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Israel ist nicht allein

Nach dem Großangriff des Iran steht Israel gestärkt da. Dennoch sollte nun das Mindestziel sein, die Abschreckung hochzufahren. Eine kommentierende Analyse.
Von Daniel Frick
Perverse Normalität: Am Tag nach dem Großangriff waren israelische Kampfflieger schon im Einsatz gegen Terrorziele der Hisbollah im Libanon

Wenn es für das jüdische Volk tragisch zu werden droht, ist das oft auch eine Stunde des Humors. „Erste Direktflüge zwischen Iran und Israel seit 1979“, witzelte ein Israeli auf der Plattform X angesichts hunderter Geschosse, die das Regime in Teheran in der Nacht zum Sonntag auf den jüdischen Staat abfeuerte.

Ein anderer Israeli veröffentlichte im Vorfeld des Angriffs eine Liste mit den hässlichsten Gebäuden im Land. In seinem Post wandte er sich direkt an den iranischen Staatsführer Ali Chamenei mit der „Bitte“, diese doch wegen ihres angeblich unermesslichen Wertes für die Israelis zu verschonen.

Alte Männer verletzen kleines Mädchen

Doch weder der Humor noch der glimpfliche Ausgang des Angriffs sollten von dessen Schwere und Gefahr ablenken. Die israelische Bevölkerung bewahrte zwar Ruhe – ein Zeichen des Vertrauens in die Armee –, verbrachte aber die Nacht in unheilvoller Erwartung.

Der Iran wollte mit seinen Geschossen Israel erheblichen Schaden zufügen. Dass es die alten Männer in Teheran am Ende „nur“ schafften, neben leichten Sachschäden einem siebenjährigen beduinischen Mädchen lebensgefährliche Verletzungen zuzufügen, ist entsetzlich, für das Regime aber auch unglaublich peinlich.

Sagenhafte Abwehrleistung

Dass Israel so davongekommen ist, verdankt es einer herausragenden Abwehrleistung und der Koordination mit seinen Partnern. Die Koordination zeigt, dass Israel nicht so allein dasteht, wie es in den vergangenen Wochen den Eindruck machte. Frankreich, Großbritannien, Jordanien und die USA waren nach offiziellen Verlautbarungen an den Bemühungen beteiligt, auch von einem saudischen Einsatz war zu hören. Die Länder wehrten 99 Prozent (!) der Geschosse ab, die übergroße Mehrheit noch außerhalb israelischer Grenzen.

Insbesondere der Einsatz Ammans ist bemerkenswert. Zwar arbeiten Israel und Jordanien in Sachen Sicherheit zusammen. Doch da die Jordanier den Israelis in großen Teilen nicht wohlgesonnen sind, bemühte sich das Königreich sogleich um die Erklärung, dass es ja auch die eigene Bevölkerung zu schützen galt. Außerdem seien die Geschosse in Richtung Jerusalem unterwegs gewesen. Die Familie von König Abdullah II. versteht sich als Hüter der dortigen heiligen Stätten.

Gleichzeitig ist auch klar, dass der Iran mit den gut 350 Geschossen einen begrenzten Angriff losgetreten hat. Die zehntausenden Raketen, die nördlich von Israel im Libanon schlummern, sind nicht zum Einsatz gekommen. Dem Iran ging es um eine gesichtswahrende Aktion nach der Tötung zweier Generäle der Revolutionsgarden, nicht um eine Austragung des Konflikts. Zumindest wird das Regime dies nach innen so verkaufen. Doch das Staatsziel der Auslöschung Israels steht nach wie vor nicht in Frage.

Schwieriges Abwägen

Die Frage aller Fragen ist indes, wie Israel nun reagieren soll. Die Zahl der Optionen ist ebenso groß wie die der Möglichkeiten, das Potenzial des Momentes ungenutzt zu lassen. Das Regime in Teheran steht „isoliert“ da, wie die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) feststellte. Unerwähnt ließ sie, dass damit das in den vergangenen Jahren verfolgte Ziel der deutschen Außenpolitik, das Terrorregime in die Weltgemeinschaft zu integrieren, in die Ferne gerückt ist.

Die für Israel – und die iranische Bevölkerung – beste Lösung wäre es, das Regime aus dieser Isolation zu erlösen, indem man ihm auf die eine oder andere Weise ein Ende setzt. Denn das würde bedeuten, die Ursache des Übels zu bekämpfen – und nicht nur dessen Vorhut wie die Hisbollah.

