TEL AVIV / JERUSALEM (inn) – Angehörige von Geiseln und Hinterbliebene haben am Montag in Tel Aviv eine Gedenkzeremonie zum Jahrestag des Hamas-Massakers veranstaltet. Dabei wurde Kritik an der israelischen Regierung laut. Sie müsse Verantwortung dafür übernehmen, dass sie am 7. Oktober 2023 Israels Süden im Stich gelassen habe.
Einer der Redner war Rafi Ben-Schitrit. Er trauert um seinen Sohn Schimon Alroy Ben-Schitrit, der am Tag des Großangriffes im Kampf gegen Hamas-Terroristen fiel. Er sagte laut der Onlinezeitung „Times of Israel“, eine nationale Gewissensprüfung sei nötig. „Heilung beginnt mit der Übernahme von Verantwortung.“
Ben-Schitrit fügte an: „Mein geliebter Sohn und andere heldenhafte Soldaten übernahmen Verantwortung, opferten sich und gaben ihre Leben hin. Aus der Tiefe des schmerzerfüllten Herzens, aus Liebe und Sorge für dieses Land, und nicht aus irgendeinem politischen Grund, rufe ich von dieser Bühne aus zur Gründung einer staatlichen Untersuchungskommission auf, um die Katastrophe vom 7. Oktober tief und umfassend zu untersuchen.“ Premierminister Benjamin Netanjahu (Likud) meint hingegen, eine Untersuchung solle bis nach dem Krieg warten.
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Familien von Geiseln und anderen Opfern hatten die Veranstaltung im Tel Aviver Jarkon-Park organisiert. Sie wollten damit eine Alternative zur staatlichen Zeremonie bieten, die vorab aufgezeichnet wurde. Der Regierung warfen sie vor, ihre Zeremonie zu nutzen, um sich der Verantwortung zu entziehen.
Raketenbeschuss: Teilnehmerzahl begrenzt
Ursprünglich wollten 40.000 Menschen zu der alternativen Gedenkveranstaltung kommen. Doch aus Sicherheitsgründen ließ das Heimatfrontkommando nur etwa 2.000 zu. Grund war der anhaltende Raketenbeschuss auf Israel aus dem Gazastreifen, dem Libanon und mitunter auch dem Jemen.
Der Vater der getöteten Wachsoldatin Hadar Miriam Cohen vertrat nach eigener Aussage 14 junge Soldatinnen, die an jenem Samstag getötet wurden: „Wir sind ihre Stimmen. Ich möchte, dass jeder diesen Töchtern zuhört, die von unter der Erde zu uns schreien.“
Hauptorganisator war Jonathan Schamris, dessen Bruder Alon Schamris von der Hamas nach Gaza verschleppt und am 15. Dezember versehentlich von der Armee getötet wurde. Er erzählte, wie er den 7. Oktober im Bunker erlebt hatte: „Es war ein Tag ohne Armee, ohne Staat – ein Tag, an dem alles, was wir hatten, wir selbst waren, die Bürger. So sieht Im-Stich-Lassen aus.“ Es gebe kein persönliches Beispiel, keine Vision, keine Führung, keine Verantwortlichkeit.
Netanjahu: Weiterkämpfen, solange Existenz bedroht ist
Bei der offiziellen Zeremonie sagte Netanjahu, Israel sei nicht besiegt. „Wir haben enorme geistige Kraft mobilisiert.“ Bei Treffen mit Soldaten, Verwundeten und Hinterbliebenen habe er immer wieder die Botschaft gehört: „Die Kampagne darf nicht vorzeitig beendet werden.“
Netanjahu ergänzte: „Solange der Feind unsere Existenz und den Frieden unseres Landes bedroht, werden wir weiterkämpfen. Solange unsere Geiseln in Gaza sind, werden wir weiterkämpfen. Wir werden keinen von ihnen aufgeben. Ich werde nicht aufgeben.“ Zum Abschluss sagte er: „Gemeinsam werden wir weiterkämpfen, und gemeinsam – mit Gottes Gnade – werden wir gewinnen.“ Verantwortung für die verheerenden Folgen des Massakers übernahm er auch am Jahrestag nicht.
