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Herzog trifft Überlebende: „Quelle der Inspiration“

Vor der UN-Gedenkveranstaltung besucht Israels Präsident Herzog eine Schoa-Überlebende. Ein israelischer Minister sagt eine geplante Reise zum EU-Parlament ab.
Von Israelnetz

NEW YORK / BRÜSSEL (inn) – Israels Staatspräsident Jizchak Herzog hat am Sonntag in den USA die Schoa-Überlebende Marianne Miller getroffen. Beide sprechen am heutigen Montag bei der Veranstaltung der Vereinten Nationen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in New York.

Miller wurde 1942 in der ungarischen Hauptstadt Budapest geboren. Zwei Jahre später besetzten die Nationalsozialisten das Land. Die Mutter floh mit ihrer kleinen Tochter, so entgingen sie der Deportation nach Auschwitz. Mariannes Sohn Adir Miller, ein Komiker und Produzent, hat die Erlebnisse seiner Großmutter im Film „The Ring“ verarbeitet.

Herzog schrieb auf X, die Geschichte der Familie „steht als Zeugnis für den Triumph des menschlichen Geistes über die finstersten Tiefen und wird über Generationen im Gedächtnis bleiben“. Marianne Millers „Lebensgeschichte, Mut und unglaubliche Stärke sind eine zutiefst bewegende Quelle der Inspiration“.

Minister sagt wegen „konkreter Warnungen“ Reise nach Brüssel ab

Auch im EU-Parlament in Brüssel gibt es eine Gedenkveranstaltung. Der vorgesehene israelische Redner kann allerdings nicht in Präsenz daran teilnehmen: Diasporaminister Amichai Schikli wurde „angesichts konkreter Warnungen“ aufgefordert, seinen Flug in die belgische Hauptstadt abzusagen, teilte das Büro des Regierungschefs mit. Worum es bei dem Verdacht genau ging, wurde nicht bekannt.

Der Likud-Politiker bekundete am Sonntagabend sein Bedauern und ergänzte: „Leider ist Europas Hauptstadt zu einem unsicheren Ort für Juden und Israelis geworden.“

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Die „Hind-Radjab-Stiftung“ äußerte die Vermutung, Schikli habe die Reise abgesagt, weil er einer Strafverfolgung entgehen wollte. Die Organisation spürt israelische Soldaten in aller Welt auf und zeigt sie wegen möglicher Kriegsverbrechen an. So brach im Dezember ein Armeeangehöriger einen Urlaub in Sri Lanka vorzeitig ab, nachdem die pro-palästinensische Organisation ihn in den Sozialen Medien als Teilnehmer der Kämpfe im Gazastreifen identifziert hatte.

Die Zeitung „Yediot Aharonot“ merkt allerdings an, bislang habe niemand konkret damit gedroht, Schikli anzuzeigen. Auch sei er kein Kommandeur in der Armee. Ein internationaler Haftbefehl liege ebenfalls nicht vor. „Es gab keine aussagekräftige Befürchtung, dass der Minister festgenommen würde. Also handelt es sich möglicherweise um eine Sicherheitsbedrohung“, schrieb das Blatt.

Der Vorsitzende der Vereinigung Europäisch-Jüdischer Organisationen (EJA), Rabbi Menachem Margolin, erklärte: „Dass selbst heute, 80 Jahre nach dem Holocaust, ein israelischer Minister gezwungen ist, einen Besuch in einem westlichen Land aus Sicherheitsgründen abzusagen, deutet mehr als alles andere darauf hin, dass all die ‚Nie wieder‘-Erklärungen politischer Führer bar jeder ernsthaften Verpflichtung sind. Der diesjährige Internationale Holocaust-Gedenktag wird der traurigste seit dem Holocaust sein.“

Juden kritisieren Rede des irischen Präsidenten

In Irland stieß am Sonntag eine Rede von Staatspräsident Michael Higgins bei einer Gedenkveranstaltung auf Kritik bei Juden. Er sprach den „schweren Preis“ des Konfliktes zwischen Israel und der Hamas an. „Das aktuelle Abkommen muss das Töten beenden.“ Vor allem müsse es aber die massive Aufstockung der humanitären Hilfe bringen, die dringend nötig sei, um mehr Leben zu retten. „Es ist wichtig, dass alle verbleibenden Geiseln freigelassen werden und alle Phasen des Abkommens vollständig umgesetzt werden.“

Weiter sagte Higgins: „Es ist zu hoffen, dass diejenigen in Israel, die ihre Lieben betrauern, diejenigen, die auf die Freilassung der Geiseln warten, oder die Tausenden, die in den Trümmern in Gaza nach Angehörigen suchen, die längst überfällige Feuerpause begrüßen.“ Jüdische Teilnehmer, die dem Präsidenten aus Protest den Rücken zuwandten, wurden teilweise gewaltsam aus dem Saal entfernt.

