AUSCHWITZ (inn) – Der israelische Präsident Jizchak Herzog und sein polnischer Amtskollege Andrzej Duda haben am Donnerstag den Marsch der Lebenden begleitet. Etwa 12.000 Menschen zogen, angeführt von Holocaust-Überlebenden, vom früheren Konzentrationslager Auschwitz zum Vernichtungslager Birkenau. Der jährliche Marsch am israelischen Jom HaSchoa dient dem Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
Die Teilnehmer zeigten zahlreiche Israel-Flaggen. Bei dem Marsch über dreieinhalb Kilometer schauten auch Ortsansässige zu. Einige Protestler mit palästinensischen Flaggen waren ebenfalls gekommen. Auf einem Schild stand: „Nie wieder meint nie wieder für alle“.
Historische Lektion
Herzog, der mit seiner Frau Michal angereist war, erinnerte indes daran, dass sich noch immer 59 Geiseln in den Tunneln der Terror-Organisation Hamas befänden. Deren Rückbringung sei ein „universales menschliches Gebot“. Die Weltgemeinschaft müsse handeln, um dem ein Ende zu setzen.
Der Staatspräsident nutzte das Gedenken auch, um vor der Bedrohung durch den Iran zu warnen: Im Zweiten Weltkrieg hätten die Alliierten gegen die Kräfte des Bösen zusammengestanden. Dies sei auch heute notwendig, da der Iran Israel an mehreren Fronten bekämpfe. „Der Iran bedroht die weltweite Stabilität und die Länder der Welt müssen sich zusammentun, um ihn zu stoppen.“
Frühere Geisel: Wir wählen das Leben
An dem Marsch beteiligten sich wie bereits im Vorjahr frühere Geiseln der Hamas und Geiselfamilien. Eli Scharabi, der am 8. Februar aus der Geiselhaft freikam, führte die Delegation an. Er betonte, dass nichts mit dem Holocaust vergleichbar sei. „Der Umstand, dass wir hier sind, ist ein Sieg des jüdischen Geistes. Das jüdische Volk wird für immer bestehen.“
Weiter sagte er, das jüdische Volk heilige das Leben, nicht den Tod. „Ich habe meine Frau und meine Töchter am 7. Oktober verloren. Ich ging durch die Schrecken der Gefangenschaft beim Feind. Doch ich wählte das Leben, und das gibt mir viel Hoffnung, um weiter jeden Morgen neu zu beginnen und mein Leben neu aufzubauen.“
Ergreifende Musik im Regen
Auf einer errichteten Bühne in Birkenau trat die frühere Geisel Agam Berger auf. Auf einer aus dem Holocaust geretteten Geige spielte sie zunächst die Titelmelodie des Films „Schindlers Liste“.
Das Motiv ging über in die Vertonung des Psalms 121 von Josef Kartunger, gesungen von Daniel Weiss. Dessen Vater wurde getötet, als er den Kibbuz Be’eri verteidigte, die Mutter wurde in der Geiselhaft ermordet.
Tanz für das Leben
Während der Marsch selbst noch bei Sonnenschein stattfand, regnete es während der Darbietung. Die Zuhörer mussten Regenschirme aufspannen.
Als Ausdruck des Trotzes gegen Todfeinde und der Bejahung des Lebens tanzten am Abend Holocaust-Überlebende, frühere Hamas-Geiseln und Teilnehmer des Marsches gemeinsam in der nahe gelegenen Stadt Krakau. (df)
3 Antworten
Präsident Herzog warnt vor dem Iran und vor dessen strategischen Partnern Russland und China soll man auch warnen.
Danke für den Bericht. „Der Marsch des Lebens“ ist ein wichtiges Zeichen, und auch ich warne davor, den Iran zu unterschätzen. Das sehen viele deutschen Politiker/innen leider anders.
Das Treffen in Polen wird sicherlich auch zu einer verfestigten Beziehung zwischen Polen und Israel beitragen.
Wie schön, dass Agam Berger die ihr geschenkte Geige spielte. Ihr Geigenspiel und der Gesang von Daniel Weiss traurig schön.😥 Die freigelassenen Geiseln verstecken sich nicht, sie wählen das Leben. Auch ich vermisse, dass die Weltgemeinschaft sich mehr für die gefangenen Geiseln einsetzt. Und die Weltgemeinschaft erkennt die Gefahr, die vom Iran ausgeht nicht. Aber die Mullahs scheinen nur weit weg. 🙈 Holzauge sei wachsam.🙏🎗🇮🇱