Smotritsch und Gallant gestehen Fehler ein
Hingegen schlugen außerhalb der Zeremonie zwei Kabinettsmitglieder andere Töne an. Finanzminister Bezalel Smotritsch (Religiöser Zionismus) wurde in einem Livestream der Nachrichtenseite „Ynet“ gefragt, ob er um Vergebung bitten wolle. Als Antwort bekundete er Bedauern. Es gebe viel, für das man um Entschuldigung bitten müsse: „Der Staat Israel, den wir alle lieben und schätzen, war Dutzende Stunden für viele seiner Bürger, die sich in Bunkern, Schränken und auf Dachböden versteckten, nicht da.“
Verteidigungsminister Joav Gallant (Likud) schrieb am Montagabend auf X, er habe eine Tour durch Gemeinden gemacht, die am Tag des Massakers angegriffen wurden: „An jenem Schabbat sind wir in unserer Mission gescheitert, die Bewohner des Südens zu beschützen.“ Gallant fügte hinzu: „Es ist unsere Pflicht, die Lektionen zu lernen, sie in unsere Aktionen umzusetzen und zu gewährleisten, dass es nie wieder so eine schwere Katastrophe geben wird.“
„Mit Freuden ernten, was wir mit Tränen gesät haben“
Staatspräsident Jizchak Herzog ging bei der offiziellen Zeremonie auf die Geiseln ein: „Seit einem Jahr werden jetzt, in einem abscheulichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, unsere Brüder und Schwestern von Mördern gefangen gehalten. Ihre Stimmen schreien zu uns von unter der Erde – nicht weit von hier – und flehen.“
Herzog sagte weiter: „Die Heiligkeit des Lebens, die in unseren Adern als Nation fließt, verpflichtet uns, vor allem die Führung, das höchste menschliche, jüdische und israelische Gebot zu erfüllen: sie heimzubringen. Einige für Genesung und Heimkommen, und einige für ein angemessenes Begräbnis.“
Er sprach vom „unzähmbaren israelischen Geist“ und nahm Bezug auf Psalm 126: „Wir werden weiter bauen, und wir werden mit Freude ernten, was wir mit Tränen gesät haben.“ (eh)
5 Antworten
Es müssen Viele Verantwortung übernehmen: Die Israelische Regierung für die Sicherheitsversäumnisse vor und während des 7.Oktobers. Vor allem aber Deutschland u.a. Länder, weil sie stets nur halbherzig für Israel kämpfen oder GEGEN Israel sind. Wir tragen mit Verantwortung dafür, dass der Krieg so lange dauert und dass in der Öffentlichkeit ständig Israel an den Pranger gestellt wird.
Glasnost und Perestreuka: Das wünsche ich mir heute, das bekommen wir leider nur selten geboten.
Die Trauer ist groß, und es wird noch eine schwere Zeit dauern, bis Israel am Ende siegen wird !
Möge es ald geschehen: „Wir werden weiter bauen, und wir werden mit Freude ernten, was wir mit Tränen gesät haben.“!
Ich wünsche dem Staat Israel – der IDF – den größtmöglichen Erfolg in möglichst kurzer Zeit … mögen die Wunden heilen, möge eine strategisch kluge Situation, möge zur rechten Zeit ein gerechter Frieden entstehen! * SHALOM!
Smotritsch und Gallant gestehen Fehler ein. Hamas und Hisbollah fehlerfrei…
Stimme zu. Allerdings, jeder Fehler den sich Israel in Puncto seiner Sicherheit leistet, siehe Jom Kippur, verursacht Schmerz und Leid. Die Judenmörder warten nur darauf.