Immer wieder sind es die Bilder jener Personen, die aus Israel entführt wurden, die bei Demonstrationen und in den Sozialen Medien geteilt werden. Sie und die am 7. Oktober von Hamas-Terroristen Getöteten stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Kidnapped“ steht in großen Buchstaben über den Fotos der Geiseln, darunter die Fotos vieler junger Frauen und Kinder, sogar Babys. Die Postings sind meistens alles andere als lustig. Unter dem Hashtag #BringThemHomeNow werden Fotos und Videos von ihnen und von Demonstrationen für ihre Befreiung auf der ganzen Welt geteilt.
Und doch reagieren viele Menschen gerade in Zeiten von Krisen immer auch mit Humor auf die Nachrichten. Das war bereits in der Corona-Krise so, ebenso wie beim Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine – beides Themen, die keineswegs mit Humor in Verbindung gebracht werden. Doch Humor kann eine Stütze sein, gerade je mehr man sich über die Medien viel mit den schlimmen Nachrichten befasst.
Privat geschnittene kurze Video-Clips vermitteln immer wieder auch auf ernste Weise den Schmerz, den Beteiligte oder nicht direkt Beteiligte verspüren. Diese Emotionen werden – ebenso wie der Humor – über unterschiedliche kreative Formen in den Sozialen Medien geteilt. Auch jetzt, während des Hamas-Krieges. Hier eine kleine Auswahl.
„Du kannst dieses Poster vernichten. Nicht aber die Wahrheit“
Auf der ganzen Welt haben Menschen Poster mit den vermissten Geiseln aufgehängt. Manchmal kommt es zu Rangeleien, wenn andere Menschen versuchen, diese Poster zu entfernen. Hier hat sich jemand etwas ausgedacht, um zu verdeutlichen, wie widerwärtig es ist, diese Poster von den israelischen opfern abzureißen: „Du kannst zwar diese Poster abreißen“, heißt es da sinngemäß auf dem Plakat, „aber du kannst die Wahrheit nicht verschwinden lassen.“
Viele Cartoons zielen auf die ungerechte Situation für die Palästinenser im Gazastreifen unter der Hamas-Herrschaft ab. Auf einem Bild fragt ein Junge einen Hamas-Kämpfer nach Öl. Der hat zwar viel davon unter sich in einem Terror-Tunnel gebunkert, will aber davon nichts an die Zivilbevölkerung abgeben. Immer wieder werden im Netz bekannte „Memes“ aufgegriffen und für den aktuellen Konflikt umgedeutet; So hat hier ein User den Konflikt in drei Bildern zusammenzufassen versucht: Warum wundern sich die Palästinenser eigentlich, dass Israel sich wehrt …?
Manchmal befassen sich Witze und Cartoons auch mit der Tatsache, dass die Hamas zivile Gebäude und Krankenhäuser im Gazastreifen als Stützpunkte und Waffenlager benutzt. So auch in diesem Foto, das offenbar mit Hilfe einer Künstlichen Intelligenz angefertigt wurde: Eine riesige Rakete der Hamas liegt in einem Krankenhaus-Bett.
In dieselbe Kerbe schlägt ein anderer Cartoon: „Oh, Verzeihung, ich habe mich im Stockwerk geirrt“, sagt ein Hamas-Kämpfer in voller Montur und mit einer Rakete im Arm, der im Aufzug eines Krankenhauses steht.
Auch dass die Hamas zahlreiche Tunnel im Gazastreifen gegraben hat, aus der sie ihre Terror-Angriffe verübt, ist mittlerweile so weit bekannt, dass viele Witze darüber gemacht werden. Dieser Cartoon vergleicht die Erdgruben der Palästinenser mit jenen der Israelis: In dem einen hausen allerdings Terroristen mit ihren Raketen, in den anderen israelische Zivilisten.
