KIGALI (inn) – Der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog hat am Sonntag in Ruanda an einer Gedenkveranstaltung zum Völkermord in dem ostafrikanischen Land teilgenommen. Dieser hatte am 7. April 1994 begonnen. Radikale Hutu töteten damals in 100 Tagen mehr als 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu.
In der Hauptstadt Kigali legte Herzog wie andere Staats- und Regierungschefs einen Kranz am zentralen Mahnmal für den Völkermord nieder. Der israelische Präsident hatte noch ein anderes Anliegen als das Gedenken – Gespräche mit Politikern, die zu einer Freilassung von Geiseln der Hamas führen könnten.
Und so überreichte er dem ruandischen Staatspräsidenten Paul Kagame eine Halskette, mit deren Anhänger Menschen auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam machen. „Das ist für die Freilassung der Geiseln, dafür beten wir alle und wollen sie so schnell wie möglich zurückhaben“, kommentierte Herzog das Mitbringsel laut Mitteilung des Präsidialamtes. „Es sagt: ‚Mein Herz ist in Gaza‘.“
EU-Ratspräsident fordert Freilassung der Geiseln
Auf die Situation der Geiseln ging EU-Ratspräsident Charles Michel in seiner Ansprache bei der Gedenkzeremonie ein. Der Belgier verurteilte den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober und forderte eine unverzügliche Freilassung der Entführten.
Herzog sprach in Ruanda unter anderen mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton. Er schrieb auf der Plattform X mit Blick auf „Völkermord“-Vorwürfe gegen Israel: „Drei Jahrzehnte nach diesen Gräueltaten muss die Welt ehrlich auf die furchtbaren Verbrechen schauen und die Schrecken eines Völkermordes anerkennen – den absichtlichen Versuch, ein Volk auszulöschen. Die Welt darf eine Politisierung von Völkermord nicht zulassen.“
Der israelische Präsident ergänzte: „Die Juden wissen nur zu gut, was es heißt, mit Auslöschung bedroht zu sein. Wir wissen zu gut, was es bedeutet, Opfer von Völkermord, Terror und Hass gegen unser Volk zu sein.“ Beim Versprechen „Nie wieder“ müssten alle zusammenstehen – auch wenn der Iran den jüdischen Staat auslöschen wolle.
Aus Deutschland war die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) mit einer Delegation nach Ruanda gekommen. Die offizielle Gedenkveranstaltung trägt den Namen „Kwibuka 30“. In der Sprache Kinyarwanda hat „Kwibuka“ die Bedeutung „sich erinnern“. Zum Gedenken 30 Jahre nach dem Völkermord gehört auch eine 100-tägige Staatstrauer. (eh)
2 Antworten
Es ist wichtig, an den Völkermord in Ruanda zu erinnern.
Immer wieder erleben wir eine Welt OHNE Menschlichkeit in manchen Ländern.
Heute sind es leider besonders viele Menschen, die von der „Entmenschlichung“ der Regime betroffen sind, auch die Geiseln sind in grausame Art und Weise davon betroffen.
Damals geschah ein grausames, undenkbares Morden in kurzer Zeit, und die Welt hat wie häufig zu spät eingegriffen.
Richtig, Herr Sechting. MZ hat Freundschaft und Projekte mit Ruanda. Z.Zt. sind Jugendliche aus Ruanda in unserer Region im Austausch. Shalom