Mosche Coblenz ist ratlos. Der drahtige Israeli steht auf einem Hügel in der judäischen Wüste und blickt ins Tal. Dort sieht er zahlreiche, von Arabern illegal errichtete Bauten. „Sie verunstalten nicht nur die Landschaft, sondern zerstören auch das Naturreservat.”
In Jeeps und in Begleitung von Auslandsjournalisten ist Coblenz hierher gefahren: „Vielleicht fiel euch auf, dass wir gerade durch ein arabisches Dorf gefahren sind. Das ist zwischen dem Herodion und Kfar Eldad gelegen.“ Der Mittdreißiger erinnert sich: „Als 14-Jähriger fuhr ich mit dem Mountainbike viel in dieser Gegend herum, rund um das Herodion. Damals sah ich nur Wüste, das Land schien unberührt und es gab kein Feindesland. Wenn ich heute die gleiche Strecke zurücklege, fahre ich über illegal errichtete asphaltierte Straßen und an Häusern vorbei, die hier niemals hätten entstehen dürfen. Hier herrscht kein Gesetz und niemand fühlt sich für die neuen Anwohner zuständig. Was hier an Gewaltpotenzial schlummert, können wir nur erahnen.“
Der Fremdenführer erklärt weiter: „Die ursprüngliche Straßenführung war hier entlang geplant.“ Er deutet den Berg hinunter, in das Wadi, das trockene Tal. „Also eine Straße, die von Jerusalem durch das Wadi zu den Dörfern Kfar Eldad, Nokdim und Tekoa geführt hätte.“
Illegale Häuser werden strategisch errichtet
Entstanden sei der Plan Ende der 1960er Jahre, kurz nach dem Sechs-Tage-Krieg. „Damals sagten wir: Lasst uns erst die Häuser errichten und später die Straßen bauen. Heute, mehr als 50 Jahre später, ist die ganze Gegend mit illegalen Häusern von Arabern bebaut. Noch immer benutzen wir die provisorische Straße. Und selbst diese ist von zahlreichen Häusern und Läden gesäumt, ein Großteil davon sind illegale Bauten.“
Die Pressetour veranstaltet die rechtsgerichtete Organisation „Regavim“. Im Westen ist vielfach von illegalen Bauten im Westjordanland durch Juden die Rede. Von arabischen illegalen Bauobjekten wird dagegen wenig berichtet. Genau diese aber dokumentiert „Regavim“ seit vielen Jahren. Im Jahr 2022 zählten die Mitarbeiter 81.317 illegal von arabischer Seite errichtete Gebäude inmitten der sogenannten C-Gebiete, also der Gebiete im Westjordanland, die gemäß der Abkommen von Oslo unter israelischer Verwaltung stehen.
Israelnetz Magazin
Laut der Studie waren es von jüdischer Seite lediglich 4.382. Allein 2022 waren mit 5.525 Gebäuden im Auftrag von Arabern 80 Prozent mehr als im Vorjahr gebaut worden, also 3.076 im Jahr 2021. Auf jüdisches Betreiben gab es 2022 „nur“ 406 neue Bauten. Der Großteil der zur Zeit im – nur wenige Kilometer südlich von Bethlehem gelegenen – Naturreservat stehenden Gebäude ist dabei noch gar nicht berücksichtigt.
Araber und israelische Organisationen, die sich für die Rechte von Palästinensern einsetzen, weisen immer wieder darauf hin, dass Israel zu wenig Baugenehmigungen für Palästinenser ausstelle und der Mangel an Wohnungen hoch sei.
Naomi Linder Kahn von „Regavim” weist dieses Argument scharf zurück: „Auf Luftaufnahmen sehen wir, dass die von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) verwalteten A- und B-Gebiete in Judäa und Samaria viel freies Bauland aufweisen, das nicht genutzt wird. Doch anstatt diese Gebiete weiterzuentwickeln, wird die Bautätigkeit massiv in die C-Gebiete ausgeweitet.“
Die Pressesprecherin ist überzeugt: „Die illegalen Konstruktionen erfolgen nicht zufällig, sondern nach einem strategischen Plan, der einzig zum Ziel hat, jüdische Gemeinschaften zu isolieren.“ Das werde auch und gerade daran deutlich, dass viele der illegalen Bauten an den bestehenden Schnellstraßen wie etwa 55 oder 60 errichtet würden.