Israelis nehmen typischen BBC-Bericht aufs Korn
Sehr erfolgreich ist auch das Video der israelischen Satire-Sendung „Eretz Nehederet“ (wunderbares Land). Hier berichtet ein vermeintlich typischer BBC-Reporter direkt „aus der illegalen Kolonie Tel Aviv“. Auch wenn die Hamas selbst Raketen auf eigenes Gebiet abgefeuert hat, versuchen die Journalisten verzweifelt, dennoch stets Israel die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Über einem Foto mit mehreren israelischen Soldatinnen hat jemand die Worte „Besser als Tinder – Triff 72 Jungfrauen!“ geschrieben, und weiter: „Diese freundlichen israelischen Damen möchten den Hamas-Kämpfern helfen.“
Dass Humor immer wieder auch ernste Zusammenhänge auf den Punkt bringen kann, verdeutlicht gut gemachte Satire. Ein Beispiel ist dieses fast zwei Millionen Mal bei „X“ (ehemals Twitter) angeklickte Video eines Comedian: Er parodiert Homosexuelle, die auf einmal für die Hamas auf der Straße demonstrieren. „Ich bin mir sicher, die islamistischen Terroristen würden euch sofort töten, euch queere, intellektuelle Feministinnen!“, sagt der Mann im Video. Andere User nutzen das Posting, um auf die tatsächliche Situation von Homosexuellen in den Palästinensergebieten und in anderen arabischen Ländern aufmerksam zu machen.
Viele Fotos, Cartoons und Videos befassen sich mit der großen Unterstützung linksgerichteter Demonstranten für die Hamas auf der ganzen Welt. Eine bitterböse Karikatur macht sich so darüber lustig: Eine (wahrscheinlich äußerst „woke“) junge Frau möchte auf Kuschelkurs mit der Hamas gehen, sie hält ein Plakat hoch, auf dem sowohl die Hamas-Flagge als auch die Regenbogen-Fahne der Schwul-lesbischen Bewegung prangt. Sie tanzt zunächst fröhlich mit dem Hamas-Kämpfer fort. Wenig später rollt ihr Kopf zurück ins Bild.
Woke Aktivisten lieben die Hamas – die Hamas liebt nicht zurück
Auch dass an vielen Universitäten – vor allem in Amerika – derzeit „ultraliberale“ Studenten Sympathien mit der Terror-Organisation Hamas zeigen, beschäftigt viele Satiriker. Unter dem Titel „Columbia Untisemity“ veröffentlichten die Macher von „Eretz Nehederet“ einen Clip, in dem „woke“ Aktivisten einem Hamas-Angehörigen ihre Liebe ausdrücken wollen, dieser aber nichts als Verachtung für sie übrig hat. Die Aktivisten haben sich extra das Label „LGBTQH“ gegeben – das „H“ steht dabei für „Hamas“, denn das sei „derzeit so im Trend“. Der Clip wurde allein bei „X“ über 17 Millionen Mal angeklickt, bei YouTube noch einmal knapp eine Million Mal.
Ein Cartoon zeigt besorgte Eltern, die mit ihrem Sohn am Tisch sitzen: „Sohn, deine Mutter und ich machen uns Sorgen, dass die Uni dich sehr verändert hat.“ Der Sohn hat sich ein Hitler-Bärtchen wachsen lassen, auf seinem T-Shirt steht „Ich liebe die Hamas“.
Auch dass die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg mittlerweile vehement und einseitig für die Palästinenser Partei ergreift, das Leid der Israelis aber ausblendet, ist Ziel zahlreicher ätzender Kommentare im Netz. Auf einem Bild wird Thunberg zur Hamas-Kämpferin (mitsamt Kraken als Symbol für antisemitische Weltverschwörung), auf einem anderen Bild ist sie als Hitler zu sehen, darunter stehen die Worte „How dare Jew!“.
Der Israeli Dani Buller ist eigentlich Lehrer, doch er macht gerade mit kurzen, intelligent und witzig aufbereiteten Videos von sich reden. In einem Clip geht er satirisch der Tatsache auf den Grund, dass die Palästinenser bereits mehrmals in der Geschichte die Möglichkeit hatten, einen eigenen Staat zu bekommen, dies aber immer wieder zugunsten des Terrorismus ablehnten. In einem anderen Video zeigt Buller: Eigentlich wollen beide Seiten – die Israelis und die Palästinenser – „Palästina“ von den Unterdrückern „befreien“. Nur ist eben die Frage, wer dieser Unterdrücker ist… Bekannt geworden ist Buller unter anderem mit seinem Video zur Frage, was der bekannte Slogan „From the river to the sea, Palestine will be free“ eigentlich heißt.
Eine Amerikanerin fragte Demonstranten auf der Straße, was sie mit dem Slogan „From the river to the sea“ eigentlich meinen und stellte den Clip davon ins Internet. Spoiler: Sie bekam keine Antwort.
