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„Hamas hat vor allem Angst vor Kinderlachen“

Bei einer Solidaritätsveranstaltung nahe der Gaza-Grenze dankt eine israelische Kommunalpolitikerin christlichen Unterstützern. Sie spricht vom gemeinsamen Kampf gegen die Finsternis.
Von Elisabeth Hausen

EIN HABSOR (inn) – Die Vorsitzende des südisraelischen Regionalrates Eschkol, Michal Usiahu, hat sich bei Christen für deren Unterstützung bedankt. Sie sprach am Dienstag auf einer Solidaritätsveranstaltung der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) im HaBsor-Park. Dieser liegt 8 Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen entfernt, zwischen HaBsor, Be’eri und Ofakim.

Das Gebiet des Regionalrats Eschkol ist besonders vom Terrormassaker der Hamas am 7. Oktober 2023 betroffen. Es umfasst 32 Gemeinden in der Wüste Negev. Von den rund 17.000 Einwohnern wurden 255 getötet und 122 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Die Hamas habe einen Angriff gegen die Zivilisation verübt, sagte die Kommunalpolitikerin. Doch: „Die Kräfte der Finsternis werden nicht gewinnen, weil wir die Menschen des Lichtes sind.“

Usiahu wurde 1977 im Sinai geboren. Wenige Jahre später musste ihre Familie wie alle anderen Israelis das Gebiet räumen – für Frieden mit Ägypten. Nachdem sich Israel 2005 auch aus dem Gazastreifen zurückgezogen hatte, habe die Hamas die internationalen Hilfsgelder in den Aufbau einer „Hassinfrastruktur“ investiert. Trotz der Raketenangriffe hätten sich die Israelis für das Leben entschieden.

„Christliche Israelfreunde wollen keine Finsternis“

Für Usiahu ist das Leben in Eschkol „95 Prozent Himmel und 5 Prozent Hölle“. Die Bewohner konzentrierten sich auf den Himmel. Deshalb hätten sie auch keine Traumazentren, sondern Resilienzzentren, das klinge hoffnungsvoller. Nun stünden Christen aus aller Welt zusammen, sie wollten keine Finsternis. Schon eine einzige Kerze könne die Dunkelheit vertreiben.

Hoffnung macht der Politikerin die junge Generation im Kibbuz Be’eri, der bei dem Massaker 102 Bewohner verloren hat. Denn sie baue den verwüsteten Ort wieder auf. Die Hamas fürchte sich nicht vor den Panzern und den heldenhaften israelischen Soldaten. Angst bereite ihr vielmehr „der Klang von Kinderlachen in unseren Gemeinden“.

In einer Notlage gelte es, weder hilflos noch allein zu sein. Das habe sie ihren Kindern am 7. Oktober im Schutzraum gesagt. Usiahu bedankte sich bei den Christen dafür, dass sie die Israelis genau daran erinnerten. Bereits in den Jahren vor dem Massaker hatte die ICEJ die Region Eschkol beim Bau von Schutzbunkern unterstützt.

Dank aus Be’eri

Aus Be’eri war Nicole Carbone mit ihrem Vater Alex zu Gast. Er überlebte das Massaker in dem Kibbuz. Nicole, die in Javne südlich von Tel Aviv lebte, telefonierte an jenem schwarzen Schabbat mit ihrer Mutter, die allein im Schutzraum ausharrte. Als die Terroristen in ihr Haus einbrachen, beendete die Mutter das Gespräch. So musste ihre Tochter nicht mithören, wie sie ermordet wurde.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Nicole Carbone und ihr Vater Alex: „Du bist mein Held. Ich liebe dich.“

Nach dem Terrorangriff wurden die Überlebenden aus Be’eri in ein Hotel am Toten Meer evakuiert. Etwa 1.000 Bewohner waren dort zusammen, fern von ihrer vertrauten Landschaft. Nun seien sie im Kibbuz Hazerim westlich der Wüstenhauptstadt Be’er Scheva untergekommen – „der letzte Halt vor der Rückkehr“, wie Nicole Carbone es ausdrückte. Bereits vier Tage nach dem Massaker hatte die Druckerei in Be’eri ihre Arbeit wieder aufgenommen. Sie versorgt Israel unter anderem mit Führerscheinen.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
„Dfus Be’eri“ steht auf dem T-Shirt von Alex Carbone – „Be’eri-Druck“

Carbone hat nach eigener Aussage durch die schlimmen Ereignisse gelernt, das Leben zu schätzen und dankbar für jede Person zu sein, die da ist. Den Christen dankte sie für die Unterstützung – und dafür, dass sie mit ihrer Hilfe wieder lerne, anderen Menschen zu vertrauen.

