JERUSALEM (inn) – Touristen aus mehreren europäischen Ländern müssen bei ihrer Einreise nachweisen, dass sie über eine private Unterkunft in Israel verfügen, in der sie sich zwei Wochen lang in Quarantäne aufhalten können. Das haben die israelischen Gesundheitsbehörden am Mittwoch entschieden. Betroffen sind unter anderem Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Regelung tritt am Freitagmorgen um 7 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft. Bereits seit längerer Zeit gelten diese Bestimmungen für Menschen aus Italien und dem ostasiatischen Raum.
Um den Unterkunftsnachweis zu erbringen, stellten die Auslandsvertretungen Israels Formulare zur Verfügung. Diese können vor Reiseantritt ausgefüllt werden. Alternativ besteht für Reisende die Möglichkeit, die Daten bei der Grenzkontrolle in Israel mitzuteilen. In beiden Fällen wird eine Entscheidung über die Einreise erst am Grenzübergang getroffen.
Gesundheitsministerium: Auf Händeschütteln verzichten
Israelische Staatsbürger müssen sich ebenfalls nach der Einreise in 14-tägige Quarantäne begeben. Das Gesundheitsministerium hat weiterhin bekanntgegeben, dass sämtliche internationale Konferenzen ausfallen. Ebenfalls sind Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Teilnehmern verboten.
Für ausländische Touristen, die sich aktuell im Land aufhalten, gibt es keine besonderen Regelungen. Außer normalen Hygieneregeln empfiehlt das Gesundheitsministerium, auf Händeschütteln zu verzichten. Personen, die Krankheitssymptome zeigen, sollen unter der Telefonnummer 101 Rettungsdienste kontaktieren. Aktuell halten sich etwa 20.000 Deutsche in Israel auf.
„Gesundheit hat die höchste Priorität“, sagte Gesundheitsminister Ja’akov Litzman, nachdem sich das Wirtschaftsministerium über die verheerenden Folgen all dieser Maßnahmen für die Wirtschaft des Staates beschwert hat. Tourismus ist schließlich eine der wichtigsten Einnahmequellen des „Heiligen Landes“.
Hygieneempfehlung von Netanjahu
Wegen des Coronavirus wurden in Israel bereits präzedenzlose Vorsichtsmaßnehmen verkündet. Dabei gibt es bisher nur einzelne Fälle nachgewiesener Infektionen. Die betroffenen Personen befinden sich in guter Obhut: in Isolierstationen in Krankenhäusern oder in strenger Quarantäne in ihren eigenen Heimen. Die Polizei hat die Aufgabe, zu überprüfen, ob sich die Personen tatsächlich zuhause aufhalten. Bei Zuwiderhandlung droht eine Strafe.
Weitere Notfallpläne in der Hinterhand
Sollte es tatsächlich zu dem befürchteten Ausbruch der Krankheit kommen, sind schon weitere Maßnahmen in Ausarbeitung. So soll der öffentliche Busverkehr eingeschränkt werden. Im schlimmsten Fall sollen alle israelischen Bürger, die älter als 60 Jahre sind, in Quarantäne in ihren Heimen gesteckt werden. Ebenso wird erwogen, allen Arbeitnehmern die Fahrt zu ihrem Arbeitsplatz zu verbieten. Sie sollen zuhause bleiben und per Computer ihre Aufgaben erfüllen. Ebenso ist allen Israelis schon verboten worden, Dienstreisen ins Ausland zu machen.
Zu den großen Leidtragenden gehören die israelischen Fluggesellschaften. El Al hat am Mittwoch bereits 1.000 Mitarbeiter entlassen. Geschäftsführer Gonen Usischkin hat angekündigt, dass es bald keine israelische Fluggesellschaft mehr geben könnte. El Al forderte eine Regierungshilfe in Höhe von 50 Millionen US-Dollar, um ihren Zusammenbruch zu verhindern. Am Donnerstag hat der Lufthansa-Konzern angekündigt, sämtliche Flüge nach Israel zu streichen. Diese Regelung gilt bis zum 28. März.
Von: Ulrich W. Sahm/mas