Leiter der jüdischen Gemeinschaft in Irland hatten sich zuvor gegen die Entscheidung ausgesprochen, Higgins als Redner auftreten zu lassen. Nun warf ihm Oberrabbiner Yoni Wieder vor, es versäumt zu haben, „die Plage des zeitgenössischen Antisemitismus in Irland anzuerkennen, geschweige denn, dass er ihn irgendwie angesprochen hätte“. Die Rede klinge „hohl für viele irische Juden“.

Sa’ar: „Abscheuliche Provokation“

Der israelische Außenminister Gideon Sa’ar (Neue Hoffnung) äußerte auf X scharfe Kritik: „Selbst am Internationalen Holocaust-Gedenktag konnte sich der irische Präsident Michael Higgins nicht zurückhalten und griff zu einer billigen, abscheulichen Provokation. Der größte mörderische Angriff gegen Juden seit dem Holocaust wurde vom dschihadistischen Gaza aus begangen. Dennoch wiederholte er die antisemitischen Lügen und die Propaganda der Hamas bei einer Zeremonie zum Holocaust-Gedenktag, was zur Entfernung von Juden, Nachkommen von Holocaust-Überlebenden, von der Veranstaltung führte.“

Im Dezember hatte Sa’ar angekündigt, die israelische Botschaft in Dublin zu schließen. Er begründete dies mit „doppelten Standards und antisemitischer Rhetorik“ gegen Israel. Irland hat sich der südafrikanischen Völkermordklage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag angeschlossen und den „Staat Palästina“ anerkannt.

Noch 123.000 Überlebende in Israel

Der Gedenktag wird am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau begangen. Sie geschah am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. Am Sonntag veröffentlichte die israelische Behörde, die für die Versorgung der Schoa-Überlebenden zuständig ist, aktuelle Zahlen.

Demnach gibt es im jüdischen Staat noch ungefähr 123.000 Überlebende der Judenvernichtung, das sind etwa 49 Prozent der Überlebenden weltweit. Von ihnen erfuhren 41.751 Verfolgung und 44.334 flohen vor den vorrückenden NS-Truppen, vor allem in der Sowjetunion.

Eine dritte Gruppe wurde während des Zweiten Weltkrieges außerhalb Europas Opfer von Antisemitismus. Sie umfasst 27.630 Überlebende. Diese Juden stammen vor allem aus Marokko und Algerien, wo sie unter dem französischen Vichy-Regime litten, oder aus dem Irak.

Von den Überlebenden sind 61 Prozent Frauen. Etwa 37 Prozent wurden in der ehemaligen Sowjetunion geboren, 17 Prozent in Marokko und 11 Prozent im Irak. 133 Israelis kämpften mit den Alliierten gegen die Wehrmacht. Im Jahr 2024 erhielten Überlebende in Israel insgesamt umgerechnet rund 1 Milliarde Euro an staatlicher Unterstützung.

Ein Drittel der Schoa-Überlebenden kam zwischen der Staatsgründung 1948 und dem Jahr 1951 nach Israel. In den vergangenen 25 Jahren sind 9 Prozent eingewandert. 54 Überlebende immigrierten 2024 in den jüdischen Staat. (eh)

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4 Antworten

    1. So ist es, ich gehe jede Wette ein, von all denen, die jetzt so herumschwurbeln, keiner jemals in Yad Vashem gewesen ist. Es wäre gar nicht nötig, die ehemaligen KZs aufzusuchen, eine einzige Reise nach Jerusalem reicht völlig aus. Aber so viele von denen haben nicht die Eier dafür, es könnte ja ihre Sichtweise auf die Dinge vorkommen vernichten und umkrempeln
      SHALOM ALEJCHEM

      4
  1. Es ist traurig, dass Irland und Belgien so sehr die Israelis hassen.
    Ich konnte mir diesen neuen Hass vor einiger Zeit nicht vorstellen, Irland und Belgien sind ganz böse Beispiele dafür, dass das Leben des Jüdischen Volkes 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz in weiten Teilen dieser Welt gefährdet ist.
    Wie geht es in Deutschland weiter ? Das wird in den nächsten Wochen noch ein wichtiges Thema sein.

    6
    1. @Martin
      Deutschland wird weiter „gegen Rechts“ zu Felde ziehen, dabei ein neues „Ausschwitz“ heraufbeschwören, sollte man … Blablabla

      Die Bedrohung durch Islamisten, Islam freundliche Migranten, antisemitisch sozialisierte Migranten übersieht man dabei gekonnt.
      Ich könnte gerade echt k*tzen!
      Ich habe wirklich große Sorge, wohin wir uns entwickeln.
      Und es ist eine Schande, dass man Israels Bedrohungslage hier so wenig ernst nimmt.

      3

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