Sicherheitschef sollte 16 Gemeinden gleichzeitig helfen

Der Sicherheitschef von Eschkol, Ilan Isaacson, schilderte seine schwierige Lage am Tag des Massakers: Aus 16 Gemeinden habe er aktuelle Informationen und Anfragen erhalten. Und auch seine eigene Tochter habe ihn um Hilfe gebeten, sie verbrachte letztlich zehn Stunden im Schutzraum ihrer Großmutter. Viele Sicherheitskräfte, die auf der Hauptstraße von Eschkol unterwegs zu den Kibbuzim waren, seien dort von Terroristen getötet worden.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Alex Carbone im Gespräch mit Sicherheitschef Isaacson (l.), rechts im Hintergrund Tochter Nicole

Aus Isaacsons Sicht wird die Gefahr aus dem Gazastreifen in den kommenden Jahren nicht gebannt sein, obwohl Israel die Hamas besiege. Denn 2,2 Millionen Palästinenser würden zum Hass erzogen. Sie würden sich nicht ändern. „Wir müssen besser und stärker werden.“ Die Menschen in den Gemeinden sollten sich nicht nur sicher fühlen. „Sie sollen Sicherheit haben.“ Daran arbeite er.

Elischa Misrachi vom Jüdischen Nationalfonds erinnerte daran, dass die ICEJ am 5. Oktober 2023 den Be’eri-Nationalpark eingeweiht und Bäume gepflanzt hatte. Dieser befinde sich nur wenige hundert Meter von einer der Stellen entfernt, an denen Terroristen der Nuchba-Einheit der Hamas zwei Tage später der Durchbruch gelang. Der Wald soll wieder aufgeforstet werden. Misrachi betonte, nicht nur die finanzielle Unterstützung durch die Christen sei wichtig. Die Solidarität sei wie eine Umarmung.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Internationale Gäste bei der Solidaritätsveranstaltung: Schattenplätze waren beliebt
Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Auch die Schweiz und Deutschland waren vertreten

An der Solidaritätsveranstaltung nahmen Christen aus 50 Ländern teil – darunter die Philippinen, Singapur, die Fidschi-Inseln, Südafrika und Brasilien. Sie bildete den Auftakt der diesjährigen ICEJ-Feierlichkeiten zum Laubhüttenfest Sukkot, das am Mittwochabend begann.

Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Christen setzen Tulpenzwiebeln

Die Christen konnten sich auch an einer konkreten Aktion beteiligen: Die ICEJ hatte Tulpenzwiebeln zum Setzen und Blumenerde vorbereitet. Diese sollen auf dem Gelände des Nova-Festivals in Re’im eingesetzt werden – in Form eines roten Herzens und einer gelben Schleife, des Symbols der Solidarität mit den Geiseln.

Pastor aus Sderot: Vor dem Haus wurden Menschen getötet

Im Wüstencamp Kfar HaNokdim zwischen Arad und Massada kamen die Teilnehmer wieder zusammen. Der Pastor der messianischen Gemeinde „City of Life“ in Sderot, Michael Beener, erzählte dort, wie er den 7. Oktober 2023 erlebt hatte: Er sei früh aufgewacht, was für einen Pastor am Schabbat nichts Besonderes sei. Als der Raketenalarm gegen 6.30 Uhr losging und sie im Schutzraum mitbekamen, was geschah, habe seine Frau Dina es nicht glauben wollen.

Doch dann hätten Terroristen auf ihre Fenster geschossen, und sie hätten gehört, wie draußen Menschen ermordet wurden. Normalerweise beten die Beeners bei Alarm nicht für sich selbst, sondern für Israel. Diesmal hätten sie Gott um Bewahrung für ihre Familie gebeten.

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