Letzte Hoffnung zum Rückbau
Coblenz sucht Verständnis bei seinen Zuhörern: „Araber bauen Häuser illegal auf dem für die Straßen vorgesehenen Land, sodass wir dort niemals eine Straße werden errichten können.“ Er ist sicher, dass nun die letzte Chance ist, um die illegalen Bauaktivitäten im designierten Naturreservat zu verhindern. Er fordert seine Regierung zum Handeln auf. „Wenn wir die Vereinbarungen nicht jetzt umsetzen, wird es niemals passieren und ihr seht, was schon jetzt aus dem früheren Naturreservat geworden ist.“
Die malerische Idylle der judäischen Berge ist in regelmäßigen Abständen von Hausfundamenten unterbrochen. Mehrere asphaltierte Straßen führen durch die Wüste. Sie wirken so professionell, dass kaum vorstellbar ist, dass sie ganz ohne behördliche Genehmigungen entstanden sein sollen. Auf einem Berg entsteht ein Feriendomizil. Fundamente für ein Hotel, Bungalows und den Swimmingpool sind schon gelegt, große Palmen eingesetzt und die Mauer um den Komplex gezogen, ganz als handele es sich um Privatland.
„Dabei ist das alles geklautes Land. Irgendwer verdient mit dem Verkauf von diesem Land viel Geld“, sagt Coblenz. An den Straßen sind zahlreiche Schilder mit arabischen Namen und der entsprechenden Telefonnummer angebracht. Sie preisen die neuen Objekte zum Kauf an.
Mit seiner Beleuchtung erinnert ein Karavan an einen überdimensionierten Verkaufsstand für Karusselltickets auf einem Rummelplatz. In großen Buchstaben steht über dem Karavan „Immobilienbüro“, darunter die für muslimische Gläubige obligatorische Anrufungsformel „Basmala”, „Im Namen Allahs“. Auf dem Karavan, zwischen den beiden Fenstern steht geschrieben: „Vertrauen in Ländereien und Landerschließung: vereinigtes Immobilieninvestment, ausgezeichnete Lage, Ingenieursdienste, Konstruktionen“. Eine Handynummer ist angegeben, eine Internetadresse nicht. Eine Suchanfrage über Google mit den entsprechenden Schlagworten bleibt ergebnislos.
UN stellen Baumaterial
Kahn ergänzt: „Viele von denen, die hier Häuser bauen und kaufen, sind israelische Araber. Sie wohnen in Israel und kommen hierher, um sich ein Ferienhaus zu errichten, da die Kosten hier wesentlich günstiger sind. Es geht also nicht einmal wirklich darum, dass zusätzlicher Wohnraum benötigt wird.“ Die Aktivisten berichten von großen Lastkraftwagen, die von Zeit zu Zeit in die Wüste kommen und Baumaterial bereitstellen. „Das sind Zementsäcke oder Paletten mit Ziegelsteinen, an denen sich dann die Anwohner bedienen können“, sagt Coblenz. Auf manchen Säcken und Gebäuden prankten Angaben, die auf die Herkunft dieser „Spenden“ schließen ließen, wie zum Beispiel Vereinte Nationen, Europäische Union, Japan oder USA.
Eine andere Absurdität sieht Coblenz beim Thema illegaler Müllverbrennungen: „Immer wieder bringen die Anwohner aus den benachbarten Ortschaften ihren Müll in die Wüste, um ihn zu verbrennen.“ Von alten Reifen über gewöhnlichen Hausmüll bis hin zu Kühlschränken werde hier alles verbrannt. „Der quälende Gestank über mehrere Wochen ist kaum zu ertragen.“ Zurück bleiben verbrannte Hügel, die sich als hässliche schwarze Flecken in der sonst braunen Erde zeigen. „Wo bleibt hier der Aufschrei der EU, der doch der Umweltschutz angeblich immer so wichtig ist?“, fragt der Israeli verständnislos.
Das unbekannte Abkommen
Während die Verträge von Oslo im internationalen Kontext weitgehend bekannt sind und häufig zitiert werden, erinnert sich kaum jemand an das Wye-Abkommen. Darin unterzeichneten Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde 1998 die Vereinbarung, dass das Gebiet als Naturschutzgebiet erhalten bleibt und dort, abgesehen von einer zu errichtenden Hauptstraße, niemals gebaut werden darf.
Die Befürchtung der Israelis ist, dass die von Palästinensern illegal errichteten Häuser und Straßen darauf abzielen, den Ezion-Block, eine Gruppe israelischer Siedlungen südlich von Jerusalem, abzuschneiden. Dann könnten sich die neu gegründeten Ortschaften zu schwer kontrollierbaren Terrornestern entwickeln.
Das Wye-Abkommen
Um die Verträge von Oslo umzusetzen, unterzeichneten Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde Mitte Oktober 1998 eine Reihe von Verträgen in einem Tagungsort am Wye River im US-Bundesstaat Maryland. Es sollte den weiteren Truppenabzug israelischer Sicherheitskräfte aus dem Westjordanland regeln und enthielt diverse sicherheitsrelevante Beschlüsse auf beiden Seiten. Auch die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich wurde festgeschrieben. Die Vereinbarungen wurden nur teilweise umgesetzt.
