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Herzl über Ben-Jehuda: „Ich traf einen jungen Fanatiker“

Für sein hebräisches Projekt holte Elieser Ben-Jehuda Wissenschaftler und andere Akteure zu sich ins Boot. Beim Begründer des politischen Zionismus stieß er allerdings auf Unverständnis.
Von Elisabeth Hausen

Elieser Ben-Jehuda, dessen Todestag sich am 16. Dezember zum 100. Mal jährte, war ein glühender Anhänger des Zionismus. Mit der Wiederbelebung der hebräischen Alltagssprache wollte er seinen Beitrag dazu leisten, dass ein funktionierender jüdischer Staat im damaligen Palästina entstehen konnte. Deshalb hatte er auch den Wunsch, dem Begründer des politischen Zionismus persönlich zu begegnen. Doch sein Unterfangen stieß auf wenig Gegenliebe.

Theodor Herzl hatte Ben-Jehuda eingeladen, 1897 am Ersten Zionistischen Kongress in Basel teilzunehmen. Doch dieser hatte, in Jerusalem lebend, mittlerweile die osmanische Staatsbürgerschaft angenommen. Und so konnte er nicht ohne weiteres ausreisen, zumal zu einem Kongress, der die Herrscher des Osmanischen Reiches in Alarmbereitschaft versetzen musste.

Dass Herzl in seinen Schriften die Bedeutung der hebräischen Sprache kein einziges Mal erwähnte, bereitete Ben-Jehuda ernsthafte Sorgen. Er besuchte zunächst in England den führenden Zionisten Max Nordau. Dieser galt als Herzls rechte Hand. Nordau teilte Ben-Jehudas Einschätzung zur Bedeutung der hebräischen Sprache. Er ermutigte ihn, den Zionismusgründer in Basel persönlich aufzusuchen.

Mehrmals knapp verpasst

Nun begann eine regelrechte Odyssee, die das Magazin der jüdisch-messianischen Organisation „Maoz Israel“ in der Ausgabe 6/2019 schildert: Kaum war Elieser mit seiner Frau Hemda in der schweizerischen Stadt eingetroffen, erfuhr er, dass Herzl nach Wien abgereist war. Doch auch dort trafen sie ihn nicht an: Er hatte die Gelegenheit für ein Gespräch mit Kaiser Franz Joseph in Ischl erhalten. Auf dem Weg in den oberösterreichischen Kurort verpassten sie einen Zug und damit auch Herzl, der angesichts ihrer Verspätung nach Wien zurückgekehrt war.

Da Ben-Jehuda für weitere Reisen in Europa kein Geld mehr hatte, begab er sich nach Konstantinopel, wo er mehrere Monate verweilte. Denn er litt unter einem Tuberkuloseausbruch. In dieser Zeit reiste Herzl auf dem Weg nach Jerusalem durch die türkische Stadt. Ein Treffen war wegen Ben-Jehudas Gesundheitszustand jedoch nicht möglich.

Letztlich fuhr der Sprachpionier, als es ihm wieder besser ging, von Konstantinopel nach Wien. Doch das lange ersehnte Treffen brachte nicht den erwünschten Erfolg: Herzl hielt Deutsch für die geeignete Sprache im zukünftigen jüdischen Staat. In sein Tagebuch schrieb er über Ben-Jehuda: „Ich traf auch einen jungen Fanatiker, der versuchte mich zu überzeugen, dass unsere Bewegung es nötig hätte, das Hebräische als unsere nationale Sprache einzuführen!“

In einem Punkt nahm Herzl den „jungen Fanatiker“ allerdings ernst. Vor dessen geplanter Reise nach Jerusalem warnte Ben-Jehuda vor möglichen Mordanschlägen, wenn er nach Palästina reise. Er schrieb ihm über Konstantinopel: „Die Juden sprechen hier leise über den Zionismus, sogar nur flüsternd und mit Andeutungen. Sie kommen ausschließlich mit Leuten zusammen, die ihnen sehr nahe stehen.“ Denn die osmanischen Behörden waren dem zionistischen Projekt alles andere als wohlgesonnen.

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Eine Antwort

  1. Die Wieder-Belebung der tot-gesagten Sprache ist ein Wunder und durchaus mit dem Wunder der Belebung von toter Materie zu lebenden Lebewesen zu vergleichen. Dabei treten interessante Unterschiede ans Tageslicht.

    Lebendiges Leben „findet statt“ nur vor noch imaginärer Zukunft, aber nach schon abgeschlossener Vergangenheit. Sprache wird – dazu im Gegensatz – in seiner schriftlichen Form auch speicherfähig. Allerdings braucht es für die richtige Interpretation der geschriebenen Wörter jeweils lebendige Leser.

    Das biblische Ur-Wort ES WERDE LICHT wurde bisher interpretiert mit dem Bedeutungsschwerpunkt LICHT. Dem ES und dem WERDE (ebenfalls göttlichen Ursprungs) wurde bislang keine Bedeutung beigemessen. Das kann sich ändern. Ebenso, wie man dem Licht nicht mehr nur einen physikalischen optischen Wert zuordnet, sondern einen geistigen.

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