesorgt.
Die Zukunft des Gazas wird schwierig bleiben. Die HAMAS darf auf keinen Fall weiter ihr Unwesen treiben, und genau das ist ja der Grund, warum Israel militärisch agieren MUSS. Es ist eine schwere Zeit, aber Gott wird Israel helfen.
Ich schlage zur Zukunft vor, was in Zefanja 2, 6 beschrieben wird: Und der Landstrich am Meer wird zu Weideplätzen, zu Zisternen der Hirten und zu Schafhürden werden.
Das ist biblische Prophetie und für diese Umsetzung ist Gott zuständig. Nach seinem Zeitplan.
@Fabian Voigt
„Die Zukunft von Gaza bleibt schwierig“. Nein, unmöglich.
Neben den Terror-Organisationen muss auch die UWRA ausgerottet werden. Was diese, eigentlich nur für eine Übergangszeit gedachte, Unterstützungseinrichtung für “ palästinensiche Flüchtlinge“ alles an Koffuption, Lüge, Antisemitismus und Unterstützung von Terroristen geleistet hat spricht ihr jeden weiteren Anspruch ab. Leider wollen die Geldgeber dieser kriminellen „Hilfseinrichtung“ deren Versagen nicht erkennen dafür ihr Gewissen besänftigen.
Der Gazastreifen war landwirtschaftlich erfolgreich und lebenswert bis, ja bis die jüdischen Siedlungen geräumt wurden, um den Landstrich wieder Palestinensern zu überlassen. Heute ist alles wieder wie vor den Kibuzim.
„Von Korn sollen sie sich nähren“ Hosea 14, 8. Beim Abkommen „Land für Frieden“ bekamen die Araber Land und Israel Raketen auf ihr Staatsgebiet. Ein falsches Versprechen an Israel.