ATHEN (inn) – Der erste israelische Olympiasieger der Geschichte, Gal Fridman, wird am Sonntag bei der Abschiedszeremonie Israels Flagge ins Stadion tragen. Seine Goldmedaille widmete er den elf israelischen Athleten, die 1972 während der Olympischen Spiele in München von palästinensischen Terroristen ermordet worden waren.
Der 28-jährige Windsurfer aus Karkur bei Hadera hatte am Mittwoch in Athen den Wettkampf im Mistral-Surfen gewonnen. Bei den elf Rennen kam er zweimal als Erster ins Ziel. Seine schlechteste Platzierung war der achte Rang. „Ein Traum ist wahr geworden“, sagte Fridman, dessen hebräischer Vorname übersetzt „Welle“ bedeutet, nach seinem Sieg. „Es ist unglaublich, dass ich der erste Israeli geworden bin, der eine Goldmedaille gewonnen hat. Ich hatte das Gefühl, dass das ganze Land mir zuschaute und mich von hinten anschob.“
Seit dem ersten Rennen habe er gewusst, „dass es ohne Selbstvertrauen unmöglich ist, Erfolg zu haben“, so der Olympiasieger. „Ich war sehr ruhig und konzentriert. Ich habe immer gesagt, dass mein Ziel Gold war. Darum habe ich mich mit aller Kraft bemüht; ich habe an mich geglaubt, und es ist mir gelungen. Ich möchte mich bei allen für die Unterstützung und die Energie bedanken, die sie mir geschickt haben.“
Glückwünsche erhielt Fridman vom Silbermedaillengewinner Nikos Kaklamanakis. Der griechische Olympiasieger von Sydney 2000 sagte nach seinem zweiten Platz in seiner Heimat, er wolle mit seinem israelischen Freund und Trainingspartner zusammen feiern. „Gal hat den Titel verdient gewonnen. Ich freue mich sehr für ihn.“ Für ihn sei die Silbermedaille ein schönes Ende seiner Karriere, so der 36-Jährige.
Am Abend ertönte zum ersten Mal bei einer olympischen Siegerehrung die israelische Nationalhymne „Hatikvah“ („Die Hoffnung“). Die Goldmedaille erhielt Fridman vom israelischen Vertreter beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Alex Giladi.
Nach der Zeremonie gratulierte Israels Premierminister Ariel Scharon dem Athleten telefonisch: „Israel ist sehr stolz auf Sie. Eine ganze Nation hat heute Nachmittag während des letzten Rennens die Luft angehalten. Wir alle waren aufgeregt, als wir Sie gewinnen sahen. Wir haben immer gewusst, dass Sie einer Medaille würdig waren, und Sie haben sie bekommen. Das Selbstvertrauen und die Ruhe, die Sie während des Wettbewerbs gezeigt haben, waren bemerkenswert. Sie sind wirklich ein großartiger Sportler.“
Scharon beglückwünschte auch Fridmans Trainer Gur Steinberg und das ganze Team. Staatspräsident Katzav sagte, der Athlet habe Israel viel Ehre und seinen Bewohnern viel Freude gebracht. „Die Bürger des Staates Israel und das jüdische Volk sind stolz auf Sie, lieben Sie und freuen sich über Ihre beeindruckende Leistung – die erste Goldmedaille in der Geschichte Israels.“
In seiner Freude dachte Fridman auch an die Mitglieder der israelischen Delegation bei den Olympischen Spielen in München, die am 5. September 1972 Opfer von palästinensischen Terroristen geworden waren. Diese wollten durch die Geiselnahme Gefangene freipressen, doch später erschossen sie die elf Israelis. „Wir denken immer an sie“, bemerkte Fridman. „Wenn ich nach Hause komme, werde ich zu ihrer Gedenkstätte gehen und ihnen die Goldmedaille zeigen.“
Beim Mistral-Surfen der Frauen belegte die israelische Weltmeisterin von 2003 Lee Korsitz den 13. Platz. Gold ging an die Französin Faustine Merret.
Am Mittwochabend qualifizierte sich ein weiterer israelischer Medaillenkandidat souverän für die Endausscheidung in seinem Wettbewerb: Der Stabhochspringer Alex Averbuch überquerte als erster Teilnehmer die geforderte Qualifikationshöhe von 5,70 Metern. Davor hatte er die 5,50 Meter und die 5,65 Meter ebenfalls jeweils beim ersten Versuch geschafft.