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Historische Synagoge zerstört

Die historische Synagoge in einem Damaszener Vorort kann wieder von Juden betreten werden. Doch ist sie komplett zerstört.
Von Israelnetz

DAMASKUS (inn) – Nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad im Dezember haben verbliebene Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Syrien wieder Zugang zur historischen Synagoge in Dschobar, einem Vorort von Damaskus. Das 2.700 Jahre alte Gotteshaus ist auch als Elijahu-Hanavi-Synagoge bekannt und wurde während des 13-jährigen Bürgerkriegs schwer beschädigt; Wände und Dächer sind eingestürzt, zahlreiche Artefakte fehlen.

Vor der Staatsgründung Israels 1948 war die jüdische Gemeinde in Syrien eine der größten weltweit. Heute leben noch neun Juden in Syrien, erzählt der Vorsitzende der Gemeinde, Bachur Chamntub, der Nachrichtenagentur „Associated Press“ (AP). Auch die zwölf Geschwister des 74-Jährigen hätten das Land seit langem verlassen. Am Donnerstag besuchte er erstmals seit 2011 die Synagoge und zeigte sich bestürzt über den Zustand des Gebäudes.

„Diese Synagoge bedeutet uns sehr viel“, sagte Chamntub. Davon, dass die Synagoge beschädigt wurde, hatte er gehört, aber mit solch starken Schäden habe er nicht gerechnet. Bis zum Ausbruch des Krieges 2011 hätten er und andere Gläubige am Schabbat Gottesdienste in Dschobar gefeiert. Chamntub erinnert sich an Kerzenleuchter, eine Torarolle aus Gazellenleder, Teppiche und Wandteppiche.

Muslimischer Nachbar: Synagoge muss neu aufgebaut werden“

Ein benachbarter Muslim erzählt AP, wie er früher von den Gläubigen gebeten worden sei, Kerzen für sie anzuzünden. „Es war ein schöner religiöser Ort“, der durch die Assad-Oppositionellen komplett zerstört worden sei. Die Synagoge „und der ganze Vorort müssen von grundauf wieder neu aufgebaut werden“.
Chamntub habe bereits aus aller Welt Telefonanrufe erhalten, daher hege er Hoffnung, dass Juden weltweit bereit seien, beim Wiederaufbau des Gotteshauses zu helfen.

Die neue Führung Syriens, angeführt von der islamistischen Gruppe „Hai’at Tahrir asch-Scham“ (HTS) hat erklärt, dass sie Angehörigen aller Religionen die freie Ausübung ihres Glaubens ermöglichen will. Erste Berichte von Christen im Land lassen an dieser Aussage Zweifel aufkommen, doch Chamntub äußert sich gegenüber AP optimistisch: Er sei stolz darauf, Jude zu sein und werde von seiner Umgebung respektiert.

Während der 54-jährigen Assad-Herrschaft durften Juden ihren religiösen Pflichten nachkommen, doch bis Anfang der 1990er Jahre war ihnen eine Reise außerhalb des Landes verboten. Als die Reisebeschränkungen aufgehoben waren, verließ ein großer Teil der Gemeinschaft das Land. Chamntub hofft, dass künftig, nach dem Sturz des Assad-Regimes, Juden größere Freiheiten bekämen, auch wirtschaftlich. In der Vergangenheit habe er etwa keine Interviews ohne die Einwilligung der Sicherheitsbehörden geben dürfen.

Um nicht für Spione für Israel gehalten zu werden, hätten die meisten Juden in Syrien sich nie öffentlich geäußert. Chamntub hingegen sagt, er habe immer offen gesprochen und sei nie diskriminiert worden.

Die jüdische Gemeinschaft in Syrien besteht seit dem Aufenthalt des biblischen Propheten Elia vor fast 3.000 Jahren. Nach 1099, als Kreuzfahrer in Jerusalem Juden und Muslime töteten, flohen etwa 50.000 Juden nach Damaskus. Sie machten damit fast ein Drittel der Bevölkerung aus.

Von einer großen Gemeinschaft zur Gemeinde ohne Zukunft

Nach der Vertreibung aus Spanien 1492 fand eine weitere Welle von Juden Heimat in Syrien, sodass Anfang des 20. Jahrhunderts in etwa 100.000 Juden in Syrien wohnten.

Heute ist die kleine jüdische Gemeinschaft fast ausgestorben und auch der Zustand der historischen Stätten wie der Synagoge von Dschobar stellt die Gemeinde vor große Herausforderungen. Gottesdienste finden nicht mehr statt und Feiertage werden allein zu Hause begangen.

