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Israel öffnet Grenzen wieder für Besuch aus dem Ausland

Nach Israels hartem Lockdown gehörten zu den ersten Gruppen-Reisenden auch Besucher aus Deutschland. Eine Agentur unter Co-Leitung eines israelischen Reiseleiters mit Schweizer Wurzeln hat die Gruppe empfangen.
Ein beliebtes Reiseziel für Touristen ist der See Genezareth

BERLIN / JERUSALEM (inn) – Von Anfang bis Mitte Juni hat Israel eine erste Pilotphase zur Wiederöffnung für Touristen aus dem Ausland durchgeführt. Dies geschah unter strengen Maßnahmen zur weiteren Bekämpfung des Corona-Virus und Prävention vor Ansteckung durch Reisende aus dem Ausland – während die Covid-Pandemie im Inland selbst durch eine ambitionierte Impfkampagne eingedämmt zu sein scheint.

„Menschen wollen wieder reisen und ich bin mir sicher, dass das im Sommer passiert“, verkündet Ella Zack Solomon, Direktorin für das Staatliche Israelische Verkehrsbüro in Deutschland, vom Standort in Berlin aus per Videobotschaft auf YouTube. Durch die Einführung eines digitalen Impfpasses in Israel etwa sei „die Rückkehr zum gewohnten Tourismus möglich“. Auch die im Land selbst bereits durchgeführte, ambitionierte Impfkampagne mache „Israel zu einer der sichersten Destinationen weltweit“, sagt Zack Solomon weiter.

Ähnlich sieht man das auch bei Keshet Journeys in Jerusalem, einer der Agenturen in Israel, die zur Zeit wieder Besuchende aus dem Ausland durch das Land der Bibel führt – so war neulich gerade eine Gruppe aus Deutschland zu Gast. Co-Direktor ist der in der Schweiz aufgewachsene Moshe Gabay, Sohn einer schweizerischen Mutter und eines israelischen Vaters. Gabay sagt auf die Frage zur Covid-Sicherheit: „Viele Länder schauen jetzt nach Israel, wie gut wir das hier machen. Und Einiges wird wohl dann auch übernommen.“ Zum Beispiel die Erfassung von Impfpässen in einem internationalen System, meint Gabay. „Oder wenn eine gewisse Anzahl von Geimpften besteht und die Abkommen mit einzelnen Ländern klappen, könnte man auch Ungeimpfte wieder direkt einreisen lassen.“ Dies ist die Hoffnung des israelisch-schweizerischen Keshet-Direktors. Möglichst alle sollen sich seiner Ansicht nach „wieder frei bewegen können“.

Deutsche Reisende während Pilotphase in Israel

Freiwillig nach Israel bewegt haben sich im Frühsommer – in einer nicht ganz unkomplizierten, ersten Pilotphase vor Mitte Juni – schon mal die zuvor erwähnten Reisenden aus Deutschland: Die erste Gruppe mit christlichen Pilgern von „israelreise.de“ (ein Reisebüro im Vogtland), die nach dem Corona-Lockdown nun wieder nach Israel einreisen konnte. Reiseleiter Werner Hartstock (Mitglied auch der Sächsischen Israelfreunde) schildert uns auf Anfrage seine Eindrücke: „Es war ein echter bürokratischer Kraftakt, ins Land zu kommen, aber die Mühe hat sich gelohnt. Das Land begrüßte uns mit großer Freude, menschenleeren touristischen Plätzen und mit viel gelebter Lebensfreude.“

Es habe den Eindruck gemacht, als ob Israel auf den Tourismus wartete, denn „der Besuch von Menschen aus der ganzen Welt fehlt den Israelis zu ihrem gewohnten Lebensgefühl. Jetzt zu reisen bedeutet Solidarität zu zeigen und das Land zu genießen ohne den sonst üblichen Massentourismus.“ So habe die Gruppe beispielsweise auch Privilegien genossen, wie in Jerusalem „eine Stunde am leeren Grab Jesu in der Grabeskirche zu sitzen und auch ohne Schlange stehen hineinzugehen“, was „schon sehr speziell“ gewesen sei.

Sicheres Reiseziel trotz Covid und Konflikt?

Bedingt habe dies für die Teilnehmenden aus Deutschland jedoch einen Impfnachweis, einen PCR-Test vor Abflug, einen PCR-Test bei Ankunft in Israel und dann einen serologischen Test im Krankenhaus. Bis zum Vorliegen der Testergebnisse sei anschließend Quarantäne im gebuchten Hotel angesagt gewesen. Und dann vor Rückreise in die Heimat 48 Stunden vor Abflug auch nochmals ein PCR-Test (diesmal mobil im Hotel). Auch wenn es dabei etwas „bürokratisches Chaos“ gegeben habe, wie es Hartstock ausdrückt, hätten die Teilnehmenden dies „ohne Murren über sich ergehen lassen, weil sie ihr Reiseziel und ihr Lieblingsland ja nun wieder sehen konnten“.

