Die internationale Haltung gegenüber den akademischen Kreisen im Land habe sich verändert, sagte Rivlin bei dem Empfang in seiner Jerusalemer Residenz am Mittwoch. „Ich glaube nicht, dass Israels akademische Kreise in Gefahr sind, aber die Atmosphäre in der Welt verändert sich und schafft eine Situation, in der es unmöglich ist, mit dieser Angelegenheit anders umzugehen, als mit einer erstklassigen strategischen Bedrohung“, erklärte das Staatsoberhaupt.
Die Einstellung von Förderungen, ein deutlicher Rückgang bei der Zusammenarbeit mit israelischen Unternehmen und die Ablehnung israelischer Einreichungen durch führende akademische Magazine gehörten zu den Schwierigkeiten, denen israelische Wissenschaftler begegneten. Der Präsident des Technion in Haifa, Peretz Lavie, äußerte die Ansicht, es sei noch nicht zu spät, um diese Entwicklung aufzuhalten. Er appellierte an Rivlin: „Wir müssen mobil machen und den Prozess in europäischen Ländern und den USA stoppen.“
Der Präsident der Hebräischen Universität in Jerusalem, Menachem Ben-Sasson, sprach von einem „stillen Boykott“: „Er wurde nicht offiziell erklärt, deshalb geschieht die meiste Arbeit hinter den Kulissen, durch Leiter der Universitäten und Forschungsinstitute.“ Es sei wichtig, die Mechanismen des Boykotts offenzulegen und die Angelegenheit bei führenden Politikern weltweit bekannt zu machen, so Ben-Sasson.
Rivlin sicherte den Professoren seine Unterstützung bei diplomatischen Prozessen in der Sache zu. Er habe das Problem bereits vor kurzem bei Treffen mit verschiedenen Politikern angesprochen. Dabei habe er seine Bestürzung darüber zum Ausdruck gebracht, dass „die aufgeklärte Welt von akademischer Freiheit spricht, während sie sich gleichzeitig in die Politik einmischt“. (dn)