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Isolierung Israels

Die Isolierung Israels hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Mike Leigh, der "beste Filmregisseur Englands", hat in einem Brief an Renen Schorr, den Leiter der "Sam Spiegel TV und Film Schule" in Jerusalem, kurzfristig eine Absage erteilt. Am 6. April hatte der britische Regisseur "widerwillig" einem Besuch in Israel zugestimmt.

Schorr hatte Leigh bestätigt, dass der Brite „mutig“ sei. Doch jetzt habe Leigh keine Wahl: „Ich kann nicht kommen, ich will nicht kommen, ich werde nicht kommen.“ In einem zweiseitigen Brief zählt er die Gründe für seine Absage einzeln auf. So kam es am 31. Mai zu der israelischen Attacke auf die türkische „Hilfsflotte“. Die Welt verurteilte diese „Grausamkeit“.

Seitdem habe die israelische Regierung „immer schlimmere Schritte“ getan, wie die Wiederaufnahme der Bautätigkeit in Siedlungen im Westjordanland. „Abgesehen von der Blockade des Gazastreifens, dem endlosen Erschießen von Menschen dort, inklusive Jugendlicher“, sei der jetzt von der Regierung beschlossene Treue-Eid für jene, die die israelische Staatsangehörigkeit erwerben wollen, der „letzte Strohhalm“ gewesen (der den Rücken des Kamels zerbrochen habe), schreibt Leigh. Ein medienwirksamer Besuch in Israel würde den Eindruck erwecken, als ob er sich mit der israelischen Politik identifiziere.

Renen Schorr blieb dem jüdischen Briten, der 1990 das letzte Mal in Israel war, nichts schuldig. In einem Antwortbrief, der wie Leighs Schreiben als Originalkopie an Journalisten verteilt worden ist, äußert sich Schorr „erschüttert“. Jeder könne legitime politische Ansichten befolgen, und „zutiefst enttäuscht über Israels Politik“ sein, schreibt er. „Doch der akademisch-künstlerische Boykott, dem Sie sich jetzt angeschlossen haben, hilft nicht der israelischen Öffentlichkeit oder ihren humanitären Elementen, die sich der Boshaftigkeit der Besatzung bewusst sind. Ihr Schritt schwächt uns. Boykott und Bann sind die Antithese zum Dialog.“

Tausende Israelis seien in Friedensorganisationen aktiv, Hunderte demonstrierten und israelische Filmemacher wie Künstler anderer Sparten hätten mit Dokumentarfilmen „undemokratische und unethische Taten“ verurteilt. Weder Studenten noch Lehrer der Filmschule könnten für die israelische Regierungspolitik verantwortlich gemacht werden, fügt Schorr hinzu. Die Schüler und Studenten mit Regierung und Militär zu vermischen, sei eine „böse Verallgemeinerung“. Schorr schreibt, dass die Filmschule Leigh angeboten habe, bei einer Pressekonferenz alle seine Kritik an Israel offen auszusprechen. „Ein Boykott und eine Ablehnung aller Israelis und israelischen Künstler überschreitet eine rote Linie.“

Boykotte seit der Staatsgründung

Israel wurde seit seiner Gründung zunächst von der Arabischen Liga boykottiert. Die arabischen Staaten setzten Firmen aus aller Welt auf eine rote Liste, sowie herauskam, dass sie ihre Waren nach Israel verkauften. So haben sich früher Coca Cola und Pepsi Cola die Welt aufgeteilt. Deutsche Hersteller von Rasierapparaten und Kaffeemaschinen verzeichnen in ihren Gebrauchsanweisungen keine Serviceadressen in Israel und rücken die Adresse auch bei telefonischer Anfrage nicht heraus, obgleich man deren Produkte in Israel kaufen und reparieren lassen kann. Bis zu den Osloer Verträgen 1994 war in Israel nur eine einzige deutsche Firma offiziell vertreten: Lufthansa. Andere Firmen, wie Volkswagen, benutzten Decknamen wie „Champion Motors“.

Doch dieser Boykott der Arabischen Liga bewirkte eher das Gegenteil. Statt Israel zu schwächen und zu vernichten – so die Absicht -, führte er dazu, dass die Israelis die ihnen verweigerten Waren produzierten, vom Susita-Auto mit Plexiglas-Karosserie bis hin zum Uzi-Maschinengewehr, vom Kampfflugzeug Kfir und bis zum Merkava-Panzer.

Selbstverständlich sind arabische Staaten angehalten, israelische Waren zu boykottieren. Doch spätestens seit den Friedensverträgen Israels mit Ägypten und Jordanien haben sich die Grenzen geöffnet – weiter als die Israelis veröffentlichen und die Araber eingestehen wollen. Vor einem Jahr verweigerten libanesische Banken ganz offen eine Teilnahme am Boykott. Denn wer will schon auf die Computer mit den in Israel entwickelten und hergestellten Intel-Prozessoren verzichten? Und wer kann auf Microsoft-Programme verzichten, mit der Möglichkeit, am PC auf Arabisch von rechts nach links zu schreiben?

Organisationen in aller Welt ziehen nach

Eine neue Entwicklung sind massive Versuche anti-israelischer Organisationen in aller Welt, Israel zu boykottieren. Universitäten in Kanada wurden aufgefordert, alle akademischen Kontakte mit israelischen Kollegen abzubrechen. Schwedische Hafenarbeiter verweigerten das Entladen israelischer Handelsschiffe. Im Internet werden Listen israelischer Firmen veröffentlicht, die in den besetzten Gebieten produzieren. Die Palästinensische Autonomiebehörde übt Druck auf alle Regierungen der OECD aus, einen Tourismuskongress in Jerusalem zu boykottieren, nur weil der israelische Tourismusminister dummerweise erklärt hat, dass er den Kongress als eine Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels betrachte. Spanien und Großbritannien gaben dem Druck schon statt, trotz diplomatischer Beziehungen mit Israel und Konsulaten in Jerusalem.

Die Anlässe wechseln, je nach aktuellen Entwicklungen. Mal wird gegen Kriege protestiert, mal ist es die Siedlungspolitik, wegen der Israel gar sein Existenzrecht verlieren solle. Neuerdings ist der Anlass ein Protest gegen das israelische „Massaker“ auf der Mavi Marmara oder die Seeblockade des Gazastreifens.

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