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„Israel könnte ganz Ägypten kaufen“

Der Internet-Dienst MEMRI (www.memri.org), der gar nicht genug gepriesen werden kann, meldet, daß eine Gruppe von Ägyptern in der Schweiz jetzt in ihrem Heimatland einen Prozeß gegen die Juden auf der ganzen Welt anstrengt.

Sie möchte unter juristischen Gesichtspunkten den Casus „Auszug aus dem pharaonischen Ägypten“ beleuchten, weil die Juden bei ihrem Exodus um Mitternacht Tonnen von Gold und Schmuck, aber auch Haushaltsgeräten gestohlen hätten. Auf die Frage, wie viel die Beute heute wert sei, antwortet Dr. Nabil Hilmi, Dekan der Rechtsabteilung der Universität Al Zaqaziq: „Wenn wir annehmen, daß das Gewicht der Beute eine Tonne war, ist sie innerhalb von 20 Jahren das Doppelte wert, sogar wenn der jährliche Zins nur fünf Prozent beträgt… Das gestohlene Gold wird aber auf 300 Tonnen geschätzt, und es war nicht 1.000 Jahre lang gestohlen, sondern 5.758 Jahre – nach jüdischen Angaben!“

Nabil Hilmi bezieht sich hierbei ausdrücklich auf die hebräische Bibel. Leider muß gemeldet werden, daß er diese Quelle nicht sorgfältig zitiert. So vergißt er zu erwähnen, daß die Juden im Ägypten Pharaos über mehrere Generationen zu Sklavendiensten gezwungen wurden (2. Mose 1, 6-14); so bauten sie die Vorratsstädte Pitom und Ramses (2. Mose 1, 11). Ferner berichtet die Bibel von einem genozidalen Akt: Pharao befahl den Hebammen Schifra und Pua, alle männlichen jüdischen Babys gleich nach der Geburt zu töten. Da die Hebammen sich widersetzten, ließ der Herrscher den Kindesmord von seinen anderen Untertanen ausführen (2. Mose 1, 15-21).

Ein Volkswirtschaftler mag nun ausrechnen, wie viele Phantastillionen zusammenkämen, wenn man die Arbeitsstunden im pharaonischen Ägypten – Einzahlungen in die Rentenkasse inklusive – zu den Prozenten addiert, die den Juden von Rechts wegen aus dem Tourismusgeschäft des Staates Ägypten zustehen. Schließlich haben sie zu den dortigen Sehenswürdigkeiten (Pyramiden etc.) entscheidend beigetragen („schwere Arbeit in Ton und Ziegeln“).

Spätestens hier ist wohl deutlich geworden: Aus jüdischer Sicht könnte kaum etwas Besseres passieren, als daß die erwähnte Gruppe schweizerischer Ägypter ein Gericht fände, das bereit wäre, ihr Gehör zu schenken. Denn wenn man den Wert der Sklavenarbeit – nebst der Kompensation für die ermordeten jüdischen Säuglinge – von der mitternächtlichen Beute beim Exodus subtrahierte, bliebe unter dem Strich allemal genug übrig, daß der Staat Israel Ägypten ganz einfach kaufen könnte. Und damit würde auch dem Friedensprozeß im Nahen Osten ein wichtiger Anstoß gegeben.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Tageszeitung „Die Welt“ (www.welt.de). Der Kommentar erschien in der Rubrik „Fussnoten“.

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