JERUSALEM (inn) – Die Israelische Nationalbibliothek stellt die heiligen Bücher äthiopischer Juden auf ihrer Website zur Verfügung. Bisher hatten nur Privatpersonen oder Synagogen Zugang zu den Manuskripten. Nun werden sie mithilfe eines neuen Digitalisierungsprojektes eingescannt, um sie online für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies ergab kürzlich ein Treffen zwischen Leitern der Nationalbibliothek und der ethnisch-religiösen Gruppe äthiopischer Juden, die sogenannte „Beta Israel“.
Die Manuskripte liegen in der altäthiopischen Sprache „Ge’ez“ vor. Sie umfassen den Oktateuch – das sogenannte „Orit“ unter äthiopischen Juden –, das heißt die ersten acht Bücher des Alten Testaments der griechischen Septuaginta. Dies sind die fünf Bücher Mose (Pentateuch) sowie die Bücher Josua, Richter und Ruth. Dazu kommen die jüdischen apokryphen Bücher von den Jubiläen und Henoch sowie die Gebetsbücher wie das Buch der Psalmen. Weitere heilige Bücher stammen von Nachkommen religiöser Leiter der äthiopischen Juden, der sogenannten „Kesim“.
„Seit über 70 Jahren arbeitet die Bibliothek daran, Bilder hebräischer Manuskripte zugänglich zu machen, sei es als Fotografien, Mikrofilm oder digitale Technologie“, erklärte Jizchak Gila, ein Leiter der Nationalbibliothek. „Alle sind online verfügbar, und wir sind glücklich darüber, das ‚Beta-Israel‘-Erbe zu dieser digitalen Sammlung hinzuzufügen.“
Zusammenarbeit bei der Bereitstellung
An dem Digitalisierungsprojekt arbeitet die Nationalbibliothek gemeinsam mit dem Äthiopischen Zentrum für jüdisches Erbe und dem „Orit Guardians“-Programm der Universität Tel Aviv. Bisher wurden 17 Manuskripte eingescannt; diese werden bald online gestellt.
Laut Naftali Avraham, dem Leiter des Äthiopischen Zentrums für jüdisches Erbe, ist die Dokumentation und Erhaltung der heiligen Bücher äthiopischer Juden eines der Hauptziele des Zentrums. „Dank der Zusammenarbeit mit den ‚Kesim‘ konnten wir in den letzten Jahren viele Geheimnisse der Tradition und des reichen Erbes der äthiopischen Juden dokumentieren“, sagte er. „Ich freue mich, dass das Zentrum auch bei diesem Projekt die ‚Kesim‘ auf die Bedeutung der Bereitstellung von Büchern aufmerksam gemacht hat und sie sich dem Projekt angeschlossen haben.“
Die Zusammenarbeit mit dem Äthiopischen Zentrum für jüdisches Erbe und der Nationalbibliothek sei „ein sehr wichtiger Mehrwert für unsere weitere akademische Tätigkeit“, sagte Dalit Rom-Schiloni, Professorin der Universität Tel Aviv. „Diese Kulturschätze sind zweifellos Teil des Erbes der Gemeinde. Sie verdienen es, einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt zu werden, während sie weiterhin bei ihren Besitzern in den verschiedenen Gotteshäusern aufbewahrt werden.“ (vbr)
2 Antworten
Die äthiopischen Juden sind eine Bereicherung für Israel, auch wenn ihre Integration nicht immer einfach war und ist. Jedenfalls dienen sie in der israelischen Armée, man sieht ihre Fotos leider unter denen der Gefallenen. Soweit ich weiss, gibt es noch Rabiner, die die äthiopischen Juden nicht als sozusagen vollwertige Juden ansehen, weil sie den Talmud nicht kennen. Aber wie Ariel Sharon seinerzeit sagte, „wer sich als Jude fühlt und in der israelischen Armée sein Leben für das jüdische Volk einsetzt, ist Jude“.
Ich musste bei dem Bericht sehr an die Apostelgeschichte denken, als Philippus „den Kämmerer aus Äthiopien “ auf der Landstraße traf, der auf dem Weg nach Jerusalem war, um anzubeten. Er verstand das Evangelium aus Jesaja 53 nicht, aber Philippus klärte ihn auf, der Kämmerer ließ sich taufen und zog fröhlich seines Weges.
Schon als Kind hat mich diese Geschichte aus der Kinderbibel gefesselt.
Heute gehören die Äthiop. Juden wohl zu den Minderheiten in Israel. Aber sie haben viel zu erzählen und geben viel von sich.