Selten war die Gelegenheit günstiger, aber ganz günstig ist sie nie. US-Präsident Joe Biden hat bereits klargemacht, dass er einen Gegenschlag Israels nicht unterstützen würde; der Demokrat will einen offenen Krieg vermeiden, da Präsidentschaftswahlen anstehen. Auf genau diese Unterstützung wäre Israel aber angewiesen, wie die Nacht zum Sonntag gezeigt hat.

Am Montag rieten auch Großbritannien, Frankreich und Deutschland von einer Militäraktion ab. Die europäischen Länder bevorzugen eine Politik der Diplomatie und Isolation, wie aus den Verlautbarungen zu erkennen ist.

Abschreckung als Mindestziel

Derartige Vorschläge kommen nicht überraschend. Dennoch sollte eine Problematik nicht außer Acht bleiben: Dass sich der Iran überhaupt traute, so einen Angriff zu starten, liegt auch an mangelnder Abschreckung. Ob man nun für oder gegen eine weitere Militäraktion ist: Ein Mindestziel sollte es sein, die Abschreckung deutlich hochzufahren. Denn das Regime in Teheran ist kein israelisches, kein regionales, sondern ein globales Problem.

Zuallererst betroffen ist dennoch Israel. Allzuoft fehlt das Bewusstsein dafür, dass der jüdische Staat schon viel zu lange in einer perversen Normalität lebt: Ständige Terrorangriffe durch die vom Iran unterstützten Gruppen, ständige Vernichtungsdrohungen aus Teheran. Der Westen sollte diese perverse Normalität nicht mehr hinnehmen. Denn irgendwann wird sie ihn in noch stärkerem Maß ereilen, als es heute der Fall ist.

Der britische Außenminister David Cameron (Konservative) sprach am Montag von einer „Offenbarung für die Welt“, was für einen schädlichen Einfluss der Iran hat. Einerseits ist es ernüchternd, dass für diese Erkenntnis ein Großangriff nötig war. Andererseits bleibt die Hoffnung, dass diese Erkenntnis nachhaltig und folgenreich bleibt. In diesen Zeiten klammert man sich an jeden Hoffnungsschimmer.

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11 Antworten

  1. Nun, außer einem arabischen Mädchen lebensgefährlich zu verletzten, passierte nicht viel. Dem Mädchen wünsche ich eine gute Besserung, ich hoffe, sie überlebt.

    Der Rest war eine Lachnummer? Vielleicht. Jedenfalls hat es eines bewiesen: die Abwehrsysteme der Israelis funktionieren und die kombinierte Unterstützung ebenfalls. Dass die USA, England und Frankreich mitgeholfen haben, wundert einen ja nicht. Dass aber die arabischen Staaten – obwohl sie zwei Tage vor dem Angriff aus dem Iran informiert wurden und sich nicht auf die Seite des Iran stellten, das ist schon bemerkenswert. Mein großes Danke an diese Staaten.

    Und um Untertan im Eifer zu bremsen: Dass dies funktionierte, liegt auch daran, dass Gott wirkte.
    Es gibt immer wieder die Aussage von Muslimen, die zum Gauben an Jeshua kommen und sagen, das erste, das ihnen Gott aufs Herz legt ist Israel. Die Einstellung zu dem Land und dem Volk ändert sich. Nun haben wir Länder, die sich auf die Seite Israel stellten. Das, Martin, ist ihre ständig eingeforderte übernatürliche Handlung durch Gott. Er legt es Ländern in die Herzen, für sein Volk zu kämpfen.

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  2. Wie Israel reagiert, das bleibt offen. Wichtig ist eine Abschreckung der freien Welt gegen den Iran.
    Wenn noch vorhanden, dann müssen endlich alle Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands mit dem Iran BEENDET werden !! Wir brauchen eine starke USA, zur Zeit haben wir eine broken states of america, in dem Trump als krankhafter Narzist für Putin arbeitet und die USA zerstören will.
    Wir brauchen die Bekehrung des Christentums zum Pro-Jüdischen Christentums, momentan ist die Gegenrichtung fakt: Der Argentinische Papst hält nichts von Israel, und auch sonst bewegen sich die christlialisierten Länder vielfach in die falsche Richtung. Israel muss auch theologisch unterstützt werden, mit einem Zionistischen Christentum, so wie es in den USA ja lange der Fall war.