„Pallywood“ hat neue Fans
Fast schon legendär ist ein Mann, der unter dem Spitznamen „Gaza Joe“ oder „Al Pallycino“ bekannt wurde. Der junge Mann ist in Wahrheit der palästinensische Influencer Saleh Aljafarawi. Er ist auf unendlich vielen Videos zu sehen, die er selbst gedreht hat. Mal ist er Opfer eines israelischen Raketenangriffs, dann ausländischer Reporter, dann wieder Arzt, er soll auch schon als Leiche aufgetreten sein.
Irgendwann fiel Social Media-Nutzern auf, dass es sich immer um die selbe Person handelt. Entsprechend groß ist das Vergnügen, ihn wieder in neuen Videos zu entdecken, welche die Gräuel der Israelis verdeutlichen sollen. Unter der Bezeichnung „Pallywood“ sind derartige Schauspiel-Einlagen, die Israel diskreditieren sollen, schon seit Jahren bekannt. Manche wollen „Gaza_Joe“ bereits einen Oscar verleihen.
Auch in Deutschland befassen sich Satiriker und Comedians mit dem Gazakrieg. Der Berliner Comedian Ingmar Stadelmann etwa postet seit dem Angriff der Hamas regelmäßig humorvolle Kommentare und Bilder. Zu einer Palästinenser-Fahne, auf die jemand das Wort „Feminist“ geschrieben hat, kommentiert er schlicht „This is hilarious.😂“ (Das ist komisch).
An einem anderen Tag merkte er an: „Die ganzen ‚Free Palestine‘-Trottel erinnern mich zunehmend an Querdenker und Impfschwurbler.“ Und wie viele andere teilte Stadelmann ein bekanntes Bild, das klarmacht, wie viele Menschen in London zwar nach dem Angriff der Hamas für die Palästinenser demonstrierten, jedoch niemand auf die Straße ging, als Muslime früher woanders auf der Welt Hunderttausende Menschen töteten.
„Postillon“ und „Browser-Ballett“ machen ihren Job
Das deutsche Satire-Magazin „Der Postillon“ hatte Ende Oktober kommentiert, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan Israel einen „Terror-Staat“ nannte. In einer erfundenen Schlagzeile hieß es; „Mann, der regelmäßig Kurden bombardieren lässt, fordert von Israel Schutz von Zivilisten“.
Kurz nach den Anschlägen war eine andere Überschrift bei „Postillon“: „Scholz kündigt Hamas-Verbot in Deutschland an … Moment! DIE WAR ERLAUBT!?!?!“ Und in einem anderen Artikel hieß es: „Internet weiterhin uneinig, ob Niedermetzeln von hunderten Zivilisten gute oder schlechte Aktion war“.
Auch die deutsche Satire-Gruppe „Browser-Ballett“ behandelt das aktuelle Geschehen rund um den Gazakrieg. Ein Video verdeutlicht, wie absurd es erscheint, dass auf einmal Rechtsradikale und Linke gemeinsam im Hass auf Israel und Juden vereint sind. Das „Browser Ballett“ stellte zudem fünf „Vorteile“ für ein Kalifat in Deutschland auf: „Endlich vom Alkohol loskommen“, heißt es da, oder: „Keine nervige Demokratie mehr“.
Dass die Realität sehr lustig sein kann, zeigen viele Ausschnitte von Fernsehsendungen, die derzeit die Runde machen. So etwa ein Interview, in dem der britisch-amerikanische Moderator Piers Morgan jüngst versuchte, den Labour-Politiker Jeremy Corbyn zu einer einzigen Antwort zu bewegen, und zwar auf die eine Frage „Ist die Hamas eine Terror-Organisation?“. Der Journalist erhielt trotz hartnäckigem Nachfragen über fast zwei Minuten lang keine Antwort von Corbyn. Ein Clip, der zeigt: Manchmal ist die Realität lustiger als jedes gut gemachte Satire-Video.
8 Antworten
Der britisch-amerikanische Moderator Piers Morgan versuchte, den Labour-Politiker Jeremy Corbyn zu einer einzigen Antwort zu bewegen, und zwar auf die eine Frage „Ist die Hamas eine Terror-Organisation?“. Der Journalist erhielt keine Antwort von Corbyn. Keine Antwort ist eine Antwort.
Hat sich der feine Herr eigentlich zum Massaker am 7.10. geäußert?
@christin
SPIEGEL Ausland 09.Oktober 2023 Ex-Labourchef Corbyn will Hamas-Angriff nicht verurteilen.
