BAGDAD / JERUSALEM (inn) – Der Irak und Israel befinden sich offiziell seit mehr als 70 Jahren im Kriegszustand. Dennoch haben in den vergangenen Monaten gleich drei Delegationen aus dem Golfstaat in heimlicher Mission Israel besucht. Im Vordergrund standen akademische und kulturelle Themen, wie der israelische Sender „Hadaschot TV“ am Sonntagabend berichtete.
In dem Beitrag wurde laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ betont, dass die Delegationen nicht aus den kurdischen Gebieten angereist seien, sondern aus der Hauptstadt Bagdad. Insgesamt waren demnach 15 Iraker im Land. Genaue Funktionen oder gar Namen wurden nicht genannt, es habe sich aber um „einflussreiche Persönlichkeiten im Irak“ gehandelt, hieß es weiter. Die Gesandtschaften hätten sich aus Sunniten und Schiiten zusammengesetzt.
Dem Bericht zufolge trafen die Iraker israelische Akademiker und Regierungsvertreter. Zudem hätten sie die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem besucht. Die Treffen seien von „sozial-kultureller Natur“ gewesen. Es gehe um Organisationen, die sich mit dem irakisch-jüdischen Erbe befassten. Ziel sei es, „eine Infrastruktur für zukünftige Beziehungen“ zwischen den beiden Ländern aufzubauen. Auch um iranische Proteste zu vermeiden, seien die Besuche unter größter Geheimhaltung erfolgt.
Der Irak reagierte unerfreut auf den Bericht. Der stellvertretende Parlamentspräsident Hassan Karim al-Kaabi forderte am Montag, die Namen der Delegationsmitglieder müssten offengelegt werden. „Die besetzten Gebiete zu besuchen, ist eine rote Linie und eine sehr sensible Angelegenheit für Muslime in aller Welt“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur dpa.
Entspannung nach Kriegen gegen Israel
Irakische Soldaten kämpften im Unabhängigkeitskrieg 1948/49, im Sechs-Tage-Krieg 1967 und auch im Jom-Kippur-Krieg 1973 gegen Israel. 1981 zerstörte die israelische Luftwaffe den irakischen Atomreaktor Osirak. Zehn Jahre später feuerte Saddam Hussein mehr als 40 Scud-Raketen auf Israel ab.
Doch Israel geht auf den Irak zu: Im Mai eröffnete das Außenministerium eine Facebookseite für die Verbesserung der Beziehungen mit dem Golfstaat. Diplomaten in Jerusalem sprachen in dem Zusammenhang von „einer Art digitaler Botschaft“. Und Miss Irak 2017, Sarah Idan, besuchte im vergangenen Jahr Jerusalem. Zuvor hatte sie den Titel verloren, weil sie ein gemeinsames Foto mit ihrer israelischen Kollegin Adar Gandelsman im Internet veröffentlicht hatte.
Von: eh