TEL AVIV/RAMALLAH (inn) – Das israelische Sicherheitskabinett hat in einer Sitzung am Donnerstag in Tel Aviv beschlossen, gegen Palästinenserführer Yasser Arafat vorzugehen. Die Entscheidung stieß auf heftige internationale Kritik – in den Autonomiegebieten demonstrierten Tausende Palästinenser für den PLO-Chef.
„Die vergangenen Tage haben erneut gezeigt, daß Yasser Arafat ein absolutes Hindernis für jeden Versuch der Aussöhnung zwischen Israel und den Palästinensern ist. Israel wird daran arbeiten, dieses Hindernis zu beseitigen – in einer Art und Weise und zu einer Zeit, die noch bestimmt werden wird“, heißt es in dem Beschluß des elfköpfigen Kabinetts. Das Sicherheitskabinett war zusammengekommen, um über die Reaktionen auf die jüngsten palästinensischen Selbstmordanschläge zu beraten.
Die Entscheidung stieß international auf heftige Kritik. US-Außenamtssprecher Richard Boucher sprach sich gegen eine Ausweisung Arafats aus, auch wenn dieser „Teil des Problems ist“. Er glaube nicht, daß ein Vorgehen gegen Arafat hilfreich sei. Es würde dem Palästinenserführer lediglich eine weitere Plattform geben, so Boucher.
Seitens der Europäischen Union wurde „große Besorgnis“ über den israelischen Beschluß geäußert. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak warnte ebenfalls davor, Arafat ins „Exil zu schicken“.
Auch der ehemalige israelische Außenminister und Friedensnobelpreisträger Shimon Peres sprach sich gegen eine Ausweisung Arafats aus. Dieser sei zwar ein „Problem“, aber gelegentlich müsse man mit Problemen leben, ohne diese zu lösen, sagte der 80jährige.
Nach Bekanntwerden der israelischen Entscheidung gingen in Judäa, Samaria und im Gazastreifen Tausende Palästinenser auf die Straße, um ihre Solidarität mit Arafat zu bekunden.
Allein in Ramallah versammelten sich rund 7.000 Palästinenser vor dem Hauptsitz des PLO-Chefs, der Mukata. Arafat trat vor die Menge, sprach durch ein Megaphon zu den Demonstranten, zitierte aus dem Koran und beteuerte, daß er „niemals freiwillig“ gehen werde, eher solle Israel ihn töten. „Wir befinden uns auf heiligem Land. Wir werden unsere heiligen christlichen und muslimischen Stätten schützen. Das ist mein Heimatland. Keiner kann mich hier hinauswerfen. Abu Ammar bleibt hier“, rief Arafat und benutzte dabei seinen alten Kampfnamen.
Vertreter der Fatah-Partei von Arafat forderten die Demonstranten auf, für die nächste Zeit vor der Mukata zu bleiben. „Wir haben die palästinensische Bevölkerung aufgefordert, Tag und Nacht vor Abu Ammars Hauptsitz präsent zu sein, damit die Besatzer realisieren, daß das Volk seine Führung verteidigt“, so Ahmed Ghneim, Fatah-Mitglied vor Journalisten.