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Israel und Marokko wollen Beziehungen normalisieren

Mit Marokko schickt sich das nächste arabische Land an, Beziehungen mit Israel aufzunehmen. Palästinensische Terrorgruppen sprechen von Verrat. Die amerikanische Regierung hat schon den nächsten Zug im Blick.
In der marokkanischen Hauptstadt Rabat könnte bald ein israelischer Botschafter anzutreffen sein

RABAT / JERUSALEM (inn) – Unter Vermittlung der USA normalisieren Marokko und Israel ihre Beziehungen. Das gab der amerikanische Präsident Donald Trump am Donnerstag bekannt. Mit diesem Schritt würde Marokko anderen Ländern in der arabischen Welt folgen: Im vergangenen halben Jahr haben die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und der Sudan ihre Beziehungen normalisiert oder dies angekündigt.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu dankte Trump und dem marokkanischen König Mohammed VI. Dies werde ein „sehr warmer Friede“, verkündete er beim Entzünden der ersten Kerze zum jüdischen Lichterfest Chanukka an der Klagemauer in Jerusalem. „Das Licht des Friedens schien an diesem Chanukka-Tag noch nie heller im Nahen Osten“, frohlockte er.

Land mit jüdischer Tradition

Der Premier ergänzte, die jüdische Gemeinschaft in Marokko diene als Brücke zum israelischen Volk. Dies sei die Grundlage, auf der der Friede entstehe. Jetzt würden zunächst Verbindungsbüros und Direktflüge eingerichtet. Die Diplomaten arbeiteten daran, so schnell wie möglich „volle“ Beziehungen zu etablieren, was auch einen Austausch von Botschaftern bedeuten würde.

In Marokko leben derzeit rund 3.000 Juden. Am Vorabend der Staatsgründung Israel bestand die Gemeinschaft aus rund 270.000 Mitgliedern. Eine jüdische Präsenz in dem nordafrikanischen Land ist seit dem 1. Jahrhundert nach Christus bekannt. Seit 1999 bemüht sich Marokko nach dem Willen des damaligen Königs Hassan II. verstärkt um die Pflege des jüdischen Erbes im Land, etwa durch die Restauration von Synagogen. Hassan II. vermittelte bereits in den 1970er Jahren zwischen Israel und Ägypten auf dem Weg zu Friedensvertrag.

Hamas: Normalisierung ist politische Sünde

Mit der Normalisierung scheint auch eine Anerkennung marokkanischer Souveränität in der West-Sahara durch die Vereinigten Staaten einherzugehen. Trump verwies am Donnerstag auf die Anerkennung der USA durch Marokko im Jahr 1777: „Da ist es nur angebracht, wenn wir deren Souveränität in der West-Sahara anerkennen.“ Marokko beansprucht das Territorium seit dem Abzug der Spanier im Jahr 1975. Die Organisation „Frente Polisario“ kämpft dort für einen unabhängigen Staat.

Ägypten begrüßte den Normalisierungsplan. Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi sprach von einem „wichtigen Schritt, um mehr Stabilität und Zusammenarbeit in der Region zu erreichen“. Der Kronprinz der Emirate, Scheich Mohammed Bin Sajed, äußerte sich ähnlich.

Die deutsche Regierung begrüßte die Ankündigung „ganz ausdrücklich“. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte am Freitag: „Dass nach den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Sudan nun innerhalb weniger Monate ein viertes Land diesen Weg einschlägt, ist ein wichtiger und hoffnungsvoller Schritt zu mehr Frieden und Stabilität in der Region.“ Die Regierung hoffe nun, dass davon auch eine „neue Dynamik für die Lösung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern“ ausgehe.

Die palästinensische Terror-Organisation Hamas verurteilte das Vorhaben hingegen als „politische Sünde“. Es sei kein Ausdruck des marokkanischen Volkswillens. Die Terrorgruppe Islamischer Dschihad sprach von „Verrat an Jerusalem und Palästina“. Von der Palästinensischen Autonomiebehörde war bis Freitagmittag keine Reaktion bekannt.

Erst am Donnerstagabend hatte der amerikanische Regierungsberater Jared Kushner den Blick auf weitere mögliche Entwicklungen gelenkt: Eine Normalisierung zwischen Israel und Saudi-Arabien sei „unvermeidlich“. Nur der Zeitrahmen müsse noch ausgearbeitet werden, sagte er laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“. „Wenn man sich die vergangenen sechs Monate anschaut, hat sich die Region von fest auf flüssig geändert, und es fühlt sich so an, als ob es noch mehr Flüssigkeit gibt.“

Von: df

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