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Herzog in Albanien: „Es ist bedeutsam, unter Freunden zu sein“

Bei seinem historischen Besuch in Albanien trifft Israels Staatspräsident Herzog auf Wohlwollen. Die Mutter einer Geisel erhält ein besonderes Geschenk.
Von Israelnetz

TIRANA (inn) – Als erstes israelisches Staatsoberhaupt hat Jizchak Herzog am Donnerstag Albanien besucht. In der Hauptstadt Tirana traf er mit Präsident Bajram Begaj und Regierungschef Edi Rama zusammen. Die Gastgeber verurteilten erneut den Terrorangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober.

Staatspräsident Begaj sagte laut Mitteilung des albanischen Präsidialamtes: „Albanien hat die terroristischen Angriffe der Hamas gegen Israel vom 7. Oktober scharf und unmissverständlich verurteilt. Solche Taten sind beispiellos und nicht zu rechtfertigen.“ Das gelte auch für die Entführung von Frauen, Alten und Kindern.

Er forderte die unverzügliche Freilassung der Geiseln und eine Fortsetzung der humanitären Hilfe für alle Bedürftigen. Zudem äußerte er den Wunsch, das Leiden der Zivilbevölkerung möge ein Ende finden.

Ein weiteres Thema war die Lage auf dem Westbalkan. Begaj sprach die Anerkennung des Kosovo durch Israel an, die eine wichtige geopolitische Bedeutung habe. Sie wirke sich positiv auf die Region aus. Ferner dankte er Israel für die Unterstützung beim Bestreben, das Wissen auf dem Gebiet der Cybersicherheit zu verbessern. Dies sei vor allem nach Angriffen aus dem Iran im Jahr 2022 notwendig.

Juden im Zweiten Weltkrieg beschützt

Begaj bezeichnete Herzogs Besuch als ausgezeichnete Möglichkeit, um neue Wege der Zusammenarbeit zu finden. „Albanien und Israel sind befreundete Länder, die einzigartige historische Ereignisse teilen, die uns für immer verbinden.“ Mit Stolz rief der Präsident in Erinnerung, wie sein Land im Zweiten Weltkrieg Juden Schutz gewährte.

Ende der 1930er-Jahre baten viele Juden Albanien um Aufnahme. Die Einreise war problemlos, jüdische Organisationen unterstützten die Flüchtlinge finanziell. Bis zur deutschen Besatzung ab dem 8. September 1943 waren albanische Juden sicher, danach mussten sie untertauchen, wobei sie von der Gastfreundschaft vieler Bürger profitierten. Die Regierung verweigerte den Befehl, eine Liste aller Juden an die Nationalsozialisten zu übergeben. Kein einziger Jude aus Albanien wurde ausgeliefert. Die Besatzung endete am 29. November 1944.

Zusammen mit dem Bürgermeister von Tirana, Erion Veliaj, nahm Herzog an einer Gedenkzeremonie für die geretteten Juden teil. Auf X wies er darauf hin, dass albanische Muslime und Christen zu der Rettung beigetragen hatten. Er traf auch Kinder von Überlebenden und Angehörige von Gerechten unter den Völkern, die Juden vor der Deportation bewahrt hatten.

Geschenk für Mutter einer Geisel

Bei dem Besuch in Tirana wurde Herzog von der Mutter einer Geisel, Idit Ohel, begleitet. Regierungschef Rama ist bekannt für seine Liebe zur Malerei und Kunst. Als Zeichen der Wertschätzung überreichte er ihr ein Buch mit eigenen Werken. Er versprach, für ihren entführten Sohn Alon zu beten – und betonte, dass es wichtig sei, alle Geiseln zurückzubringen.

Rama formulierte eine „sehr brüderliche Botschaft an alle Eltern der Geiseln“. Dabei sandte er herzliche Beileidswünsche an alle, die ihre Kinder in diesem furchtbaren Augenblick verloren hätten. „Andererseits möchte ich allen anderen wünschen, dass sie ihre Kinder und ihre Lieben so bald wie möglich wieder in ihre Arme schließen können.“

Er sei absolut einverstanden mit jedem Israeli und jedem Juden: Die Welt müsse verstehen, „dass in diesem Krieg so viele Unschuldige ihr Leben verlieren wegen der Notwendigkeit, diesen Teufel von der Erde auszulöschen“. Der Krieg „begann nicht aus dem Nichts, sondern mit einem Gräuel, von dem niemand in unserer heutigen Welt sich vorgestellt hätte, dass er geschehen könnte“.

