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Israel gibt Tötung von Arafat-Vize zu

JERUSALEM (inn) – Vor fast 25 Jahren wurde Chalil al-Wasir, auch Abu Dschihad („Vater des Kampfes“) genannt, in Tunis ermordet. Er war der damalige Stellvertreter von Palästinenserführer Jasser Arafat. Nun hat Israels Militärzensur ein Interview freigegeben, in dem ein Elitesoldat die Tötung gestand.
Graffiti in Jericho: Arafat und sein Vize Chalil al-Wasir

Die Militärzensur hat erst am Donnerstag der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ erlaubt, ihre Recherchen zu dem Fall zu veröffentlichen. Zu diesen gehört auch ein Interview des Reporters Ronen Bergman mit dem Elitesoldaten Nahum Lev. Dieser war im Jahr 2000 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Das berichtet die Netzzeitung „Times of Israel“.
Abu Dschihad war Mitbegründer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und der Fatah-Partei. Er wird von Israel für zahlreiche Anschläge verantwortlich gemacht, bei denen Dutzende Israelis ums Leben kamen. Unter anderem für ein Attentat im Jahr 1978 auf einen Bus bei Tel Aviv, bei dem 38 Israelis ermordet und mindestens 70 verletzt wurden. 1987 soll er zudem maßgeblich die erste sogenannte Intifada organisiert haben.
Lev gehörte damals der Elite-Einheit „Sajeret Matkal“ an, die unter dem Kommando von Mosche Ja‘alon stand, dem heutigen Vize-Premierminister Israels. In dem Interview mit Bergman sagte Lev, an dem Attentat auf Abu Dschihad seien der Auslandsgeheimdienst Mossad und andere Spezialeinheiten beteiligt gewesen. Der heutige Verteidigungsminister Ehud Barak war damals stellvertretender Generalstabschef. Insgesamt seien 26 Personen mit der Ausführung der Aktion in der Nacht zum 16. April 1988 in der tunesischen Hauptstadt beauftragt gewesen, eingeteilt in zwei Gruppen .
Er selbst habe zur ersten Gruppe von acht Menschen gehört, die in das Haus des Palästinensers einbrechen sollten, erzählte Lev. Die andere Gruppe sei als Verstärkung vorgesehen gewesen. Lev habe sich mit einem als Frau verkleideten Soldaten dem Haus genähert, die beiden hätten ein spazierendes Pärchen vorgegeben. Zuerst habe er einen Bodyguard erschossen, der in einem Auto eingeschlafen war. Teile der Einheit seien dann nachgerückt. Ein zweiter Leibwächter und ein Gärtner, der in dieser Nacht auch in dem Haus geschlafen habe, seien ebenfalls getötet worden. „Es tat mir Leid um den Gärtner“, so Lev. „Aber bei solchen Operationen muss man sichergehen, dass jede mögliche Einmischung neutralisiert wird.“ Danach hätten sie auf Abu Dschihad gefeuert. „Ich habe ihn mit einem langen Feuerstoß getötet“, sagte Lev. Und weiter: „Ich habe aufgepasst, dass ich seine Frau nicht verletze, die da auftauchte. Abu Dschihad war in furchtbare Akte gegen Zivilisten verwickelt. Er war ein Todeskandidat. Ich erschoss ihn ohne Zögern.“
Weder Ja‘alon noch Barak wollten die Veröffentlichung des Interviews kommentieren.

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