Das Bild trifft leider den Nagel auf den Kopf. Die Tunnel, die Kommandozentrale und die Waffen konnten nicht ohne das Wissen der Klinikleitung funktionieren. Eine Klinikleitung, die merken musste, dass ihr Treibstoff immer schneller ausging als geplant.
Und sich hinstellte und vor der Presse jammerte, sie haben keinen Strom mehr, können nicht mehr operieren. Das arme Opfer spielen, aber Bestien unterstützen. Soviel kann man nicht essen, wie man k…. könnte. Und unsere Medien kommen noch nicht mal auf die Idee das Gejammere zu hinterfragen.
Eine Klinikleitung, die ganz bewusst in Kauf nahm, dass ihre Patienten und die Belegschaft gefährdet war.
Ich hoffe, die Israelis stellen ihn vor Gericht und lassen ihn nie mehr raus.
Vielleicht sollten Sie ein paar Tage Fasten, dann ist der Drang kotz….. zu müssen nicht mehr so stark vertreten und wir müssten diese Ergüsse nicht mehr lesen…
Ich meine dafür ist dieses Forum nicht gedacht.
Für die Situation *Beten*, wäre auch eine Gute Möglichkeit
Lg.
hajüschi
Beten kann man auch gut in der Synagoge, der Kirche, abends vor dem Schlafengehen und überall sonst.
Ich bin froh, dass dieses Forum Gelegenheit zum Austausch auch über die Haltung zu den unfassbaren Gräueln der Terroristen bietet! Und dazu gehört angesichts des hochemotionalen Geschehens manchmal auch eine martialische Ausdrucksweise, will man sich nicht nur völlig unangemessen „vornehmer“ Floskeln bedienen, wie das zurzeit aller Orten, insbesondere in Deutschland, geschieht. Mit intellektuellem Relativismus und oberlehrerhaftem erhobenem Zeigefinger verwässert man ansonsten die tatsächlichen Gegebenheiten.
Mit den Waffen in Krankenhäusern haben Sie kein Problem? Und wenn ja, nur nichts sagen. Kennen wir. Hat man im 3. Reich schon so gehalten. Nur nichts gegen die Führung sagen, nichts gegen die Medien. Folgsam bis in den Tod. Nur traf der Tod nicht die schweigende Masse, sondern 6 Mio Juden. Aber um die war es ja nicht schade. Sagte zumindest der Führer und dem kroch die schweigende Masse – auch betend – in den Hintern. Die Gottesdienste fingen nicht mit in Namen Gottes an. Sondern mit Heil Hitler. Was für großartige Führerlobhudler standen auf den Kanzeln. Und das Kirchenvolk schrie ja dazu. Schande.
In Gaza gibt es einen Laden. Verkauft alles, was ein guter Terrorist so brauchen kann. Der Laden hat einen „wundervollen Namen“. Er heißt Hitler.
Nie mehr ist heute. Nie mehr schweigen. Wer schweigt, tötet. Wer mit Gebet sein Gewissen beruhigen will, so nach dem Motto, Gott wird schon verstehen, dass ich nichts sagen will, hat wohl irgendwann ein großes Problem mit Gott. Denn mit Schwiegen greift man seinen Augapfel an. Und er hat ganz klar gesagt: Ich will segnen, wer dich segnet…… Dazu gehört auch den Mund aufmachen, wenn die Zeit dafür reif ist. Und die Zeit ist reif: NIE MEHR IST HEUTE!! Auch für Christen.
Nachtrag: In den letzten Jahrzehnten haben Menschen immer wieder gefragt, wie hätte ich damals gehandelt. Auch geschwiegen? Aufgestanden und protestiert? Evtl. sogar jüdische Mitbürger versteckt – unter Gefahr des eigenen Lebens.
Die Frage kann man heute beantworten. So wie wir heute handeln, hätten wir es damals auch gemacht. Wer heute schweigt und geht mich nichts an, sagt, hätte auch damals geschwiegen. Wer heute mit Button oder Armband mit „Nie wieder ist jetzt“ auf die Straße geht, hätte auch damals den Mund aufgemacht. Und heute ist das Reden, das Stellung zu beziehen viel einfacher, es kostet uns nicht das Leben. Wir werden nicht verhaftet und in ein Konzentrationslager gesteckt. Nur Feiglinge schweigen. Die mit dem Gedankengut von vor 80 Jahren schweigen nicht. Die gehen auf die Straße und reihen sich in die Pro-Palästina Demos ein.