Die genannten Tests seien ja eben nun auch das, was Israel zu einem sicheren Reiseziel macht. Davon ist auch Keshet-Direktor Moshe Gabay überzeugt. „Es ist nun mit sehr viel Bürokratie verbunden und ich würde eigentlich solche Reisen auch erst ab Juli empfehlen. Besucher müssen geimpft sein und wir müssen bei den Behörden alles einreichen. Aus Angst vor gefälschten Dokumenten veranlasst Israel nun auch als einziges Land serologische Tests. Das heißt: Die Leute müssen bei Ankunft direkt ins Spital zur Blutprobe, um Antikörper nachzuweisen.“

Bei all diesen „sehr vorsichtigen“ Maßnahmen und auch mit den aktuellen politischen Entwicklungen sowie Friedensbemühungen nach dem jüngsten Konflikt mit Hamas-Terroristen im Gazastreifen sieht Gabay wieder Licht am Ende des Tunnels: „Wir haben jetzt eine arabische Partei in der Regierung, die wirklich partizipiert, und so sind alle Bevölkerungsgruppen auch etwas besser vertreten.“ Er fügt hinzu: „Israel ist sicherer als viele andere Länder, abgesehen von einzelnen Zonen.“

Öffnung nach Schließung mit Lockdown

Die zuvor erwähnte Hoffnung auf Öffnung in Israel wird auch von weiteren Stimmen aus dem Land geäußert. Nach einem Lockdown, welcher sich auf das gesellschaftliche Leben im Inland wie auch auf die Schließung der Grenzen gegenüber Besuchenden aus dem Ausland auswirkte, würden sich die Menschen über Begegnungen im Reiseland Israel wieder freuen. Und der Lockdown habe speziell auch dem Tourismus-Sektor zugesetzt. Dort wird nun jedoch zumindest durch Inlandreisende teils wieder wett gemacht, wo zuvor Einbußen bilanziert wurden.

So hören wir es zum Beispiel auch von Tourguide Ischai Nerel: „Das Tourismus-Geschäft wurde mit mehreren Schließungen und Wiederöffnungen auch in unserem Hotel- sowie Restaurant-Betrieb stark eingeschränkt“, erzählt der Einwohner aus Jad HaSchmona. Die Dorfgemeinschaft von messianisch Gläubigen in der Nähe von Jerusalem ist auf Tourismus und internationale Freiwillige ausgerichtete. „Für das Management war das eine verwirrende Situation. Aber Gott sei Dank und auch dank der Unterstützung durch den Staat, hatte unsere Gemeinschaft in der Krise alles, was wir benötigt haben.“

Virtuelle Touren und Trainings

In der Zwischenzeit hätten sie die Arbeitslosigkeit während der Corona-Lockdowns mit neuen Ideen und Projekten überbrückt, so sagen beide Reiseleiter. Nerel hat virtuelle Touren lanciert, mit denen er christliche Israelfreunde global erreicht. Und ja, es sei nicht das Gleiche, wie Israel mit allen Sinnen zu erleben und zu fühlen, jedoch könnten Interessierte online „innerhalb von einer Stunde verschiedene und weit auseinander liegende Ortschaften erreichen“. Es können so auch „Plattformen geschaffen werden, um mit dem Reiseziel – mit Land und Leuten – eine Verbindung aufzubauen, bevor man physisch nach Israel reist“, sagt Nerel.

Ähnlich ist es auch beim jüngsten Projekt von Keshet Journeys: „Wir haben eine virtuelle Ausbildung für (christlich) gläubige Reiseleiter lanciert. Da besteht bisher noch zusätzlicher Bedarf. Es geht um den Zusammenhang von Grundwissen zum Land Israel, wie ich es als Reiseleiter lernte, und Wissen über die Bibel“, erklärt Keshet-Direktor Gabay. Die Ausbildung richte sich an Interessierte aus aller Welt, speziell auch an Pastoren. Webseminare in englischer Sprache gingen Mitte Juni online. So können Gruppenleiter im Ausland zuerst ein Online-Training absolvieren, bevor sie dann „idealerweise zusammen mit einem israelischen Guide“ Gruppen durch das Land der Bibel führen.

Israel scheint also vorbereitet auf die erneute Aufnahme des Tourismus aus dem Ausland. Nun wird sich weisen, ob dies in naher Zukunft wieder zu Rekordzahlen und Millionen von Besuchenden zurückführt. Oder ob sich die Natur hier – wie auch an anderen Orten der Welt – noch etwas vom Massenandrang erholen kann.

Von: Georg Hoffmann

Georg Hoffmann wurde 1976 als Sohn europäischer Eltern in der Schweiz geboren und ist mittlerweile Schwiegersohn einer israelisch-amerikanischen Familie. Seit den 1990er Jahren hält er sich – nebst der Schweiz und den USA – immer wieder für kurze oder lange Zeit in Israel auf. Mit seiner Frau und den beiden Kindern ist er Teil von jüdisch-christlichen Netzwerken und erachtet Israel als seine dritte Heimat.

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