Wenn jemand über den Krieg spreche, müsse er mit den Bildern von jenem dunklen Tag beginnen, fügte Rama hinzu. „Sonst könnte sich die Geschichte wiederholen. Und das wäre dann nicht die Sünde Israels, sondern die Sünde der gesamten Menschheit.“

Herzog: Albanien steht Israel bei

Herzog sagte: „Es ist besonders bedeutsam, in dieser für Israel schmerzlichen Zeit unter Freunden zu sein, da wir uns der Ein-Jahres-Marke nähern, seit Hamas-Terroristen Israel brutal angriffen.“ Seit jenem dunklen Tag im Oktober habe sich Albanien fest auf die richtige Seite der Geschichte gestellt. „Ihr Land hat immer wieder gezeigt, dass Sie dem Volk Israel beistehen, während wir kämpfen, um unsere Grenzen und unsere Zivilisation zu verteidigen.“

Bei dem Treffen unterrichtete Rama Herzog über Albaniens Absicht, ein Verbindungsbüro in Jerusalem zu eröffnen und damit die Beziehungen aufzuwerten. Das Büro solle sich auf Handel konzentrieren. Vor seinem Besuch in Albanien hatte Herzog Serbien bereist. (eh)

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10 Antworten

  1. Danke für den Bericht. Es ist schön zu lesen, dass Albanien zu den Ländern zählt, die Solidarität mit dem Jüdischen Volk zeigen.
    Da nun auch Serbien mit Israel einen guten Kurs fährt, hoffe ich, dass sich eines Tages alle Balkan-Staaten wieder versöhnen, von Serbien bis Albanien, Israel kann sogar dazu beitragen, dass sich der Kosovo entspannt. Lang lebe Israel. Gott wird es Albanien danken, die Wende zur Israel-freundlichen Welt wird in Etappen erfolgen, doch wir merken in kleinen Dingen, dass sich die Welt zu Israels Gunsten verbessern wird.

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  2. Rama ist absolut einverstanden mit jedem Juden und jedem Israeli. Ich bin es auch! Bemerkenswert, dass er von der Notwendigkeit spricht, „diesen Teufel“ von der Erde auszulöschen. Gibt aber mehrere Teufel: Sinwar und Hamas, Nasrallah, Ayatollah Ali chamenei…
    Dieses Treffen in harmonischem und freundschaftlichem Ton lässt hoffen.

    Im Gegensatz zu einem Treffen in Spanien zw. muslimischer und europ. Länder, die einfach mal über Israels Kopf hinweg
    über die Beendigung des Krieges und einer Zwei-Staaten-Lösund diskutierten. Israel sei nicht eingeladen worden, da es nicht Teil der Kontaktgruppe sei. Sag mal geht’s noch? Ich glaube eher, Borell und Konsorten aus Türkei, Nigeria, Ägypten usw wollten es nicht.

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    1. @Ella: Keine Sorge, die genannten Personen wie Sinwar oder Nasrallah wird es nicht mehr lange geben und was das merkwürdige Verhalten von Spanien oder auch Irland betrifft wird man auch diese Länder schnell wieder in den Griff bekommen und ihnen klarmachen, das Israel unser EWIGER Freund und Verbündeter bleiben wird denen es uneingeschränkt beizustehen gilt!

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  3. Es tut einfach gut zu erfahren, wenn Länder wie Albanien voll und ganz zu Israel stehen! Gott segne beide Länder!

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  4. Sehr interessant, wie sich so ein kleines Land wie Albanien mutig und entschlossen an die Seite Israel und des jüdischen Volkes stellt.
    Selbst im 2ten Weltkrieg hat es diesen ungeheuren Mut gehabt, wie nur ganz wenige Länder, sich eindeutig zu positionieren. Gott sei Lob und Dank. Erstaunlicherweise hat die Besatzung der Nazis bereits im 9/44 aufgehört.
    Das hat den Albanern den Segen Gottes gebracht.
    So gut, davon zu hören.

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  5. @ Redaktion. Eas für ein gefühlvoller Bericht in dieser Zeit. Danke. Danke nach Albanien.

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  6. Huh? Albanien war vor Ausbruch des Weltkriegs nicht frei, sondern von Mussolinis Italien besetzt. Wie konnten da Juden Zuflucht finden? Vielleicht hatte Albanien auch unter italienischer Besatzung eine gewisse Autonomie? Sollte geklärt werden.

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    1. @Christoph Meyer
      Dazu schreibt der Historiker Arno Lustiger in seinem Buch „Rettungswiderstand“:
      „Unter italienischer Besatzung seit April 1939 wurden jüdische Flüchtlinge in Lagern interniert, dort allerdings von der Regierung verpflegt. Aus Serbien Geflohene sollten eigentlich den Deutschen überstellt werden; da die lokalen Verwaltungen die Juden aber nicht meldeten, wurden diese Befehle umgangen. Aus dem Kosovo gelang Hunderten Juden mithilfe italienischer Polizisten, albanischer Ärzte und des Bürgermeisters von Pristina die Einreise nach Albanien.“

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      1. QAna:
        Segen Gottes … aber erst nach Jahrzehnten des extremsten kommunistischen Regimes von Enver Hoxha (sprich: „Hodscha“). Was wohl noch nicht als Segen Gottes zu bezeichnen ist. Und die heutige Realität?

        (mir geht es nicht um Kritiksucht, somdern um historische Präzision).

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