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Israel und Deutschland

Es war ein geräuschloses Jubiläum: „50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland – Israel“. Was im Mai 1965 hohe Wellen schlug, war nur kurz ein Medienthema, schaffte es aber kaum auf die Titelseiten. Das mag auch als gutes Zeichen gelten. Inzwischen sind die Beziehungen noch immer besondere und zugleich normal. Für die junge Generation in beiden Staaten scheint die Last der Geschichte weniger wichtig.
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum trafen sich die Präsidenten Rivlin und Gauck in Berlin
Das jüdische Leben in Deutschland erfuhr durch die zwölf Jahre der nationalsozialistischen Diktatur einen nicht zu heilenden Bruch. Kulturelle und religiöse Traditionen waren unwiederbringlich verloren, Familien und Gemeinden ausgelöscht. Überlebende aus Lagern und Verstecken gingen in ihre Länder zurück und zum Teil auf abenteuerlichen Wegen in den Nahen Osten. Nur wenige der ins Ausland geflohenen Juden kehrten zurück. Bekannt waren Max Horkheimer, Fritz Kortner, Theodor W. Adorno. Die Bundesrepublik Deutschland versuchte von Anfang an eine Annäherung an die verbliebenen Juden im Lande und suchte daneben einen Ausgleich mit Israel. Diese Bemühungen führten zur „Wiedergutmachung“ in Form von Hilfen für den Aufbau Israels. Die Kontakte so kurz nach dem Krieg und die Zahlungen führten in Deutschland und in Israel zu heftigen öffentlichen Diskussionen. Avi Primor, Botschafter Israels in Deutschland von 1993 bis 1999, schreibt in seinem Buch „Europa, Israel und der Nahe Osten“ von 1999: „In Israel schlug die Nachricht wie eine Bombe ein. Die Bevölkerung reagierte mit äußerster, heute kaum mehr vorstellbarer Heftigkeit. Menschen weinten auf offener Straße, andere hielten ihr Entsetzen nur mühsam zurück. Allein die Tatsache, dass die Regierung sich in Geheimverhandlungen mit den Deutschen eingelassen hatte, riss alte Wunden wieder auf. Ben Gurions Versuch, das Abkommen im israelischen Parlament durchzusetzen, löste lautstarke Tumulte aus, eine aufgebrachte Menge bewarf das Knesset-Gebäude in Jerusalem mit Steinen.“ Für Israel waren die deutschen Hilfen, auch deutsche Waffen, überlebenswichtig. 1965 nahmen die beiden Staaten volle diplomatische Beziehungen auf. Wechselseitige hohe Staatsbesuche, intensive wirtschaftliche, kulturelle und militärische Zusammenarbeit vertieften im Laufe der Zeit die besonderen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel. Städtepartnerschaften, die Arbeit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und anderer Organisationen dienten der Verständigung und Versöhnung.

Die DDR und Israel

Ganz anders entwickelte sich das Verhältnis zu Juden und erst recht zum Staat Israel im Osten Deutschlands. Nur wenige jüdische Rückkehrer suchten den Weg ins kommunistische Deutschland. Andererseits gab es jüdische Funktionäre in der SED. Zu nennen sind Alexander Abusch, Hermann Axen, Albert Norden, Markus Wolf und Klaus Gysi. Sie dienten der SED als Alibi gegenüber dem „Braunen Erbe“ im Westen. Die DDR sah sich als das neue Deutschland, das sich mit weißer Weste dem Antifaschismus verschrieben hatte und dem Freiheitskampf der Araber. Ein besonderes Verhältnis entwickelte Ostberlin zur „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO). 1969 wurden politische Beziehungen zu den Palästinensern ausgelotet. In der Folge wurde auf verschiedenen Gebieten die Zusammenarbeit im Kampf gegen das „zionistisch-imperialistische Gebilde“ Israel vertieft. „Unter zivile Hilfe fielen etwa Feriencamps für Palästinenser in der DDR und die medizinische Hilfe für verletzte PLO-Kämpfer, die zur Behandlung in die DDR ausgeflogen wurden. Was unter ‚nicht-ziviler‘ Hilfe zu verstehen war, kann man an einem Vorgang aus dem Jahr 1973 ablesen. Die DDR verpflichtete sich insgeheim, der PLO 2.000 Maschinenpistolen, 500 Sprengsätze, zehn Scharfschützengewehre und 1.000 Rucksäcke zu liefern“, berichtete die Tageszeitung „Die Welt“ im Jahr 2012. Mehrmals besuchte Jasser Arafat Ostberlin, wo in den achtziger Jahren die PLO ein offizielles Kontaktbüro als diplomatische Vertretung führte.

Neuer Antizionismus

In einer Mischung von altem Antisemitismus und neuem Antizionismus wuchs in den vergangenen Jahren in Deutschland die Ablehnung Israels. Linke Antifa-Gruppen, feministische Kirchenkreise und Intellektuelle bildeten eine bunte Truppe von „Israelkritikern“. Eine Welle öffentlichen Israelhasses ging mit dem Gazakrieg im Juli 2014 durch Deutschland. „Friedensdemonstrationen“ wurden vielerorts zu Plattformen für Antisemitismus mit Sprüchen wie „Mörderstaat Israel“, „Kindermörder Israel“, „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“. Es zeigte sich Deutschlands Multikulti in allen Farben gegen Israel. Vereint waren Moslems, Linke, Rechte, Rassisten. Darum heißt es für alle Menschen guten Willens: Beziehungen müssen gepflegt werden – auch nach 50 Jahren. (ep)

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