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Hebräischkurs in Gaza: Den „Feind“ verstehen

GAZA (inn) – Palästinensische Studenten können an der Islamischen Universität in Gaza ab jetzt einen Abschluss in Hebräisch machen. Der Kurs zielt aber nicht etwa auf einen möglichen Austausch zwischen Israelis und Palästinensern. Laut der Hamas-Regierung soll er lediglich dazu dienen, den „feindlichen Nachbarn“ Israel besser zu verstehen.
19 Studenten an der Universität Gaza sitzen ab jetzt auch über Hebräischbüchern.

19 Studenten sind im ersten Durchgang des Kurses bis jetzt angemeldet. Die Schüler lernen das Sprechen von Hebräisch unter anderem durch Rollenspiele, in denen sie Dialoge führen müssen. Zwischen Arabisch, der offiziellen Sprache im Gazastreifen, und Hebräisch gebe es wegen des semitischen Ursprungs einige Gemeinsamkeiten, sagte Kamal Hamdan, Dozent des Kurses.
Einige der Studenten belegen den Kurs, um israelische Radio- und Fernsehnachrichten verstehen zu können, berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Besonders während der „Operation Wolkensäule“ sei es frustrierend gewesen, die israelische Berichterstattung nicht verfolgen zu können, sagte eine Studentin. Die Hamas-Regierung wünscht sich, dass einige der Studenten Hebräisch-Lehrer werden, um die Sprache auch an Schulen intensiver zu unterrichten. Laut „Yediot Aharonot“ gebe es bereits an 16 Schulen im Gazastreifen die Möglichkeit, Hebräischkurse zu belegen. „Wenn Juden unser Land besetzen, müssen wir ihre Sprache verstehen“, sagte Somajia Nachala, eine Sprecherin des Bildungsminsteriums. Die Studenten müssten verstehen, was in Israel vor sich gehe, besonders in Bezug auf Kriege, medizinische Versorgung und das Westjordanland.
Ungeachtet der Intention der Hamas, die nur auf ein „Verstehen“ zielt, könne die neu erlernte Sprache auch zur Verständigung mit Israelis beitragen, sagte der israelische Friedensaktivist Gerschon Baskin. Das Potential, Weltanschauungen zu verändern, sei damit geschaffen. Durch das Internet könne ein direkter Kontakt zueinander sowieso nicht verhindert werden.
Hebräisch ist besonderes älteren Einwohnern des Gazastreifens vertraut. Viele Palästinenser arbeiteten in Israel oder lernten die Sprache in israelischen Gefängnissen. Israelis seien früher zum Beispiel für Einkäufe oder Restaurantbesuche regelmäßig in den Gazastreifen gereist, berichtet „Yediot Aharonot“. Mit Beginn der ersten sogenannten Intifada 1987 stellten Israelis ihre Besuche in dem Gebiet ein. Seit der zweiten „Intifada“ im Jahr 2000 dürfen Palästinenser aus dem Gazastreifen nicht mehr nach Israel einreisen, in bestimmten Fällen gibt es jedoch Ausnahmegenehmigungen. Seit dem Rückzug Israels aus dem Gebiet im Sommer 2005 und der Machtübernahme der Hamas im Jahr 2007 gibt es nur noch selten direkten Kontakt zwischen den beiden Seiten.

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