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Homosexuellen Palästinensern droht der Tod

TEL AVIV (inn) – Homosexuelle Palästinenser müssen in ihrem Heimatland mit dem Tode rechnen. Deswegen haben Hunderte von ihnen die Palästinensergebiete verlassen und leben nun illegal in Israel.

Homosexualität gilt in den Palästinensergebieten als Verbrechen, das mit harten Strafen, auch mit dem Tode, bestraft werden kann. Nach Schätzung der israelischen Schwulenvereinigung „Aguda“ leben 500 schwule Palästinenser und mehrere Dutzend lesbische Palästinenserinnen in Israel – offizielle Zahlen gibt es nicht. Weil sie dort nicht gemeldet sind oder wenn sie keine Arbeitsgenehmigung haben, müssen sie auch dort fürchten, festgenommen zu werden. Dies berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ).

Palästinensische Männer hatten Schaul Gannon, der sich im Auftrag der „Aguda“ um die Heimatlosen kümmert, berichtet, dass sie auf palästinensischen Polizeiwachen gefoltert worden seien. „Manche seien Mitgliedern der Terrorgruppen Hamas und ‚Islamischer Heiliger Krieg‘ vorgeführt worden, die versucht hätten, die jungen Schwulen zu Selbstmordattentaten in Israel zu überreden“, berichtet die SZ. „Nach Auffassung der Terrorgruppen könnten sie so die Ehre ihrer Familien wiederherstellen.“

Oft werde über einen Homosexuellen das Gerücht verbreitet, er sei ein Kollaborateur, der mit Israels Geheimdienst zusammenarbeite, sagt Gannon. „Das Schicksal von angeblichen Kollaborateuren ist bekannt: Sie werden, oft auf belebten Plätzen, vor den Augen der Polizei und voyeuristischer Zuschauer ermordet.“ Allein 2005, so schätzt die israelische Menschenrechtsgruppe „Betselem“, seien im Gazastreifen und im Westjordanland mindestens 15 mutmaßliche „Kollaborateure“ getötet worden. Einigen sei nachgesagt worden, sie seien homosexuell gewesen.

Die SZ bringt für die Situation der homosexuellen Palästinenser ein Beispiel: der 23-Jährige Mustafa lebt seit fünf Jahren auf den Straßen Tel Avivs. Er stammt aus einem Dorf nahe Dschenin. Er traute sich nicht, über seine Homosexualität zu sprechen, „weil ich wusste, dass das ein Todesurteil ist.“ Als er sich seinem Bruder anvertraute , sagte dieser zu ihm: „Entweder du verschwindest aus unserem Leben oder du bist tot.“

In Tel Aviv ist ein Stadtpark „zu seinem Wohnzimmer geworden.“ Er trägt einen Davidstern als Tarnung, damit ihn die Polizeistreifen nicht ansprechen. Wenn er seine Mutter anruft, legt sie den Hörer auf. „Für seine Familie existiert er nicht mehr, denn er hat ihre Ehre verletzt“, heißt es in der SZ.

„Verglichen mit den Palästinensergebieten leben Schwule und Lesben hier im Paradies: Sie müssen sich nicht verstecken, Männer laufen händchenhaltend durch Tel Aviv, jedes Jahr zur Gay-Parade strömen 200.000 Israelis nach Tel Aviv, darunter viele Heterosexuelle und Familien.“ Seit Dienstag werden Ehen zwischen homosexuellen Paaren, die im Ausland geschlossen wurden, in Israel anerkannt. Das Tourismus-Ministerium will demnächst eine PR-Kampagne starten und die Toleranz gegenüber Homosexuellen im Land betonen. In Schwulen-Metropolen wie Berlin oder San Francisco soll für einen „rosa Urlaub“ am Strand und in den Clubs von Tel Aviv geworben werden.

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