Das rund 50 Zentimeter hohe Kunstwerk "von außerordentlicher künstlerischer Qualität" zeige eine nackte Figur, die auf einen Stab gelehnt auf einem Sockel gestanden habe. Die Experten identifizierten auch ein Löwenfell. Gemäß der griechischen Mythologie habe der starke Herkules zwölf Löwen erschlagen.
Herkules war als Sohn von Zeus und Alamene aus Electyron in Theben geboren. Er galt als "der stärkste Mann auf Erden". Bei Griechen und Römern war er ein Symbol von Macht, Mut und übermenschlicher Kraft.
Der Fundort Horvat Tarbenet liegt im Jesreel-Tal vier Kilometer nördlich von Afula. Im dritten Jahrhundert gab es in Tarbenet eine jüdische Siedlung, die im Jerusalemer Talmud (Megilla 4, 5) erwähnt ist. Bei der Notgrabung wurden Wohnhäuser und ein großes Wasserbecken freigelegt, das möglicherweise Teil eines römischen Badehauses war. Das Badehaus wurde schon im Altertum nicht mehr benutzt. In dem mit Erde, Tonscherben und Glas gefüllten Wasserbecken wurde auch das Marmorfragment der Herkulesstatue gefunden. An der Ausgrabungsstätte fanden die Archäologen Spuren von der römischen und byzantinischen Periode bis zur islamischen Zeit.
Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts führte über die Fundstelle eine Eisenbahnlinie, die Damaskus mit Haifa verband. Es handelte sich um eine Abzweigung der berühmten Hedschasbahn, eine Pionierleistung der Osmanen, die Damaskus mit dem 1.322 Kilometer entfernten Medina bei Mekka im heutigen Saudi-Arabien verband. Die Verwaltung der Bahn befand sich damals in Haifa, der Hafenstadt im heutigen Israel. Der Bau der Eisenbahnlinie war Heinrich August Meißner Pascha (1862–1940) anvertraut, einem deutschen Ingenieur, der ab 1887 für Eisenbahnen im Osmanischen Reich tätig war.