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„Israel verträgt mehr Religion als andere Staaten“

Israel ist ein multikultureller Staat, der eine besondere Beziehung zur Religion hat. Das wurde in einem Podiumsgespräch auf dem Evangelischen Kirchentag in Dortmund deutlich. Weiterhin betonten die Teilnehmer die besondere Rolle der israelischen Armee für die Integration.
In Israel herrscht Religionsfreiheit

DORTMUND (inn) – Israels Beziehung zu Religion sei allein deswegen schon besonders, weil es der einzige jüdische Staat der Welt sei. Das betonte der Tel Aviver Politologe Micha Staszewski bei der Diskussion „Komplexe Wirklichkeit – Andere Geschichten aus Israel“ am Donnerstag auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag. Daher sei es auch nicht verwunderlich, dass Israel mehr Religion als andere Staaten vertrage. Es gehe dabei nicht um eine individuelle Frömmigkeit, sondern viel mehr um eine „staatliche von oben“. Diese Vorgabe der Politik führe zeitgleich zu einer großen Debatte innerhalb der Gesellschaft. Als Beispiel nannte der in Israel lebende Staszewski Tel Aviv. Dort lebten die Menschen einem anderen religiösen Verständnis. Das gehe soweit, dass sich Tel Aviv als „eigener Staat“ verstehe.

Der Status, der einzige jüdische Staat zu sein, habe aber nicht nur positive Aspekte für jüdische Gläubige. Ein Problem stelle die Definition des Jüdischseins dar, sagte der Politologe auf der Veranstaltung in Dortmund. Aus einer Beschützerhaltung heraus definiere man die jüdische Identität viel strenger. Die israelische Politik ringe darum, eine Balance zu finden. Die Frage sei, inwieweit Religion im einzigen jüdischen Staat Privatsache sei und in welchem Umfang der Staat den jüdischen Charakter definieren dürfe.

Judentum als Religion und Nationalität

Der Rabbiner Yaron Engelmayer aus der israelischen Stadt Karmiel betonte auf dem Podium, dass Religion und Staat „im Grunde getrennt sind“. Schließlich gebe es Religionsfreiheit in Israel. Dennoch sieht er an einigen Stellen eine Verwischung dieser Grenze. Dies sei besonders im Bezug auf Hochzeiten zu beobachten, die in Israel nicht zivil durchführbar sind. Ein weiteres Beispiel sei der öffentliche Nahverkehr, der am Schabbat aussetzt.

Obwohl Engelmayer sehr gut die Kritiker dieser Praxis verstehe, könne er darin aber auch positive Aspekte erkennen. Die Schwierigkeit liege darin, dass das Judentum nicht nur eine Religion darstelle. Vielmehr spiegele sich darin auch Nationalität wider.

In einem weiteren Impulsvortrag betonte der Heidelberger Professor Johannes Becke die Bedeutung der israelischen Armee. Das Militär sei für viele Minderheiten, die sich zum Staat Israel bekennen, „eine Art Schmelztiegel“. Das sei auch ein Grund, weswegen in der arabischen Bevölkerung eine Israelisierung zu beobachten sei, sagte der Dozent der Hochschule für Jüdische Studien.

Von: Martin Schlorke

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