26 Jahre nach Abschluss des Abkommens blüht das Baugeschäft im Naturschutzgebiet – zumindest für die Palästinenser. Dass die internationale Gemeinschaft zur Verletzung und den katastrophalen Auswirkungen auf die Umwelt schweigt, dürfte nach den vielen Entgleisungen westlicher Politiker nach dem 7. Oktober vergangenen Jahres nicht verwundern. Zumindest aber Menschen, die ein Interesse daran haben, ihre Zukunft lebendig in Israel zu verbringen, sollten alarmiert sein, wenn sie den vollständigen Inhalt des Abkommens lesen.
Darin ist nämlich ein weiterer Aspekt festgeschrieben: Die palästinensische Seite muss sicherstellen, dass es keinen Waffenimport und keine -herstellung ohne Genehmigung mehr geben würde. Außerdem sollen die Palästinenser dafür sorgen, dass sie jeder Form von Terrorismus Einhalt gebieten sowie Gewalt an der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten nicht dulden würden.
Wie wenig ernst dieses Abkommen genommen wurde, ist spätestens am 7. Oktober 2023 deutlich geworden. Deshalb sagt Coblenz, der Wüstenaktivist: „Heute ist die Zeit, zu handeln und die illegalen Konstruktionen abzureißen. Denn morgen wird es zu spät sein.“
11 Antworten
Mosche Coblenz . Guter Mann.
Abkommen mit palästinensischen Führern… ich kann gut verstehen, dass Israel misstrauisch ist. Was das für die sogannte Zwei-Staaten-Lösung bedeutet, kann man sich ausmalen. Wer an einen unbewaffneten, friedliebenden, toleranten und demokratischen Palästinenserstaat glaubt, der glaubt auch an Weihnachtsmann und Osterhasen.
Es gibt Menschen, die glauben an den Weihnachtsmann , der heißt Jesus, ist Jude und war Pazifist! FROHES FEST
Mit jemandem Verträge zu schliessen, der die Zerstörung Israels zum Ziel hat oder zumindest befürwortet, ist wie auf Regen in der Sahara zu hoffen oder dass es im Hochsommer schneit. Bisher wurden alle Verträge seitens der pal. Arabern mit Füssen getreten.
Es ist auch so, dass EU pro Pals dort illegal bauten. Was hat EU im Heiligen Land zu suchen oder in unregierbaren Pufferzonen in einem Naturreservat? Hält sich EU wie Pals nicht an Gesetze, Abkommen? Unfassbar!
Shalom,Warum tut die israelische Regierung nichts dagegen und lässt die tausenden von illegalen Bauten abreissen.Zuerst die im Naturschutzgebiet.Wo ist Smotrich??? Hier wird er gebraucht!Sonst ist er ein Nichtsnutz!!! Jerusalem
@ Jerusalem. Das verstand ich nie, warum IL die Bauten zuließ. OT: Es sind wieder Soldaten und Reservisten gestorben. Langsam reicht es.
OT: Merkst du, wie dumm UN und westl. Politiker bezüglich Syrien sind? Quatschen über Stabilität und kommende demokratische Werte.
In Aleppo kostet seit gestern Brot 900% mehr.
Hilfsgüter bereits geplündert. ( Wie in Gaza)
Das “ Schlachtgefängnis“ Assads- die noch anwesenden Regierungsmitglieder, warum werden sie von IGH nicht direkt verurteilt? Die stürzen sich nur auf Israel. UN verurteilte gestern IL. Was für Dummköpfe!. ARD/ ZDF machten mit. Ich traue neuen Machthabern in Syrien nicht. Dazu Sudan. So viel Tote in einem Hungerland. Nä. Woche sind wir in Israel. Trotzallem- freuen wir uns. Shalom.
OT: Wann hast du OP Termin? Denke an dich.
Wer hat beschlossen, ein Naturschutzgebiet auf palästinensischem Land auszuweisen? Ein weiterer Fall von Landraub und Verhinderung der Selbstbestimmung.
Alles, was die israelische Regierung auf palästinensischem Land anordnet, ist per se illegal. Als Pal sind solche Nachrichten nichts anderes als „Klopapier“.
Wenn Israel von „Illegalität“ spricht, muss ich immer Lachen!!!
>>Israel UND die Palästinensische Autonomiebehörde unterzeichneten 1998 die Vereinbarung, dass das Gebiet als Naturschutzgebiet erhalten bleibt und dort, abgesehen von einer zu errichtenden Hauptstraße, niemals gebaut werden darf.<<
Offenbar sind Vereinbarungen über Naturschutz für die Palästinenser nichts weiter als „Klopapier"
Alles , was die Palästinenser auf Zone C, also israelischem Gebiet anordnet, ist per se illegal.
Wenn Ludovico seine „Kommentare“ postet, muss ich immer Lachen!!!
„Heute ist die Zeit, zu handeln und die illegalen Konstruktionen abzureißen. Denn morgen wird es zu spät sein.“
Und was tut die angeblich nationalistischste Regierung Israels ? Nichts …
Danke für den guten und sehr interessanten Artikel.
Schalom.