Chamntub bekommt mindestens einmal jährlich ein Paket mit koscherem Fleisch von seinen Geschwistern aus Amerika. Früher habe ein jüdischer Freund wenigstens Hühner für ihn auf dem lokalen Markt koscher schlachten können, doch dieser könne inzwischen kaum noch laufen. Für sich und seine 88-jährige jüdische Nachbarin koche er deshalb inzwischen fast ausschließlich vegetarische Gerichte. (mh)

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8 Antworten

  1. Das ist doch eine schöne Gelegenheit für die neuen Machthaber in Damaskus zu beweisen, dass sie ganz Islamisten-untypisch die religiöse Pluralität in Syrien gewahrt haben wollen. Und den Wiederaufbau des 2700 Jahren alten Baus tatkräftig fördern.

    Die Folgenutzung könnte eine Gemischte sein: Falls die überalterte Mini-Gemeinde mal Besuch von jüdischen Glaubensbrüdern aus dem Ausland erhält und 10 Männer für einen Gottesdienst zusammen bekommt, dient die Synagoge den jüdischen Gläubigen. Parallel ist es eine Art Museum über die uralte Geschichte der Juden in Syrien. Die ganz Orthodoxen werden zwar schrill aufschreien und von Entweihung labern- muss man ja nicht hinhören.

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  2. Die neue Führung Syriens, die islamistischen Gruppe „Hai’at Tahrir asch-Scham“ (HTS) erklärt, dass sie Angehörigen aller Religionen die freie Ausübung ihres Glaubens ermöglichen will. Wir glauben das nicht.

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  3. Was für ein billiges Täuschungsmanöver! Der Westen steht wieder einmal vor dem Scherbenhaufen, den seine Regime-Change Politik hervorgerufen hat und von der vor allem der weltweite Islamismus profitiert. Assad, der die vielen Religionen in Syrien geschützt hat, wurde gestürzt und Alkaida und IS haben unter türkischer Leitung die Macht übernommen. Wieso sind diese islamistischen Massenmörder jetzt auf einmal gemäßigte Rebellen und Ansprechpartner? Warum werden nicht die Kurden, Alaviten, Christen, Yeziden etc unterstützt und bei der Regierungsbildung unterstützt, die als einzige westliche Freiheitswerte vertreten? Ach ja man will ja die bmutrünstigen Muslimbrüder in Ankara nicht verstimmen. Eines kann man jetzt zumindest nicht mehr: jeden syrischen Toten dem Assad-Regime zurechnen, so wie es die Hamas mit Israel macht.

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    1. Das. Ist das Problemm. Von Schlachter Assad zu Islamisten. Schlimmer geht ni mehr. Ich kann Israel verstehen daß er Waffen vernichtet und höhere lagen besetzt hat. Man weißt nie was jetzt passiert.

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  4. Assad war ein Menschenschlächter und es ist Israel zu danken, dass es dieses ENDE eines Bürgerkrieges gibt! Das darf ein Mensch durchaus feiern. Der Westen und auch Israel wird sich gezwungen sehen mit moderaten Arabern zu verhandeln und sie zu unterstützen – und es ist schlicht eine politische Notwendigkeit. Im Übrigen ist die Pauschalisierung, dass jeder Muslim ein Terrorist ist rassistisch und bringt nur Unfrieden und dumm ist es auch.
    „Gebt Gott das Lob! Seine Hoheit waltet über Israel und seine Macht in den Wolken. Furchtgebietend erweist du dich, o Gott, von deinem Heiligtum aus! Der Gott Israels verleiht seinem Volk Macht und Stärke. Gepriesen sei Gott!“
    Psalm 68,35+36

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    1. Ja, das teile ich. „Im Übrigen ist die Pauschalisierung, dass jeder Muslim ein Terrorist ist, rassistisch“
      Nur Tatsache ist und bleibt, wenn die mörderischen Hardliner, wie bspw. taliban, den Koran hochhalten fügt sich die Masse der moderaten Moslems.
      Und auch schon bevor der Machtübernahme, waren 99 Prozent der Afghanen für die sharia.
      Auch wenn der jihadist Dschaulani jetzt moderate Töne von sich gibt, heißt das weder, dass er meint was er sagt, noch dass die rivalisierenden Kämpfer sich daran halten werden.
      Im Sudan hatte Mahmoud Muhammad Taha großen Erfolg und rasch wachsende Anhängerschar, mit seiner Lesart des Koran.
      Taha meinte die alten, friedlichen Suren aus Mekka seien universell gültig und an den Stellen, wo sie im Widerspruch zu den Kriegsversen aus Medina stehen, da werden die medinischen Verse abrogiert oder aufgehoben.
      Taha wurde von Muslimbruderschaft und extremistischen Gelehrten der Azhar Universität Kairo ermordet.
      Die Terror-Mullahs, Muslimbruderschaft, extremistische Prediger und Koranlehrer bestehen auf die gegenteilige Lesart des Koran: die Jihadisten-Verse abrogieren im Zweifel die friedlichen, alten Suren.

      2

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