Heute wohnen noch etwa 193.000 Überlebende in Israel, von ihnen werden 123.000 durch die Stiftung versorgt. Das Durchschnittsalter liegt bei 85 Jahren. 86 Prozent der Juden, die um Unterstützung bitten, verfügen über weniger als umgerechnet rund 1.050 Euro Einkommen. Jeden Monat gehen bei der Stiftung, die durch Überlebende gegründet wurde, rund 2.000 neue Anträge ein.
Im Juli hatten sich Finanzminister Jair Lapid und Wohlfahrtsminister Meir Cohen getroffen, um die staatliche Hilfe zu rationalisieren. Daraufhin sollte die Regierung die Zuständigkeit vom Finanz- an das Wohlfahrtsministerium übergeben, damit alles unter einem Dach ist. Doch bislang ist noch das Finanzministerium für bestimmte Aspekte verantwortlich, wie die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ berichtet.
„Mit 13 war ich in Auschwitz“: Bar Mitzva nachgeholt
Ebenfalls am Montag, dem Internationalen Holocaustgedenktag, feierten zwölf Überlebende in Haifa mit Gesang und Tanz gemeinsam ihre Bar und Bat Mitzva – fünf Männer und sieben Frauen. Die Zeremonie verdeutlicht, dass ein 13-jähriger Junge oder ein zwölfjähriges Mädchen religionsmündig ist.
„Mit 13 war ich in Auschwitz“, erzählte ein Überlebender. „Es gab nicht wirklich jemanden, mit dem ich über Feste hätte sprechen können.“
Die Eheleute Motke und Esti Lieber haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Waisenhaus im polnischen Lublin kennengelernt. „Mit neun war ich schon allein, man hat mir die Kindheit geraubt. Ich blieb allein in der Welt zurück“, sagte Motke Lieber. „Ich bin bewegt von dieser Veranstaltung, weil ich zum wirklichen Zeitpunkt nicht feiern konnte. Ich hatte schon keine Eltern mehr, die an die Feier hätten denken können. Bevor alle Angehörigen in einem Wald ermordet wurden, beugte sich meine Mutter zu mir herunter und sagte auf Jiddisch zu mir: ‚Motke, fliehe in den Wald und erzähle allen, was hier geschehen ist.‘“
Ehefrau Esti Lieber ergänzte: „Er war zu Hause das frechste Kind, und die Mutter wusste: Wenn jemand die Chance hatte, zu überleben, dann er. Ich war damals in einer anderen Gegend in Polen, in Galizien. Ich war mit der Familie im Wald. Eines Tages, als wir ein Lagerfeuer machten, sahen uns die Deutschen und begannen zu schießen.“
Mit ihrer großen Schwester, die eine Schussverletzung erlitten hatte, gelang dem Mädchen die Flucht. „Wir haben überlebt, weil sie eine christliche Frau, die in der Gegend lebte, um Brot bat. Jedes Mal bat sie auch noch um Brot für mich, aber die Christin dachte, dass sie lügt und einfach noch mehr Brot will, also sagte sie jedes Mal zu ihr: Bringe deine kleine Schwester mit, damit wir sie sehen. Als sie mich schließlich mitbrachte, brach die Christin in Tränen aus. Ich war nur noch Haut und Knochen.“ Mit zwölf Jahren war Esti Lieber in Jerusalem, aber die Bat Mitzva wurde damals nicht gefeiert.
Ein weiterer Überlebender, der an der Zeremonie teilnahm, ist Abraham Akron aus Ungarn. Vor seinem 13. Geburtstag wurde seine Familie vom Ghetto Debrecen nach Auschwitz deportiert. Die Großeltern starben während der Fahrt. „Ich kam an und überstand die Selektion von Mengele. Ich schleppte Steine und Beton, bis man mich eines Tages von dem Gerüst warf, weil ich die Sachen nicht schnell genug gebracht hatte. So überstand ich auch meinen 13. Geburtstag. Ich denke nicht, dass ich mich an das Datum erinnerte, aber wer hatte auch Zeit oder einen Gedanken für die Bar Mitzva? Ich schaffte es kaum zu überleben, bis die Russen kamen und uns befreiten.“ Seine Ehefrau Sarah, die Tochter und ein Enkel waren bei der Zeremonie zugegen.
Die Organisation „Jad Eser La’Haver“ (Helfende Hand für einen Freund) hatte die Feier in Haifa initiiert. Sie hat dazu auch ein Video veröffentlicht: : http://www.youtube.com/watch?v=iZMknArmt30.