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  3. Was für eine Angst der Jordanische. König hat.
    Vor Pal- Bevölkerung und arab. Ländern. Jerusalem gehört ihm nicht, am Tempelberg hat er noch nie für Ruhe gesorgt. Eher das Gegenteil.
    UNO Guterres spielt sich auf, will IL was vorschreiben, wobei ich auf keinen Gegenschlag hoffe. Ich wünsche dem Beduinenmädchen
    Gesundheit. Möge ihre Wunden heilen.

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  4. Israel hat Unterstützung bei der Abwehr des iranischen Angriffs erhalten durch die USA, Frankreich, GB und sogar von Jordanien. Und auch wenn es keinesfalls ein Sieg ist über das Mullah Regime. Zumindest wurde der iranische Angriff mal verurteilt. Leider ist dieser islamische Terrorstaat militärisch stark und
    hoch gerüstet und niemand weiss, ob Teheran nicht schon über Atomwaffen verfügt. Israel muss vorsichtig und bedacht vorgehen, damit es zu keinem Flächenbrandt im Nahen Osten kommt, den niemand will. Ansonsten ist es leider so, dass der Westen Putin und Russland genauso unterschätzt hat wie die Bedrohung durch den Iran. Wobei die Rohstoffe mit eine Rolle gespielt haben und deren Abhängigkeit davon. Ich hoffe mit Israel, dass es die Unterstützung nicht verliert und stattdessen die Terroristen wie Hamas, Hibollah und Huthis endlich mal verschwinden würden. Auch wenn es nur ein Wunschtraum ist.

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    1. Ihr Vergleich von Russland und Iran hinkt ganz gewaltig. Der Westen angeführt von den USA hat Russland durch eine extreme Expansionspolitik praktisch in die Enge getrieben. Der Iran betreibt im Grunde die gleiche aggressive Außenpolitik gegenüber Israel wie die Nato gegenüber Russland. 800 amerikanische Militärstützpunkte (Russland etwa 20) gibt es weltweit davon viele in der Nähe zur russischen Grenze, jetzt noch ein weiterer Atomstützpunkt 500 km vor Moskau in der Ukraine. Was denken Sie, wie Russland darauf reagieren sollte?

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      1. Es ist keine Expanuiosnpolitik, wenn sich freie Staaten mittels ihrer freigewählten Regierungen (Finnland, Schweden, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Bulgarien, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Slowenien) einem Verteidigungsbündnis anschließen, um dem sattsam bekannten Expansionismus Russlands als dem letzten Kolonialimperium zu trotzen.
        Während die NATO der Verteidigung dient, betreibt Iran eine schleichende Umzingelungspolitik mit öffentlich bekundetem Vernichtungswillen. Während Russland das flächenmäßig größte Land der Erde ist und über die meisten Atomsprengköpfe und Weltuntergangswaffen (Poseidon, SATAN-2) verfügt, ist Israel etwas größer als das Bundesland Hessen. @Benett, Ihr Vergleich entstammt dem russischen Propagandaministerium.

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  5. Zum glück sind die Israelis nicht so zimperlich wie die herumeierer bei uns. Sie drängten ja schon lang auf eine Bombardierung der Iranischen Atomanlagen. Wie man jetzt sieht hätte das einwandfrei funtioniert,wenn sich die Amis getraut hätten,und den Iranern währen gehörig die Flügel gestutzt worden. Wahrscheinlich gäbe es das Huti und das Hamasproplem dann gar nicht, denn die Mullas hätten bei sich zu Hause genug zu tun. Wegen dem Israelischen Gegenschlag muss man bedenken dass der Angriff, wenn die Hälfte der Geschosse ihre Ziele erreicht hätten, es in Israel massive Zerstörungen und viele Tote gegeben hätte. Und Abschreckung bedeudet eben, irgend was unternehmen, das die Iraner das fürchten lehrt, Israel hat da so seine Pfeile im Köcher für derlei Aktionen.

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  6. Ich hoffe die Abwehrleistung wird noch besser … ist eine eindeutige Sprache und schont Menschenleben! Que les cieux bénissent ISRAEL!

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  7. Die Frage aller Fragen ist indes, wie Israel nun reagieren soll. Nein Israel darf nicht reagieren, Juden dürfen sich laut Koran, Mein Kampf und UNO nicht wehren.

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  8. Hat sich Israel jetzt für einen “ harten Gegenschlag “ entschieden? Ob das gut gehen wird?

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  9. Ich habe volles Verständnis, dass sich das Land Israel wehrt.
    Gar kein Verständnis habe ich, dass unsere Aussenminsterin wieder nach Israel fliegt. Solitarität kann sie auch von Berlin aus bekunden und vor allen Dingen ehrlich meinen!

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