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Holocaustgedenktag mit Doppelbedeutung

Anfang Mai gedenken Israelis des Holocaust und des Widerstandes gegen die Judenvernichtung. Das Land hält inne und erinnert an die Bedeutung des Staates Israel.
Auch bei privaten Zeremonien werden am Holocaust-Gedenktag sechs Fackeln entzündet
Der internationale Holocaustgedenktag wird am 27. Januar begangen, doch in Israel findet der „Tag des Holocaust und des Heldentums“ in diesem Jahr am 4. und 5. Mai statt, entsprechend dem hebräischen Datum des Ausbruchs des Aufstandes 1943 im Warschauer Ghetto. So soll nicht nur der Vernichtung in den Gaskammern gedacht werden, sondern auch des Widerstandes. Diese doppelte Bedeutung soll den Weg zum jüdischen Staat weisen, der nur drei Jahre nach dem Ende der Scho‘ah entstand. Israel versteht sich als Zufluchtsort für verfolgte Juden aus aller Welt und als Garant dafür, dass eine Massenvernichtung von Juden wie in Nazi-Deutschland heute nicht mehr möglich sei. Am Morgen des 5. Mai werden im ganzen Land zwei Minuten lang die Sirenen heulen, wie sonst noch am „Heldengedenktag“ einen Tag vor dem Unabhängigkeitstag. Dabei bleibt der Verkehr stehen und die Menschen auf den Straßen halten inne. Während des Gedenktags bleiben in Israel alle „Vergnügungsstätten“ geschlossen. Gleichwohl gibt es in Israel seit einigen Jahren auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Holocaust und dem Gedenken daran. Manche Ultra-Orthodoxe weigern sich aus Feindseligkeit gegenüber dem Staat Israel und seinen „weltlichen“ Feiertagen, während der Sirenen stillzustehen. Andere betrachten das Gedenken als ein politisches Instrument gegen die Palästinenser, zumal denen von staatlicher Seite verboten wird, am Gründungstag Israels den eigenen „Holocaust“ zu begehen, die Nakba (wörtlich „Katastrophe“), also die Flucht oder Vertreibung von 750.000 Arabern.

Rituelles Gedenken

In der zentralen Gedenkstätte Yad Vashem findet am Abend des 4. Mai auf dem Platz vor dem Denkmal zum Warschauer Ghetto die zentrale Zeremonie statt. Das diesjährige Motto lautet „Alles ist uns verboten, dennoch tun wir alles: Der Kampf um das Bewahren des menschlichen Geistes während des Holocaust“. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin, Premierminister Benjamin Netanjahu und der Vorsitzende des Rates von Yad Vashem, Rabbi Israel Meir Lau, werden Reden halten. Lau ist selbst ein Überlebender des Konzentrationslagers Buchenwald und wurde am Ende von einem jungen katholischen Priester aus dem Schnee gerettet. Die beiden hatten sich früher schon in Krakau kennengelernt. Lau wurde schließlich Oberrabbiner in Israel, während der Priester, Karol Józef Wojtyła, Papst Johannes Paul II. geworden ist.

Suche nach Zeugnissen

Nachdem Rabbi Lau die zentrale Gedenkfackel angezündet hat, werden noch sechs Überlebende des Holocaust weitere sechs Fackeln symbolisch für die sechs Millionen ermordeten Juden anzünden. Auf allen Kanälen des israelischen Fernsehens werden dabei Kurzfilme gezeigt mit dem Werdegang der Überlebenden und ihres Neuanfangs nach dem Krieg. Zu der Zeremonie gehört traditionell das Aufsagen des jüdischen Totengebets „Kaddisch“, sowie das Rezitieren von Psalmen und anderer Gebete, gesprochen vom Oberrabbiner Jitzhak Josef. Die Gedenkstätte Yad Vashem hat bei der Gelegenheit die Öffentlichkeit und die letzten Überlebenden aufgerufen, Zeugnis abzulegen und sich von einem Team der Gedenkstätte filmen zu lassen. Ebenso werden weiter „Fragmente“ gesucht, Memoiren, Briefe, Filme und andere Dokumente, die vielleicht noch von Kindern der Überlebenden gefunden werden und in Yad Vashem restauriert und konserviert werden sollen. (uws)

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